Kollektive Gedächtnisse in neuen sozialen Medien:
Wenn auf Twitter ¡No pasarán! in der Form von #nopasaran erinnert wird.
Als im Juli 1936 in Spanien nationalistische und faschistische Fraktionen zusammen mit hochrangigen Militärs gegen die linke Regierung der zweiten Republik putschen, ruft Dolores Ibárruri, Parlamentsabgeordnete und Mitglied der Kommunistischen Partei mit den Worten ¡no pasarán! (dt.Ü. Sie werden nicht durchkommen!) zur Verteidigung der Republik auf. Ibárruri war nicht die Erste und nicht die Letzte, die mit diesen Worten zu einem Kampf aufrief. Bereits im Ersten Weltkrieg sollte mit dem Ausruf On ne passe pas! in der französischen Kriegspropaganda Wehrhaftigkeit im Stellungskrieg zum Ausdruck bringen. Britische Antifaschist_Innen mobiliserten 1936 mit They shall not pass! gegen die Britisch Union of Fascists zu mobilisieren. Sandinist_Innen griffen während der Nicaraguanischen Revolution Ende der 1970er Jahre auf die Parole zurück.
Noch heute wird der Ausruf in Widerstandsdiskursen verwendet. Beachtenswert ist, dass z.T. die spanische Version in fremdsprachigen Kontexten besteht bleibt.
Ausgehend von dieser Beobachtung, wurde die Verwendung der Parole ¡No pasarán! in Form des Hashtags #nopasaran in deutsch- und englischsprachigen Tweets untersucht. Die diskursanalytische Untersuchung ist als Fallbeispiel zu verstehen, das sich in theoretische Überlegungen zur medialen Konstituierung kollektiver Gedächtnisse, unter besondere Beachtung von Astrid Erll, einbettet. Dabei müssen sich mögliche historische Bezüge nicht nur auf den Spanischen Bürgerkrieg beschränken. Deshalb wurde ein möglichst explorativer Zugang zum Material gewählt, um einen Einblick in aktuelle Bedeutungen, diskursive Kontexte und Vergangenheitsbezüge in Zusammenhang mit dem Slogan zu bekommen.
Cristina-Estera Klein
Mag. a Cristina-Estera Klein studierte Publizistik – und Kommunikationswissenschaft, Romanistik und Geschichte an der Universität Wien. Ihre Forschungsinteressen liegen im Bereich der medialer Gedächtnistheorie und -forschung, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Öffentlichkeit und Intersektionalität. Im Speziellen beschäftigt sie sich gerade theoretisch und praktisch mit Kulturvermittlung im öffentlichen Raum.