Franziska Strasser
2014 und 2016 jährten sich die Abschlüsse der Anwerbeabkommen Österreichs mit der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien zum 50. Mal. Obwohl Debatten um ,Menschen mit Migrationshintergrund‘ omnipräsent sind, ist die Geschichte der ,Gastarbeit‘ bislang wenig im kollektiven Gedächtnis Österreichs verankert. Aus einer intersektionellen Forschungsperspektive fällt ins Auge, dass insbesondere Arbeitsmigrantinnen von diesem Ausschluss betroffen sind. Die Rolle von ,Gastarbeiterinnen‘ wird in Geschichtsbüchern oder Ausstellungen wenig thematisiert. Zudem wird etwa durch das Bild der ,Pionierin der Moderne‘ auf stereotype Repräsentationsmuster zurückgegriffen. Ein Drittel der Arbeitskräfte aus dem ehemaligen Jugoslawien machten Frauen aus. Für sie ist diese eurozentrische Zuschreibung besonders unzutreffend, da diese Frauen aus einem sozialistischen
Land kamen. In den 60er und 70er Jahren waren sie deshalb ungleich stärker in den Arbeitsmarkt integriert, als dies in Österreich der Fall war. Die These meiner Masterarbeit lautet, dass solche eurozentrischen Repräsentationsmuster Mechanismen mächtiger Diskurse sind, die Migrantinnen als unemanzipierter darstellen als ,einheimische Frauen‘ und ihnen marginalisierte Diskurspositionen zuweisen. Durch autobiografische Interviews mit Frauen, die als Arbeitsmigrantinnen aus dem ehemaligen Jugoslawien kamen, sollen bislang wenig gehörte weibliche Stimmen in diesen Diskurs um Geschichte und Erinnerung eingebracht werden und den wirkmächtigen Repräsentationen etwas entgegensetzen. Die Beschäftigung mit marginalisierten Positionen erfordert eine Reflexion der Machtmechanismen, in die die Forschung eingebunden ist, um nicht wiederum Ausschlüsse und Repräsentationen zu vollziehen. Deshalb verbinde ich meinen biografischen Zugang mit Adele Clarkes Situationsanalyse, um die Reflexion machtvoller Praktiken und insbesondere meine eigene Verortung darin, methodisch in der eigenen Arbeit zu verankern.
Franziska Strasser

Franziska Strasser
franziska.strasser@gmail.com
Internationale Entwicklung und Deutsch als Fremd- und Zweitsprache.
Zu meinen Schwerpunkten in meinen Studien zählen Migrationsgeschichte, Bildung im Kontext von Flucht und Migration sowie Fragen rund um den Kulturdiskurs in Integrationsfragen.
Nora Lehner
Die Diskursivierung der weiblichen Sexualität im Sexualratgeber „Das Geschlechtsleben des Weibes“ (1901) von Anna Fischer-Dückelmann (Arbeitstitel)
Die vorliegende Arbeit erforscht Strategien der Sagbarmachung der weiblichen Sexualität in einem Sexualratgeber der Jahrhundertwende, welcher von einer der ersten deutschen Ärztinnen verfasst wurde und von 1900 bis 1919 verlegt wurde.
Um die Jahrhundertwende, eine Zeit des gesellschaftlichen Um- und Aufbruches, treffen drei zeitgenössische Phänomene aufeinander: erstens wird Sexualität im Zuge der Sittlichkeitsdebatte zu einem zunehmend öffentlich thematisierten Thema, zudem kommt es aufgrund eines starken Orientierungsbedürfnisses in der Gesellschaft zur vermehrten Publikation von ratgebenden Schriften, welche sich zunehmend an ein weibliches Publikum wenden. Drittens werden Frauen zum Medizinstudium zugelassen und können mit ihren Publikationen erstmals, ausgestattet mit einer ärztlich-autoritären Stimme, zum Sittlichkeitsdiskurs beitragen. Der Forschungsarbeit liegt der Annahme zugrunde, dass sich die Schnittmenge dieser zeitgenössischen Phänomene in einem Frauensexualgeber der Jahrhundertwende, welcher von einer der ersten Ärztinnen verfasst wurde, verdinglichte. Exemplarisch wird „Das Geschlechtsleben des Weibes. Eine physiologisch-soziale Studie mit ärztlichen Ratschlägen“ (1901) der Ärztin Anna Fischer-Dückelmann analysiert.
