Livia Ramos

„Geflüchtete und Smartphones“: Eine intersektionelle Mehrebenenanalyse. Das Handy im Kontext von Flucht und Bildung: Identitätskonstruktionen, Machtverhältnisse und Aspekte des Handys als Vermittler zwischen Selbst und Welt. 

Abstract: Das Smartphone in der Hand des in Westeuropa ankommenden Menschen mit Fluchthintergrund hat im vergangenen Jahr bei vielen Menschen für Empörung gesorgt. Darauf wiederum haben unterschiedliche Online Zeitungen mit informativen Artikeln und Erklärungen zum Nutzen eines Smartphones im Kontext von Flucht reagiert. Anhand der Zeitungsartikel wird die Problematik, die die angedachte Arbeit behandelt, ersichtlich. Das Thema „Geflüchtete und Smartphones“ kann in einem Spannungsverhältnis zwischen „Eigenem“ und „Fremdem“, Nicht-Geflüchtete und Geflüchtete, verortet werden. Ein Verhältnis das ohnehin von Diskriminierung und „kulturellem Rassismus“ charakterisiert ist. In der angehenden Masterarbeit wird aus bildungswissenschaftlicher Perspektive eine intersektionelle Mehrebenenanalyse (nach Winker/Degele 2010) von dem ausgewählten Diskurs „Smartphones und Geflüchtete“ angestrebt. Die theoretischen Grundlagen setzen sich zusammen aus Aspekten der Migrationsforschung, der Forschung zu ICT’s, der Kritischen Bildungstheorie, der Migrationspädagogik, der Postkolonialen Theorie und der Intersektionalitätstheorie. Dabei wird den im Diskurs enthaltenen Fremdheitskonstruktionen und Machtverhältnissen nachgegangen. Das Smartphone lässt die imaginierte Grenze zwischen ‘Wir’ und ‘Nicht-Wir’ wanken – die aus den Artikeln zu entnehmenden Versuche diese Grenze zu (de)stabilisieren scheinen widersprüchlich. Eine bildungswissenschaftliche Herangehensweise wirft die Frage nach der Form des in diesem Diskurs enthaltenen Selbst- und Weltverhältnisses auf, und es wird selbstkritisch nach der Art und Weise gefragt, inwiefern die Disziplin der Pädagogik diese Themen selbst konstruiert.


Livia Ramos

ramos_fotoStudium der Bildungswissenschaft

Seit 2009 lebe ich in Wien und studiere Bildungswissenschaft. Im Studium interessieren mich insbesondere bildungsphilosophische aber auch (de-)konstruktivistische Ansätze. Die Prozesse der sozialen Konstruktion von Fremdheit, der Reproduktion von sozialer Ungleichheit und der Rolle von Diskursen in diesem Zusammenhang scheinen mir äußerst relevant zu sein. Abseits der Universität beschäftigt mich die pädagogische und erlebnispädagogische Arbeit mit Menschen mit Unterstützungsbedarf.

E-Mail: li.lipkauramos@gmail.com 

Stefan F. Ossmann

Polyamorie in medialer, sozialer und Identitätsperspektive 

Polyamorie (Emotionale und sexuelle Mehrfachbeziehungen unter dem Wissen aller Beteiligten) ist so alt wie die Menschheit selbst, Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen ist das Thema seit Mitte der 1990iger Jahre. In dem vom FWF finanzierten Forschungsprojekt soll geklärt werden, inwieweit sich die Eigenwahrnehmung von medialer vermittelter Fremddarstellung polyamorös lebender Personen gleicht oder unterscheidet. Konkret werden die Aspekte Liebes- und Lebenshistorie, Zugehörigkeit zur LGBT-Community, soziale Wahrnehmung, sowie das (vermutete) Bedürfnis nach rechtlicher und kirchlicher Anerkennung, untersucht.

Theoretisch ist die Arbeit in den Sozialwissenschaften zu verorten (ohne eine klare Zuschreibung zu nur einer Studienrichtung vorzunehmen – zum einen ist die vorhandene Fachliteratur zu wenig, um dem Anspruch einer Dissertation Genüge zu tun; zum anderen lässt sich das Thema in seiner Komplexität nur inter-, wenn nicht sogar transdisziplinär darstellen).

Die Eigenwahrnehmung wird anhand von narrativen autobiographischen Interviews erhoben; insgesamt ca. 35 Personen in sieben bis zehn Polykülen (Mehrfachbeziehung) werden befragt. Für die mediale Fremddarstellung wurden alle Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, in denen das Wort „Polyamorie“ seit der Ersterscheinung im Jänner 2007 vorkommt (WiSo Datenbank, insgesamt 180 Medien), einer Voruntersuchung unterzogen, und danach mittels einer Inhaltsanalyse nach Mayring analysiert. Von den relevanten 170 Artikel über fast zehn Jahre liegt die Analyse der ersten fünf Jahre (80 Artikel) bereits vor.

Das Innovationspotential der Untersuchung liegt im Untersuchungsgegenstand (erste jemals durgehführte Vollerhebung des deutschsprachigen Raumes) sowie in der Fragestellung (bis dato umfassendste Erhebung von Polyamorie und Religion weltweit).


