Commons als konkrete Utopie?
In meinem Dissertationsprojekt mit dem Arbeitstitel „COMMONS ALS DIALEKTISCHES VERHÄLTNIS“ möchte ich durch eine methodische wie methodologische Kombination von immanenter Kritik und Elementen narrationsanalytischer Verfahren der Frage nachgehen: Wie lassen sich die Ansätze der Commons in einem Spannungsfeld von gesellschaftlicher Emanzipation und neoliberal-kapitalistischer Affirmation verorten? Als Commons können Sozial- und Wirtschaftsformen definiert werden, die sich gegenwärtig, in vielfältiger Weise, als Ansatz für andere, nicht-kapitalistische Strukturen und Lebensformen zeigen. Ziel ist es mittels der Kollektivierung von Eigentum, allen Subjekten Zugang zu Ressourcen zu gewähren und die Bedürfnisse Aller befriedigen zu können. Gegenwärtig – und dies möchte ich bei der Tagung vorstellen – geht es darum den analytischen Betrachtungsrahmen zu spannen. Eine dabei zentrale Frage ist es, inwieweit Commons als Utopie, oder genauer als konkrete Utopie gefasst werden können? Commons können als prozesshafter Ansatz charakterisiert werden, mittels dessen aus der krisenhaften Gegenwart unmittelbar, durch konkrete Handlungen, eine andere Gesellschaftsstruktur aufbaut werden kann. Feministische Perspektiven auf Commons haben kritisch darauf hingewiesen, dass es nebst den materiellen Ressourcen auch um die immateriellen (Emotionen, Wissen) geht, sowie die Verteilung der anfallenden Arbeit (Care- und Reproduktionsarbeit). Zu reflektieren gilt es, ob Commons eine queer-feministische Utopie bedeuten kann. Inwiefern wird bei den Commons, nebst einem Bruch mit kapitalistischen Eigentumslogiken, auch ein Bruch mit patriarchalen, rassistischen, nationalistischen und heterosexistischen Strukturen mitgedacht und konzeptionell implementiert? In meinem Vortrag zeichne ich einen ersten analytischen Ankerpunkt nach. Dabei verdeutliche ich anhand des Materials zweierlei: Merkmals von Commons als konkrete Utopie und Momente der Skepsis, der Reflexion sowie der Kritik.
Luki Sarah Schmitz
Luki Sarah Schmitz lebt in Offenbach am Main und hat im Februar 2018 ein Promotionsstudium an der Goethe-Universität begonnen. Luki studierte Soziologie, Politikwissenschaften und Psychologie in Köln und Frankfurt am Main. Zentrale Forschungsinteresse sind, unter anderem, alternative Ökonomie, materialistische Feminismen sowie Utopietheorien.