Fokus der Diskursanalyse ist es zu erforschen, wie Fischer-Dückelmann über das aus moralischen und gesetzlichen Gründen im öffentlichen Diskurs tabuisierte Thema Sexualität schreibt. Dabei wird von der Arbeitshypothese ausgegangen, dass Fischer-Dückelmann verschiedene diskursive Strategien anwendet um das Thema sagbar zu machen. Zudem wird ausgehend von dem Sexualratgeber der Raum des Sagbaren um 1900 konzipiert und eruiert, welche Aussagen sich davon abgeleitet für den Sexualitätsdiskurs der Jahrhundertwende im Allgemeinen treffen lassen. Ausgehend vom historischen Kontext wird die Primärquelle mithilfe eines multimethodischen Ansatzes analysiert, wobei Aspekte der Diskursanalyse nach Achim Landwehr, der Begriffsgeschichte nach Reinhart Kosellek sowie der Biographieforschung kombiniert werden.
Nora Lehner
Nora Lehner
nora.lehner@gmx.at
Geschichte/Englisch LA; Niederländisch BA
Nora Lehner hat 2014 ihr Bachelorstudium Niederländisch mit einer Arbeit über die Rolle des Zweiten Weltkrieges in der niederländischen Erinnerungskultur abgeschlossen und arbeitet momentan an ihrer Diplomarbeit über Sexualitätsdiskurse in einem Sexualratgeber der Jahrhundertwende. Ihre Forschungsinteressen liegen in der Frauen- und Geschlechtergeschichte, der Sexualitätsgeschichte im deutschsprachigen Raum sowie der Biografieforschung und, bedingt durch ihre Arbeitserfahrung an der Gedenkstätte Mauthausen, in der Musealisierung und holocaust education.
Brigitte Semanek
Forschungsvorhaben:
Mein Dissertationsprojekt soll einen Beitrag zur Geschichte der informellen Pflege und Betreuung in Österreich im 20. Jahrhundert liefern und wird von Christa Hämmerle am Institut für Geschichte der Universität Wien betreut. In der Arbeit gehe ich der Frage nach, in welcher Weise Kranken- und Altenbetreuung zu Hause als Thema in Tagebüchern erscheint. Was sagen solche Quellen über Familien- und Geschlechterverhältnisse sowie über Zeitstrukturen und die täglichen Routinen von pflegenden und gepflegten Personen aus? Wie lässt sich die Sicht von pflegenden Angehörigen anhand von diaristischen Texten untersuchen? Und wie veränderte sich das Schreiben über Pflege im Kontext der Dynamik gesellschaftlicher Strukturen im 20. Jahrhundert? Während dieser Zeit veränderten sich nicht nur Haushalts- und Familienformen, sozialpolitische Rahmenbedingungen oder die medizinische Versorgung, sondern es entstanden auch neue Formen von Pflegeheimen und mobilen Betreuungsdiensten.
Die Betreuungssituation zu Hause war und ist von individuellen Belastbarkeitsgrenzen, sozialen Normen und Geschlechterhierarchien geprägt, in die gerade Tagebuchaufzeichnungen Einblicke geben können. Diese sind eine Quellenart, der vielfach große Authentizität zugeschrieben wurde und die an einer spezifischen Schnittstelle von Privatheit und Öffentlichkeit verortet wurde. Methodisch relevant für die Analyse der Tagebücher sind Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen sprachwissenschaftlich und geschichtswissenschaftlich orientierten Zugängen zur Diskursanalyse. Außerdem spielen Überlegungen zum Zusammenhang zwischen Diskursen und Emotionen eine wichtige Rolle beim Thema Kranken- und Altenbetreuung.
