Johannes Sengelin

Der Diskurs über weiße heterosexuelle Männlichkeiten XY. Eine spezifische Konfiguration von Männlichkeit als falscher Universalismus in der akademischen Forschung.  

Wie von real gelebten Männlichkeiten unterschiedliche Macht- und Herrschaftsmechanismen ausgehen bzw. diese ihnen unterworfen sind, stehen auch die Konzeptionen und Theorien über Männlichkeiten in einem hierarchischen Verhältnis zueinander. Von diesem Ausgangspunkt lese ich erstens zentrale wissenschaftliche Texte des Kanons der Männlichkeitsforschung erneut in Bezug auf die darin untersuchten und analysierten Männlichkeiten. Zweitens zeichne ich anhand von Primär- und Sekundärliteratur die Entstehungsgeschichte des Feldes im Rahmen feministischer, queerer und männlichkeitskritischer Rezeptionsmodi nach. Die Ergebnisse meiner Literaturanalyse spitze ich zur These zu, dass die hegemoniale deutschsprachige Männlichkeitsforschung auf den „Diskurs über weiße heterosexuelle Männlichkeiten XY“ zurückzuführen ist. Dessen Konsolidierung erfolgte ab Mitte der 1970er Jahre und konnte verschiedene gesellschaftliche Phänomene zu einem relevanten Thema „Männer“ verdichten, das schnelle akademische Beachtung fand. Durch diese Zusammenfassung lege ich positivistische Aporien, Redundanzen und falsche Universalismen des akademischen Wissensfeldes „Männer“ offen. In Folge dieser wissenschaftskritischen Dezentrierungsarbeit können schwule, queere oder trans*gender Diskurse besser sichtbar werden. Damit eröffnen sich nicht zuletzt auch neue Möglichkeiten der Vermittlung feministischer Forschung und jener über Männlichkeiten, die das paradigmatische Postulat unmöglicher Verbindungen überwinden. Als Fazit gebe ich einen Ausblick auf ein Wissensfeld, das die ethischen und politischen Dimensionen der Anerkennung und Enthierarchisierung von allen (un-)möglichen Männlichkeiten zum Ausgangspunkt nimmt transformativ einzugreifen.


Johannes Sengelin

sengelin_fotoStudienrichtungen: Politikwissenschaften und Critical Studies

Forschungsinteressen: Geschlechterverhältnisforschung, Queer Theory, Wissenschaftsforschung, kritische Gesellschaftstheorie, Transdisziplinarität, Autonome Politik-und Kulturarbeit

johannes1985@gmx.at