Lea Raabe

Radikalisierung durch Privatisierung – Diskursanalyse digitaler Teilöffentlichkeiten im Kontext der Neuen Rechten 

Mit dem Web 2.0 sind viele Hoffnungen auf eine positive, demokratiefördernde Entwicklung im Kontext politischer Partizipation aufgekommen, doch vermehrt zeichnen sich dort auch demokratiegefährdende Phänomene wie Fake News, Hass-Postings, die Abschaltung von Kommentarspalten etc. ab. Die sozialwissenschaftliche Forschung zeigt zudem negative Einflüsse durch so genannte Filter Bubbles und Echokammersysteme auf. Die in diesem Zusammenhang vertretene These lautet: Internetnutzerinnen und -nutzer werden durch ihr individuelles Browsing-Verhalten und die hinter den Internetangeboten stehenden Algorithmen immer weniger mit ideologisch unterschiedlichen Meinungen konfrontiert und sind somit häufig nur einer Seite des politischen Spektrums ausgesetzt: »In this sense, many – indeed nearly all – users exist in so-called echo chambers.«(Flaxman/Goel/Rao 2016: 20)   Im Kontext zunehmend aufkommender Machtkämpfe um die Deutungshoheit innerhalb strukturell öffentlicher Online-Diskurse scheint es so, als ob die Erörterung von Fragen, die alle etwas angehen, immer schwieriger wird. Öffentlichkeit scheint zunehmend fragmentiert – Online-Diskurse scheinen eine in Teildiskurse zerfallende Öffentlichkeit zu fördern.  
In digitalen Diskursen wirkt es, als sei die prinzipiell offen und partizipationsfördernd strukturierte Online-Öffentlichkeit in hermetische1 und privatisierte Teilöffentlichkeiten untergliedert. Hier könnte – als arbeitsleitende These formuliert – diskursive Hermetisierung radikalisierend wirken, indem die Nutzerinnen und Nutzer stets nur ihren eigenen ideologischen Vorstellungen ausgesetzt sind. Dieses Phänomen soll anhand der Internetauftritte der Neuen Rechten untersucht und mithilfe der Diskursanalyse nach Ernesto Laclau und Chantal Mouffe (vgl. Laclau/Mouffe 1985) dechiffriert werden.  

Lea Raabe

Lea Raabe (lea.raabe@uni-passau.de) hat im Bachelor „Europäische Studien/Études européennes“ an der Universität Paderborn und der Université du Maine, Le Mans (FR), sowie den Master „Governance and Public Policy“ an der Universität Passau studiert. Seit dem Sommersemerster 2016 arbeitet sie als Dozentin im Bereich Politikwissenschaft und war als wissenschaftliche Koordinatorin am DFG-Graduiertenkolleg 1681/2 „Privatheit und Digitalisierung“ tätig. Zurzeit arbeitet sie dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin und promoviert zum Thema „Radikalisierung durch Privatisierung – Diskursanalyse digitaler Teilöffentlichkeiten im Kontext der Neuen Rechten“.