Brigitte Semanek

Brigitte Semanek
Diplomstudium Geschichte mit Wahlfächern aus Angewandter Sprachwissenschaft (Abschluss 2011), laufendes Dissertationsprojekt zu Kranken- und Altenbetreuung als Thema in Selbstzeugnissen des 20. Jahrhunderts. Seit 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte des ländlichen Raumes in St. Pölten; zuvor u. a. prae-doc-Mitarbeiterin im FWF-Projekt „Liebe in Paarkorrespondenzen des 19. und 20. Jahrhunderts“ (vgl. den Sammelband zum Projekt). Daneben Obfrau des Museums Hohenau an der March in Niederösterreich sowie Vorstands- und Redaktionsmitglied bei fernetzt. Junges Forschungsnetzwerk Frauen- und Geschlechtergeschichte. Forschungsinteressen: Care-Arbeit, Frauen- und Geschlechtergeschichte des 20. Jahrhunderts, Regionalgeschichte des Weinviertels, text- und diskursanalytische Methoden.
e-mail: brigitte.semanek@ruralhistory.at
Lea Raabe
Radikalisierung durch Privatisierung – Diskursanalyse digitaler Teilöffentlichkeiten im Kontext der Neuen Rechten
Mit dem Web 2.0 sind viele Hoffnungen auf eine positive, demokratiefördernde Entwicklung im Kontext politischer Partizipation aufgekommen, doch vermehrt zeichnen sich dort auch demokratiegefährdende Phänomene wie Fake News, Hass-Postings, die Abschaltung von Kommentarspalten etc. ab. Die sozialwissenschaftliche Forschung zeigt zudem negative Einflüsse durch so genannte Filter Bubbles und Echokammersysteme auf. Die in diesem Zusammenhang vertretene These lautet: Internetnutzerinnen und -nutzer werden durch ihr individuelles Browsing-Verhalten und die hinter den Internetangeboten stehenden Algorithmen immer weniger mit ideologisch unterschiedlichen Meinungen konfrontiert und sind somit häufig nur einer Seite des politischen Spektrums ausgesetzt: »In this sense, many – indeed nearly all – users exist in so-called echo chambers.«(Flaxman/Goel/Rao 2016: 20) Im Kontext zunehmend aufkommender Machtkämpfe um die Deutungshoheit innerhalb strukturell öffentlicher Online-Diskurse scheint es so, als ob die Erörterung von Fragen, die alle etwas angehen, immer schwieriger wird. Öffentlichkeit scheint zunehmend fragmentiert – Online-Diskurse scheinen eine in Teildiskurse zerfallende Öffentlichkeit zu fördern.
In digitalen Diskursen wirkt es, als sei die prinzipiell offen und partizipationsfördernd strukturierte Online-Öffentlichkeit in hermetische1 und privatisierte Teilöffentlichkeiten untergliedert. Hier könnte – als arbeitsleitende These formuliert – diskursive Hermetisierung radikalisierend wirken, indem die Nutzerinnen und Nutzer stets nur ihren eigenen ideologischen Vorstellungen ausgesetzt sind. Dieses Phänomen soll anhand der Internetauftritte der Neuen Rechten untersucht und mithilfe der Diskursanalyse nach Ernesto Laclau und Chantal Mouffe (vgl. Laclau/Mouffe 1985) dechiffriert werden.
Lea Raabe

Lea Raabe (lea.raabe@uni-passau.de) hat im Bachelor „Europäische Studien/Études européennes“ an der Universität Paderborn und der Université du Maine, Le Mans (FR), sowie den Master „Governance and Public Policy“ an der Universität Passau studiert. Seit dem Sommersemerster 2016 arbeitet sie als Dozentin im Bereich Politikwissenschaft und war als wissenschaftliche Koordinatorin am DFG-Graduiertenkolleg 1681/2 „Privatheit und Digitalisierung“ tätig. Zurzeit arbeitet sie dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin und promoviert zum Thema „Radikalisierung durch Privatisierung – Diskursanalyse digitaler Teilöffentlichkeiten im Kontext der Neuen Rechten“.
