Calvin Kiesel

Filterblasen und Echoräume
Eine Herausforderung für die moderne Öffentlichkeit

Filterblasen und Echoräume sind in der jüngeren Vergangenheit – etwa von Eli Pariser – als mit neuen Medientechnologien verbundene Phänomene beschrieben worden, die gesellschaftlich schädlich sein können, weil sie dem öffentlichen Diskurs das Potenzial zur Konfrontation divergierender Überzeugungen rauben. Es soll überlegt werden, wie solche Gefahren besser verstanden werden können, wenn sie mit dem Konzept der Öffentlichkeit als einem philosophischen und emanzipatorischen Grundbegriff der Moderne konfrontiert werden.

Dabei wird in drei Schritten vorgegangen. Erstens sollen zentrale Aspekte des Öffentlichkeitsbegriffs skizziert werden, die sich in der modernen philosophischen Tradition von Kant bis Habermas herausgebildet haben und als normative Kriterien zur Kritik von Medienphänomenen dienen können – so die Leitvorstellung des freien und kritischen Vernunftgebrauchs in sich wandelnden öffentlichen Medien. Zweitens wird auf postmoderne Theorien zurückgegriffen werden, um zwei markante Aspekte der Filterblasen und Echoräume fokussieren zu können. Es soll einerseits Jean-François Lyotards Theorie der Postmoderne genutzt werden, um das austauschlose Nebeneinanderbestehen von Diskursformationen zu akzentuieren. Andererseits wird unter Bezugnahme auf Friedrich Kittlers Medientheorie die Tendenz der Fremdbestimmung durch Medientechnologien betrachtet, die der betroffenen Person von dieser nicht bewusst ausgewählte Informationen berechnend zuspielen. Drittens sollen diese zentralen Charakteristika durch eine Konfrontation mit dem modernen Öffentlichkeitsbegriff kritisiert werden, was postmoderne Theorien in ihrer selbst fragwürdigen Verabschiedung zentraler Werte der Moderne zumeist verabsäumen. Dadurch wird nicht bestritten, dass postmoderne Theorien wertvolle Erkenntnisse in der Analyse neuer Medientechnologien befördern können, aber behauptet, dass zu deren Kritik die Orientierung an zentralen normativen Kategorien der Moderne weiterhin nötig ist.

Calvin Kiesel

Mailadresse: ckiesel@gmx.at
Studienrichtung: Philosophie
Forschungsinteressen: Kant, Postmoderne, Geschichtsphilosophie, Ethik

Berufserfahrung:

  • Studienassistent am Institut für Germanistik der Universität Wien (2014)
  • Lehrer in den Fächern Deutsch und Psychologie/Philosophie am Stiftsgymnasium Melk (seit September 2017)