Gewerkschaften und Antisemitismus – Eine Untersuchung des kollektiven Gedächtnisses des Deutschen Gewerkschaftsbundes
Mit dem 21. Parlament der Arbeit im Jahr 2018 bestätigte der Deutsche Gewerkschaftsbund sein seit Jahren gelebtes Bekenntnis zum Antifaschismus. Seit 1949 ist der DGB der Dachverband seiner heute acht Mitgliedsgewerkschaften. Doch wie hat sich nach den Erfahrungen im Nationalsozialismus dieses antifaschistische Selbstverständnis im DGB entwickelt? Und welche Leitlinien gibt dieses für den heutigen Umgang der deutschen Gewerkschaften mit aktuellen Formen des Antisemitismus, innerhalb der Gesellschaft, aber gerade auch innerhalb der Organisationen selbst? Und lässt sich ein Ideal für die zukünftige Gewerkschaftsarbeit gegen rechte Einstellungen in der Gesellschaft in der Zukunft finden? Es gilt einen Teil des kollektiven Gedächtnisses der deutschen Gewerkschaften zu ergründen. Mit einem zeithistorischen Ansatz wird dabei die Zeitspanne auf die neueste Geschichte seit der Gründung des Deutschen Gewerkschaftsbundes 1949 begrenzt. Die Theorie vom kollektiven Gedächtnis geht dabei auf Maurice Halbwachs zurück und wurde zudem durch Jan und Aleida Assmann, sowie Alexander und Margarete Mitscherlich weitergeführt. In einer inhaltskritischen Analyse sollen Quellen der gewerkschaftlichen Verbandsarbeit genauer untersucht werden. Der Fokus liegt hierbei vor allem auf Beschlusstexten, Sitzungsprotokollen und Pressemitteilungen. Die antifaschistischen und anti-antisemitischen Beschlusslagen des DGB und die bisherige Erinnerungsarbeit erwecken den Eindruck, dass Formen der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit nicht in den deutschen Gewerkschaften vorkommen. Die Einstellungsforschung zeichnet allerdings ein anderes Bild, daher ist davon auszugehen, dass es eine Diskrepanz zwischen der beschlussfassenden Funktionärsebene und der Ebene der „einfachen“ Mitglieder gibt.Lea Herzig
Abgeschlossenes Bachelorstudium in der Geschichtswissenschaft und Judaistik an der Freien Universität Berlin, außerdem Masterabschluss „Interdisziplinäre Antisemitismusforschung“ von der Technischen Universität Berlin. Seit 2019 Doktorandin am Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin zum „Umgang des Deutschen Gewerkschaftsbundes mit Antisemitismus, seit 1949“. Forschungsinteressen: Erinnerungsgeschichte, Forschung zu Antisemitismus, Arbeiterbewegung und Gewerkschaften.lea.a.herzig@campus.tu-berlin.de