Sonja Steinbauer

Der ORF und der „kranke Kontinent“ 

Vor allem Anfang des Jahres 2014 wurde von den österreichischen Medien immer wieder über die Ebola-„Epidemie“ in Westafrika berichtet. Mit der Art der Berichterstattung von ORF 1 und ORF 2 werden allerdings auch einige im Zuge des Kolonialismus entstandene Stereotype reproduziert. Ziel dieses Vortrages ist es, diese anhand einer Medienanalyse deutlich zu machen. Neben dieser Vorgangsweise zeichnet sich mein Beitrag durch das Hervorheben historischer Bezüge aus.
Dabei liegen drei Thesen zu Grunde, die anhand dieses Vorgehens auf ihre Richtigkeit überprüft werden sollen.
Erstens wird durch die mediale Berichterstattung ganz Afrika als „kranker Kontinent“ stereotypisiert, obwohl in dem von mir herangezogenen zweiwöchigen Zeitraum lediglich in den Ländern Sierra Leone, Guinea und Liberia dokumentierte Krankheitsfälle auftraten. Mit dieser Annahme soll keineswegs die Tragik oder Schwere von Ebola und die damit verbundenen Implikationen für die Betroffenen geschmälert werden. Ich konzentriere mich ausschließlich auf Stereotype, welche durch die Berichterstattung des ORF generiert bzw. weitergetragen werden.
Zweitens geht mit dem Stereotyp des „kranken Kontinents“ oftmals die Frage einher: Wird Europa durch diese Krankheitswelle bedroht? Wie können „wir“ uns davor schützen? Diese Abgrenzung zwischen „uns“ und „den anderen“ zieht sich durch große Teile der Eboladebatte bzw. durch die mediale Berichterstattung. Hierbei handelt es sich um Form des Othering, welche im Zuge meiner Analyse genauer herausgestellt werden soll.
Drittens wird durch den immer wiederkehrenden Verweis auf die „Hilfe von außen“ eine medizinische Hierarchie von Heilungs- und Problemlösungskompetenzen impliziert, in welcher die westlichen (von Afrika aus gesehen nördlichen) Lösungen eindeutig an der Spitze stehen.


Sonja Steinbauer, BA

steinbauerStudienrichtungen: MA Theater-, Film und Mediengeschichte; BA Orientalistik, Schwerpunkt Arabistik

Derzeit laufendes Anrechnungsverfahren BA Afrikawissenschaften, danach MA Afrikawissenschaften; Schwerpunkt afrikanische Geschichtswissenschaften

Forschungsinteressen: Neue und alte Medien, Stereotype, Othering