Stefan F. Ossmann

ossmann_fotoStefan F. Ossmann. Studienbeginn im 28igsten Lebensjahr, Abschluss des Individuellen Diplomstudiums der Internationalen Entwicklung (Hist-Kult) sowie des Magisteriums Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (SoWi). Tutor, Studienassistent, Universitätslektor, wissenschaftlicher Consultant, Trainer, Projektmitarbeiter, Betriebsrat. Nach acht gescheiterten Versuchen finanziertes, Disziplinen-übergreifendes Doktorat im Rahmen eines FWF-Einzelprojektes zum Thema Polyamorie am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte (Phil-Kult).

Yvonne Wechuli

Heterophobie und (Dis)ableismus. Annäherung an ein Phänomen unter Beobachtung 

Mein Dissertationsvorhaben kreist um ein häufig mit Begriffen aus der Familie der „Phobien“ beschriebenes Phänomen: die Reaktion mit Angst und/oder Ablehnung auf Menschen, die aufgrund vermeintlich anderer Fähigkeiten als anders oder fremd wahrgenommen werden. Als Beispiel werden die Studien zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (Heiterer, 2002) mit Konzept, Ergebnissen sowie Schlussfolgerungen der Autor_innen in Bezug auf abwertende Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinderungen vorgestellt: Das Label „Menschen mit Behinderungen“ suggeriert Eindeutigkeit, obwohl es ganz unterschiedliche Assoziationen darüber wecken kann, was als bzw. an „Behinderung“ wahrgenommen wird, z.B. eine Subgruppe von Menschen mit ganz spezifischen Beeinträchtigungen.

Für eine nicht-tautologische Beschäftigung mit dem mich interessierenden Phänomen wird eine Betrachtung aus emotionssoziologischer Perspektive vorgeschlagen, welche neue Fragen aufwirft: Wenn sowohl Ausdruck als auch Gehalt von Emotionen historisch wandelbaren Normen unterliegen, lässt sich die Frage, warum Heterophobie zunehmend beobachtet wird, nicht einfach beantworten. Ob sich das Phänomen Heterophobie angemessen mit der Emotion Angst beschreiben lässt, kann ebenfalls hinterfragt werden, wenn man von zunächst eher unspezifischen körperlichen Erregungszuständen ausgeht. Wie kommt es dazu, dass Erregungszustände rekonstruktiv als Angst (oder Hass etc.) eingeordnet werden? Was bedeutet eine unspezifische Erregung im Sinne der Orientierungsfunktion von Emotionen? Das geäußerte Unbehagen kann dabei z.B. vor dem Hintergrund einer strukturell ableistischen Gesellschaft interpretiert werden. In diesem Sinne stehen Faktoren, welche die Dichotomie (Nicht-)Behinderung stützen, beispielsweise Austeritätspolitiken oder neue Verteilungskonflikte, im Fokus – und nicht individuelle oder politische Einstellungen.

Literatur

Heitmeyer, Wilhelm (2002): Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Die theoretische Kon-zeption und erste empirische Ergebnisse. In: Heitmeyer, Wilhelm (Hrsg.): Deutsche Zustände. Folge 1. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 15-34.


Yvonne Wechuli, M.A

wechuli_fotoYvonne Wechuli, M.A. Rehabilitationswissenschaften, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Diversitätssoziologie an der Technischen Universität München.

Forschungsinteressen: Wandel der Hilfesysteme, informelle Hilfen, Wohnen, Nachbarschaft, bürgerschaftliches Engagement, inklusive Hochschule, Wirkungsforschung, Heterophobie, Emotion

Kontakt: yvonne.wechuli@tum.de

Mathias Hörlesberger

Islam Tweets ­ Challenging Ideas and Notions due to Social Media 

The thesis follows the assumption that societal change is carried out by the human agency, so are law and religion as well. The work attempts to show that both Daesh and selected Islamic preachers conduct a form of jihad. The former combative jihad, the latter by mouth on social media. The analyzed scholars and Daesh are connected by two elements, first Salafism, a general term describing a number overlapping Quranic interpretations, and secondly Islam’s various notions of jihad. The author compares studies on the social media usage of the Islamic state, to compare them with content of Twitter feeds of three scholars. A genre analysis, a social network analysis of three different months, and a hashtag network analysis of the Twitter content indicate that the selected theologians use Twitter similar to a propaganda tool. It strongly hints that content mirrors professional/commercial purposes rather than follower engagement. Nonetheless, the preachers, as well as the Islamic State fully use the horizontal post­industrial network society to spread content. Based on these analyses the work argues, that social media content of the examined Muslim preachers could be considered as “greater” jihad, or conversion by mouth, one form of pursuing jihad. By showing the network based distribution of Twitter content the author concludes that Daesh pursues jihad by sword, but data analyses shows that the Salafi preachers pursue jihad by mouth and tongue.