Janina Henkes
Performing Difference: Burn*out als männliche Er*schöpfung in der Leistungsgesellschaft?
Ein Phänomen im Spannungsfeld zwischen Subjekt und Gesellschaft.
Das sogenannte Burnout-Syndrom ist eine Krankheitsbezeichnung, die sich – historisch betrachtet – in einem Feld zwischen Selbstoptimierungsimperativen und gesellschaftlichen Umbrüchen sowie Sozialabbau verorten lässt. Das Dissertationsprojekt „Die diskursive Konstruktion von Burnout: Eine diskursanalytische Untersuchung der medialen und künstlerischen Darstellungsweisen“ fragt u.a. nach diskursiven Konstruktionen, Darstellungsformen von Burnout und den damit verbundenen Umgangsstrategien in verschiedenen Diskursen. Das Korpusmaterial umfasst u.a. die medio-politische Diskursivierung von Einzelfällen verschiedenen biologischen Geschlechts. Hier werden Fälle von vermeintlichen Burnout-Patient*innen untersucht und verglichen. Der Geschlechterbias, das Genderdispositiv und die daraus abzuleitenden Subjektivierungsformen in Bezug auf die Dispositive Arbeit und Geschlecht><Gender werden in Anlehnung an das >Doing Gender< und das >gender performance< Konzept systematisch untersucht. Auch im Diskurs über Burnout in der Literatur sind die Begriffe Entgrenzung und Flexibilisierung wichtige Chiffres. Der Kunstbetrieb als Arbeitswelt grenzt sich in der Darstellung von konventioneller Arbeit ab und produziert im Werk eine Selbstreferentialität. Bemerkenswert lässt sich dies exemplifizieren anhand des Romanbeispiels Liebe unter Fischen (Freund 2015), indem ein Schriftsteller ein Burnout erleidet, das sich in einer sog. Schreibblockade ausdrückt – also eine explizit für Künstler*innen entworfene Pathologisierungsform. Nachdem er eine junge attraktive Frau trifft, die als frohlockende Inspirationsquelle erscheint, ist seine depressive Verstimmung überwunden. In diesem Fall passiert eine Ästhetisierung der männlichen Arbeit und zudem lässt sich ein intersektioneller Bezug zur Berufsgruppenzugehörigkeit herstellen.
Ich möchte mit der sozialwissenschaftlichen Perspektive als Bezugspunkt darlegen, anhand welcher Fiktionalisierungsmethoden ein Eskapismus von gesellschaftspolitischen Realitäten stattfindet und welche Subjektivierungsweisen greifen.
Janina Henkes

M.A. Janina Henkes
Promotionskolleg Die Arbeit und ihre Subjekte. Mediale Diskursivierungen seit 1960., Universität Duisburg-Essen, Fakultät für Geisteswissenschaften.
Dissertationstitel: Die diskursive Konstruktion von Burnout: Eine diskursanalytische Untersuchung der medialen und künstlerischen Darstellungsweisen
Mail: janina.henkes@stud.uni-due.de
Forschungsinteressen: moderne Philologie, Soziologie, Gender Forschung, Subjektivation, Diskursanalyse
Bisherige Studien und Universitätstätigkeit:
2006-2010: B.A. Langues et Littératures modernes, orientation germaniques. Université de Liège, Belgique.
2009: Erasmus National University of Ireland Galway. English Literature, European Wommen Stdies.
2010-2013: M.A. Angewandte Literaturwissenschaft. Freie Universität Berlin, Deutschland.
2014 Wissenschaftliche Mitarbeit, Elfriede Jelinek Forschungszentrum, Universität Wien.
Philipp Sperner
The Rhetorics of Friendship as Brotherhood
Based on an analysis of the trope of friendship as brotherhood, the research project aims to develop a critique of a notion of democratic community that tends to emphasize the factor of unity over that of difference. This is closely connected to Jacques Derrida’s assertion that the demos has historically been imagined as a community of friends who are like brothers. Therefore one may see an androcentric logic of affiliation and descent as providing the nexus of democratic/political communities.
