12. November 2015, 19:00 Uhr
Ort: Presseclub Concordia
Abriss des Elfenbeinturms
Wissenschaft zwischen Verwertbarkeitsdruck und öffentlichem Bedarf
Kompliziert, abgehoben, wenig praxistauglich – das sind Vorwürfe, denen sich sozial- wie geisteswissenschaftliche Institute oft stellen müssen. Dabei sind die Zeiten, in denen Forschungen aus reinem Selbstzweck überwogen und sich Forschungsstätten in den metaphorischen Elfenbeinturm zurückzogen, längst vergangen. Forschungsgelder werden erst nach bestimmten Vergabekriterien und genauer Prüfung vergeben. Welchen Bedarf diese Kriterien decken, welche Projekte demnach finanziert werden, bleibt fur Außenstehende oft unklar. Eine öffentliche Debatte darüber fehlt.
Darüber hinaus wächst das Orientierungsbedürfnis von BürgerInnen aber auch von Unternehmen in unserer komplexen und informationsgeladenen Gesellschaft. Soziale und kulturelle Phänomene zu beobachten und Klarheit zu verschaffen, wird zurecht von WissenschaftlerInnen eingefordert, aber auch eingebracht. Ergebnisse zu aktuellen Themen, beispielsweise das Verhalten von Menschen in der Wirtschaftskrise, was demokratische Systeme brauchen um demokratisch zu bleiben, die Rolle der Medien in der Herstellung von Öffentlichkeit etc. schlummern in den Bibliotheken und Archiven von Universitäten und Forschungsinstituten. Der Bedarf nach Hintergrundwissen und fundierten Meinungen ist vorhanden. Das zeigen etwa „TED Talks“ und ähnliche erfolgreiche Formate, die mit wissenschaftlichen Erkenntnissen arbeiten und eine Vermittlungsfunktion einnehmen. Jedoch werden wiederholt Vorwürfe laut, dass Forschungsergebnisse in klassischen Medienformaten wenig aufgegriffen, kommentiert oder auch nur präsentiert werden.
Doch woran liegt es, dass diese Arbeiten in den Schubladen verstauben? Wer definiert zu Recht oder zu Unrecht, wonach geforscht werden soll? Welche Gelder sind aus welchen Gründen für welche Themen vorgesehen? Warum schaffen es gerade die Ergebnisse, nach denen JournalistInnen fragen, kaum in der Öffentlichkeit anzukommen? Welche Voraussetzungen müssen für eine erfolgreiche Verwertung, sei es im wirtschaftlichen Sinne oder im Sinne der (öffentlichen) Meinungsbildung, gegeben sein? Und wessen Aufgabe und wessen Kompetenz ist es, die Ergebnisse kritisch einzuordnen und zugänglich zu machen?
Diese Fragen zum Verlauf von Förderungen für Forschungen bis hin zu ihrer unmittelbaren Verwertbarkeit im Zusammenhang mit öffentlicher Wahrnehmung von BürgerInnen wurden in der Podiumsdiskussion „Abriss des Elfenbeinturms Wissenschaft zwischen Verwertbarkeitsdruck und öffentlichem Bedarf“ am 12. November 2015 beleuchtet. Geladen wurden dabei Vertreterinnen und Vertreter in Schlüsselpositionen der zuständigen Bereiche.
Die Podiumsdiskussion war die Auftaktveranstaltung der Fachtagung
Die Tagung fand vom 12. – 14. November 2015 am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft statt.