Jörg Bohn

Von „Willkommenskultur“ bis „Volksverräter“
Räumliche Repräsentationen im Ringen um diskursive Hegemonie

Nach dem sogenannten langen Sommer der Migration 2015 gab es in Deutschland einen heißen Kampf um die (Deutungs-)Macht des Öffentlichen. Denn innerhalb kürzester Zeit wurden sowohl die „Willkommenskultur“1 mit Merkels Leitspruch „[…] wir schaffen das!“2 ausgerufen und medial bejubelt, als auch „Gutmenschen“3 als „Volksverräter“4 beschimpft und die „Ausländerkriminalität“
medial gescholten. Diese Zeit wird im Fokus meiner Masterarbeit stehen, in der ich das Ringen um diskursive Hegemonie in der „Flüchtlingsdebatte“ betrachten werde. Dabei deute ich die Kölner Silvesternacht 2015/16 als entscheidendes diskursives Ereignis, bis zu dem der zeitliche Rahmen meiner detaillierten Analyse gespannt werden soll (vgl. Schneider 2016: 16). Als Geograph interessiere ich mich für die Veränderungen der räumlichen Repräsentationen5 und ihrer sprachlichen Regeln innerhalb dieses Ringens um diskursive Hegemonie, die implizit auch in den oben beispielhaft genannten (Un-)Wörtern des Jahres mitschwingen. Ich werde mich auf die Diskurstheorie von Laclau und Mouffe beziehen, deren Erweiterung von Foucaults Diskurstheorie um Gramscis Hegemonietheorie (u.a.) eine fruchtbare Grundlage bildet, um Identitäts-, Kultur-, und Raumkonstruktionen zu analysieren.
Dazu werde ich einen bestimmten Textkorpus aus Zeitungsartikeln mit einem Mix aus
(1.) quantitativ lexikometrischen (Makroebene),
(2.) qualitativ kodierenden und
(3.) nach dem Toulmin-Schema auf Mikroebene verwendeter
Methoden analysieren.


Literatur
Dzudzek, Iris, Paul Reuber und Anke Strüwer (2011): Räumliche Repräsentationen als Elemente des Politischen – Konzeptionelle Grundlagen und Untersuchungsperspektiven der Humangeographie. In: Dzudzek, Iris und Anke Strüver (Hg.): Die Politik räumlicher Repräsentationen. Berlin (Lit.-Verl.): 3-23.
Schneider, Felix (2016): Die Kölner Silvesternacht – (Re)Konstruktion eines diskursiven Ereignisses. In: DISS-Journal 31 (2016): 16-17.

Jörg Bohn

Mein Name ist Jörg Bohn und ich studiere den Master in Humangeographie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Mit der Methode der Diskursanalyse bin ich im Laufe meines Studiums leider nie in Berührung gekommen und das ist genau der Grund, weshalb ich sie für meine Masterarbeit wähle. Als poststrukturalistisch orientierter Student interessiere ich mich schon lange für diese Methode und so sehe ich die Masterarbeit als letzte Gelegenheit mich während meines Studiums damit zu beschäftigen. Daher ist ein solcher Workshop für mich ideal, um mein bisher angeeignetes Wissen zu festigen und im Austausch mit jungen Forscher*innen aus anderen Disziplinen um neue Perspektiven und Methoden zu erweitern. Weitere Forschungsinteressen umfassen postkoloniale und queer-theoretische Forschungsfelder.