Discourses resisting this logic have often taken the form of a seemingly apolitical language of spiritual experience or hedonistic indulgence and are thus frequently overlooked or regarded as inconsequential. Drawing on Leela Gandhi’s analysis of an ethics of imperfection as part of her aim to deprovincialize (European) democracy, the research project seeks to understand these counter discourses as political declarations.
The project comprises a transcultural comparative study of various forms of tropes and representations of friendship and brotherhood and their mutual influences in India and Europe and seeks to analyse the relationships between the political efficacy of these tropes and their representations in literature and film. It also examines those discourses that contest the ideology of unity embedded in the rhetorics of friendship as brotherhood. Such dissenting discourses might provide a potential basis for a notion of community that is radically different from political thought based on the tropes of friendship and brotherhood.
Philipp Sperner

Philipp Sperner
philipp.sperner@posteo.net
Doktoratsstudium an der Universität Wien, Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft
Diplomstudium Vergleichende Literaturwissenschaft (Innsbruck)
MA-Studium Languages and Cultures of South Asia (SOAS, London)
Forschungsinteressen:
Post-koloniale Theorie, Gender Studies, Dekonstruktion, Repräsentation und Identität (v.a. in Südasien), Hindi Literatur
Jacqueline Hackl
Susanne Maurer stellt 2009 in ihrer Forschungsnotiz „Das weibliche akademische Subjekt“ einige Fragen, und weist damit auf eine Forschungslücke hin: „Wie sich ‚weibliche Subjekte’ im Feld des Akademischen […] situieren konnten, welche Strategien der Teilhabe sie vor dem Hintergrund ihres ‚systematischen Ausschlusses‘ entwickelten und wie sie ‚das Akademische‘ selbst reflektierten? […] Feministisch-kritische Studien, die vor diesem Hintergrund die unterschiedlichen Versuche, sich als ‚denkende Frau‘ zu entwerfen und auch zu autorisieren, (werk-)biographisch rekonstruieren und in einer machtanalytischen Perspektive mit diskurs- und bewegungsgeschichtlichen Kontexten verknüpfen, stehen noch weitgehend aus.“ (Maurer 2009, S.130)
Dies als Ausgangspunkt nehmend, werden Biographien von Wissenschaftlerinnen Gegenstand der Arbeit sein, die Rekonstruktion der Subjektbildungsprozesse als Wissenschaftlerinnen unter macht- und gendersensibler Perspektive. Die Arbeit verortet sich damit in der bildungswissenschaftlichen Geschlechterforschung.
Biographische Studien sind insbesondere auch in Anbetracht der Reproduktionsmechanismen bezüglich des asymmetrischen Geschlechterverhältnisses in der Wissenschaft bedeutend: So ist das wissenschaftliche Personal, besonders die Hierarchie-Ebenen betrachtend, noch immer stark von Ungleichheit geprägt. Meist werden Disziplinen thematisiert, die schon im Studium einen geringen Frauenanteil aufweisen – besonders bemerkenswert scheint aber gerade auch die Situation in Disziplinen wie der Bildungswissenschaft, wo sich die Geschlechterverhältnisse von einem Frauenanteil von ungefähr 80 % unter Studierenden bis zu einem Frauenanteil von circa 35 % unter Professor_innen sehr asymmetrisch zeigen. (u.a. Beaufays/Krais 2005 und Gstöttner 2014)
Für die geplante Masterthesis ist angedacht mit einer gendertheoretischen Rahmung nach Butler zu arbeiten. Butlers Konzept der Subjektivation (Butler 2013) sieht den Subjektbildungsprozess wesentlich von Anrufung und Umwendung geprägt. Auf diese Konzepte fokussierend, wurde folgende vorläufige Fragestellung formuliert:
Wie positionieren/entwerfen sich (Erziehungs-/Bildungs-)wissenschafterinnen?
