Jacqueline Hackl

Susanne Maurer stellt 2009 in ihrer Forschungsnotiz „Das weibliche akademische Subjekt“ einige Fragen, und weist damit auf eine Forschungslücke hin:  „Wie sich ‚weibliche Subjekte’ im Feld des Akademischen […] situieren konnten, welche Strategien der Teilhabe sie vor dem Hintergrund ihres ‚systematischen Ausschlusses‘ entwickelten und wie sie ‚das Akademische‘ selbst reflektierten? […] Feministisch-kritische Studien, die vor diesem Hintergrund die unterschiedlichen Versuche, sich als ‚denkende Frau‘ zu entwerfen und auch zu autorisieren, (werk-)biographisch rekonstruieren und in einer machtanalytischen Perspektive mit diskurs- und bewegungsgeschichtlichen Kontexten verknüpfen, stehen noch weitgehend aus.“ (Maurer 2009, S.130) 
Dies als Ausgangspunkt nehmend, werden Biographien von Wissenschaftlerinnen Gegenstand der Arbeit sein, die Rekonstruktion der Subjektbildungsprozesse als Wissenschaftlerinnen unter macht- und gendersensibler Perspektive. Die Arbeit verortet sich damit in der bildungswissenschaftlichen Geschlechterforschung.  
Biographische Studien sind insbesondere auch in Anbetracht der Reproduktionsmechanismen bezüglich des asymmetrischen Geschlechterverhältnisses in der Wissenschaft bedeutend: So ist das wissenschaftliche Personal, besonders die Hierarchie-Ebenen betrachtend, noch immer stark von Ungleichheit geprägt. Meist werden Disziplinen thematisiert, die schon im Studium einen geringen Frauenanteil aufweisen – besonders bemerkenswert scheint aber gerade auch die Situation in Disziplinen wie der Bildungswissenschaft, wo sich die Geschlechterverhältnisse von einem Frauenanteil von ungefähr 80 % unter Studierenden bis zu einem Frauenanteil von circa 35 % unter Professor_innen sehr asymmetrisch zeigen. (u.a. Beaufays/Krais 2005 und Gstöttner 2014) 
Für die geplante Masterthesis ist angedacht mit einer gendertheoretischen Rahmung nach Butler zu arbeiten. Butlers Konzept der Subjektivation (Butler 2013) sieht den Subjektbildungsprozess wesentlich von Anrufung und Umwendung geprägt. Auf diese Konzepte fokussierend, wurde folgende vorläufige Fragestellung formuliert: 
Wie positionieren/entwerfen sich (Erziehungs-/Bildungs-)wissenschafterinnen?  
Welche Bezugnahmen auf Wissenschaftlichkeit und Gender finden sich in ihren Biographien? 
Welche Anrufungen (nach Butler) können herausgearbeitet werden? Wie wurde darauf reagiert?  

Die Fragestellung zielt also zunächst auf Positionierungen als Wissenschafterinnen ab, deren Subjektbildungsprozesse, wobei angenommen wird, dass dabei Anrufungen in Bezug auf Wissenschaftlichkeit und in Bezug auf Geschlecht wirken. Ob und ggf. wie diese thematisiert werden, soll mittels eines Zugangs über Biographieforschung möglichst offengehalten erforscht werden, um Annahmen nicht bloß zu reproduzieren. 
Es wird also mit biographisch-narrativen Interviews gearbeitet, die im Laufe des letzten Semesters erhoben wurden. Die Transkripte dieser Interviews werden dann mittels eines Grounded Theory – basierten Vorgehens bearbeitet, angelehnt an der Methode von Dausien (1996), welche sie für ihre Dissertation ausführlich beschrieb. 

Jacqueline Hackl

Jacqueline Hackl 
Mailadresse: ja.hackl@yahoo.at

Ich studiere seit Sommersemester 2014 im Master Bildungswissenschaft und habe dabei meinen Schwerpunkt auf Biographieforschung und Geschlechterforschung gelegt. Im Arbeitsbereich „Bildung und Beratung im Lebenslauf“ von Bettina Dausien war ich Tutorin und Wissenschaftspraktikantin und schreibe nun auch betreut von Bettina Dausien meine Masterarbeit zum Thema „Das weibliche akademische Subjekt“? Re-Konstruktionen zu Biographien von Wissenschafterinnen*.  Dazu habe ich im Rahmen eines Auslandssemesters in Deutschland bereits biographisch-narrative Interviews erhoben, zurzeit arbeite ich an der Transkription und ersten Interpretationsschritten, ab Oktober arbeite ich auch im Rahmen einer Forschungswerkstatt am Institut weiter.