Welche Bezugnahmen auf Wissenschaftlichkeit und Gender finden sich in ihren Biographien?
Welche Anrufungen (nach Butler) können herausgearbeitet werden? Wie wurde darauf reagiert?
Die Fragestellung zielt also zunächst auf Positionierungen als Wissenschafterinnen ab, deren Subjektbildungsprozesse, wobei angenommen wird, dass dabei Anrufungen in Bezug auf Wissenschaftlichkeit und in Bezug auf Geschlecht wirken. Ob und ggf. wie diese thematisiert werden, soll mittels eines Zugangs über Biographieforschung möglichst offengehalten erforscht werden, um Annahmen nicht bloß zu reproduzieren.
Es wird also mit biographisch-narrativen Interviews gearbeitet, die im Laufe des letzten Semesters erhoben wurden. Die Transkripte dieser Interviews werden dann mittels eines Grounded Theory – basierten Vorgehens bearbeitet, angelehnt an der Methode von Dausien (1996), welche sie für ihre Dissertation ausführlich beschrieb.
Jacqueline Hackl
Jacqueline Hackl
Mailadresse: ja.hackl@yahoo.at
Ich studiere seit Sommersemester 2014 im Master Bildungswissenschaft und habe dabei meinen Schwerpunkt auf Biographieforschung und Geschlechterforschung gelegt. Im Arbeitsbereich „Bildung und Beratung im Lebenslauf“ von Bettina Dausien war ich Tutorin und Wissenschaftspraktikantin und schreibe nun auch betreut von Bettina Dausien meine Masterarbeit zum Thema „Das weibliche akademische Subjekt“? Re-Konstruktionen zu Biographien von Wissenschafterinnen*. Dazu habe ich im Rahmen eines Auslandssemesters in Deutschland bereits biographisch-narrative Interviews erhoben, zurzeit arbeite ich an der Transkription und ersten Interpretationsschritten, ab Oktober arbeite ich auch im Rahmen einer Forschungswerkstatt am Institut weiter.
Katinka Czigany
Forschungsplan der Masterarbeit im Masterstudium Gender Studies
2010, als die ungarische Regierungspartei Fidesz ihre zweite Regierungsphase angetreten hat, fing eine populistische Wende in ihrer Politisierung an, die vor allem in 2014 (Beginn der dritten Regierungsphase der Fidesz -Partei) ihren Höhepunkt erreicht hat. Der Begriff Familie stellt nach meinem jetzigen Forschungsstand einen Knotenpunkt zwischen den außen- und innenpolitischen Handlungen der ungarischen Regierungspartei Fidesz dar. In meiner Forschungsarbeit möchte ich die folgenden Fragen analysieren: Welche neuen Bedeutungen des Begriffes Familie wurden seit 2014, seit der dritten Regierungsperiode der Partei Fidesz, hervorgehoben? Welche Formen der Familie werden legitimiert und welche ausgeschlossen? Welche politisch-ökonomische Strategie steckt hinter dem legitimierten Familienkonzept/ Familiendispositiv? Die Methode, die ich hier anwenden möchte, bedient sich der Diskursanalyse, und das Analysematerial konzentriert sich auf die gesetzlichen Änderungen der Ungarischen Familienpolitik, die Anwendung des Begriffes Familie in öffentlichen Reden und in medialen Selbstinszenierungen des Ministerpräsidenten, Viktor Orban, wie auch auf die Verbreitung der Begriffsbedeutung Familie in der populären ungarischen Monatszeitung „Frauenzeitung“ (Nök Lapja), die die längste Tradition unter den ungarischen Frauenzeitungen nach sich zieht. Als kritische Annäherung an die hegemoniale Anwendung des Begriffes Familie möchte ich die Beiträge des am Ende 2014 gegründeten ersten ungarischen radikalfeministischen Blogs „Gummizimmer“ (Gumiszoba) analysieren, welche die Reproduktions- und familienpolitischen Maßnahmen von einem feministischen Aspekt thematisieren.
Katinka Czigany

Mein Name ist Katinka Czigány. Ich studiere Gender Studies an der Universität Wien. Ich
schreibe meine Masterarbeit über mein Heimatland Ungarn. Meine Forschungsinteressen sind die ungarische Politik, feministische Bewegungen sowie mögliche Formen der Emanzipation.
Ich arbeite seit 2010 in einem Verein für Debattenkultur in Budapest, wo ich mich unter anderem mit Peace Education und mit zwischenmenschlicher Kommunikation und sozialem Dialog beschäftige.
Jörg Bohn
Von „Willkommenskultur“ bis „Volksverräter“
Räumliche Repräsentationen im Ringen um diskursive Hegemonie
Nach dem sogenannten langen Sommer der Migration 2015 gab es in Deutschland einen heißen Kampf um die (Deutungs-)Macht des Öffentlichen. Denn innerhalb kürzester Zeit wurden sowohl die „Willkommenskultur“1 mit Merkels Leitspruch „[…] wir schaffen das!“2 ausgerufen und medial bejubelt, als auch „Gutmenschen“3 als „Volksverräter“4 beschimpft und die „Ausländerkriminalität“
medial gescholten. Diese Zeit wird im Fokus meiner Masterarbeit stehen, in der ich das Ringen um diskursive Hegemonie in der „Flüchtlingsdebatte“ betrachten werde. Dabei deute ich die Kölner Silvesternacht 2015/16 als entscheidendes diskursives Ereignis, bis zu dem der zeitliche Rahmen meiner detaillierten Analyse gespannt werden soll (vgl. Schneider 2016: 16). Als Geograph interessiere ich mich für die Veränderungen der räumlichen Repräsentationen5 und ihrer sprachlichen Regeln innerhalb dieses Ringens um diskursive Hegemonie, die implizit auch in den oben beispielhaft genannten (Un-)Wörtern des Jahres mitschwingen. Ich werde mich auf die Diskurstheorie von Laclau und Mouffe beziehen, deren Erweiterung von Foucaults Diskurstheorie um Gramscis Hegemonietheorie (u.a.) eine fruchtbare Grundlage bildet, um Identitäts-, Kultur-, und Raumkonstruktionen zu analysieren.
Dazu werde ich einen bestimmten Textkorpus aus Zeitungsartikeln mit einem Mix aus
(1.) quantitativ lexikometrischen (Makroebene),
(2.) qualitativ kodierenden und
(3.) nach dem Toulmin-Schema auf Mikroebene verwendeter
Methoden analysieren.
Literatur
Dzudzek, Iris, Paul Reuber und Anke Strüwer (2011): Räumliche Repräsentationen als Elemente des Politischen – Konzeptionelle Grundlagen und Untersuchungsperspektiven der Humangeographie. In: Dzudzek, Iris und Anke Strüver (Hg.): Die Politik räumlicher Repräsentationen. Berlin (Lit.-Verl.): 3-23.
Schneider, Felix (2016): Die Kölner Silvesternacht – (Re)Konstruktion eines diskursiven Ereignisses. In: DISS-Journal 31 (2016): 16-17.
Jörg Bohn
Mein Name ist Jörg Bohn und ich studiere den Master in Humangeographie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Mit der Methode der Diskursanalyse bin ich im Laufe meines Studiums leider nie in Berührung gekommen und das ist genau der Grund, weshalb ich sie für meine Masterarbeit wähle. Als poststrukturalistisch orientierter Student interessiere ich mich schon lange für diese Methode und so sehe ich die Masterarbeit als letzte Gelegenheit mich während meines Studiums damit zu beschäftigen. Daher ist ein solcher Workshop für mich ideal, um mein bisher angeeignetes Wissen zu festigen und im Austausch mit jungen Forscher*innen aus anderen Disziplinen um neue Perspektiven und Methoden zu erweitern. Weitere Forschungsinteressen umfassen postkoloniale und queer-theoretische Forschungsfelder.