Mathias Hörlesberger, BA 

Mathias Hörlesberger, studierte Politikwissenschaft im Bachelor, und Global Studies im Masterstudium an der Universität Wien. Relevante Berufserfahrung konnte er im Bereich Public Affairs und Public Communication sammeln. Sein Forschungsinteresse liegt auf gesellschaftlichen Veränderungen durch technologische Innovationen.

E-Mail: Mathias.Hoer@gmail.com

Jasmin Rückert

LGBT*IQ*A representation in Japanese Television. Restrictions and opportunities of queer images in Japanese TV-Series

In 2015 Fuji TV announced the terebi dorama „Transit Girls“, that supposedly was the first TV series in Japan to center on a lesbian relationship. In the same year, the widely popular terebi dorama „gisou no fufu“with a gay male main character also aired on Fuji TV.
The new/changed visibility of queer lives accomplished by the introduction of stories centered on lesbian/gay or bisexual characters is however not unilaterally perceived as a positive trend in queer communities. On the one hand, it may help some individuals identifying as LGBT*IQ*A or questioning their gender and/or sexuality to see queer characters entering mainstream media. On the other side, where few representations of non-heteronormative relationships or characters are accessible, those stand in danger of reinforcing stereotypes and biases against LGBT*IQ*A identified people. Also, certain representations of queer topics may even be likely to stabilize norms of gender and sexuality.
In my talk will present an analysis of both TV Series mentioned from a Queer Theory inspired perspective and I will set them into context with earlier representations of queer minorities in Japanese TV-Series and reactions from Queer activists in Japan.
My research Questions are as follows: What is new about the LGBT*I*Q*A characters in recent examples in Japanese TV- series in comparison to earlier representations of queer characters and stories with a queer subtext? Can the new images of non-heteronormative relationships meet the demands of sexual minorities to see themselves represented in the mainstream media?


Jasmin Rückert

rueckert_fotoStudienrichtungen: Japanologie und Gender Studies

Forschungsinteresse: (Queer-)Feminismus und zivilgesellschaftliches Engagement in Japan, Fan Culture(s)

Berufserfahrung: Öffentlichkeitsarbeit und Journalismus

Anna Battisti

Die „Frauenstunde“ der RAVAG – eine Sendung von Frauen für Frauen in den letzten Jahren der ersten Republik bis zum Ende des Austrofaschismus 

Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht das österreichische Radioformat „Frauenstunde“, das von 1930 bis 1937 ein bis zweimal wöchentlich in der RAVAG ausgestrahlt wurde. Über dieses Sendeformat sowie über jegliche frauenspezifischen Formate der RAVAG wurden bis dato keine wissenschaftlichen Nachforschungen betrieben, ebenso wenig wie über Radiojournalistinnen der österreichischen Rundfunklandschaft der ersten Republik und in Zeiten des Austrofaschismus.
Ziel ist es, diesen kommunikationshistorischen blinden Fleck zu beleuchten und neue
Forschungsergebnisse bezüglich der „Frauenstunde“ und der Frau in der RAVAG aufzuzeigen. Anhand einer quantitativen Inhaltsanalyse mit sämtlichen Informationen über die „Frauenstunde“, die in der Radioprogrammzeitschrift „Radio Wien“ aufscheinen, können diverse Eigenschaften des Sendeformats aufgezeigt werden, wie unter anderem Details über Sendezeiten und Sendeplätze,
Themenschwerpunkte und häufige AkteurInnen und SprecherInnen der Sendung.
Es kann generell gesagt werden, dass die Frau im österreichischen Rundfunk der 1920er und 1930er Jahre einen wesentlichen Teil der Sendeeinheiten mitgestaltet hat und maßgeblich an der Sendeabwicklung beteiligt war. Auskunft über die Sendegepflogenheiten und über die Frauenpersönlichkeiten hinter und vor dem Mikrophon geben diverse archivarische Materialien unterschiedlicher Nachlässe der SprecherInnen.
Diese Magisterarbeit soll als eine der ersten „Grundsteine“ zur Aufarbeitung der „Frauenstunde“ und anderer Frauenprogramme der RAVAG verstanden werden, in dem auch das Engagement der Radiojournalistinnen Raum findet. Ein besonderes Augenmerk wird auf den Einsatz und Einfluss von Käthe Braun-Prager und Maria Louise Cavallar und auf deren Schaffen und Wirken gelegt, das bis heute nicht die gebührende öffentliche Anerkennung fand.


Anna Battisti

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Studienrichtung: Publizistik- und Kommunikationswissenschaften
Forschungsinteressen: Kommunikationshistorischer Schwerpunkt, insbesondere RAVAG, Frauen-Biographieforschung 20er und 30er Jahre
Kontakt: anna.battisti@univie.ac.at

Mirjam Saueregger

Die Visualisierung des Gaza-Konflikts 2008/09 in ausgewählten Printmedien

Welche Bilder visualisieren den dreiundzwanzigtägigen Gazakonflikt 2008/2009? Und welche Leerstellen finden sich im visuellen Diskurs? Unter dieser Fragestellung werden sechs Tageszeitungen aus den Ländern Österreich, Deutschland, Israel und The International New York Times untersucht. Den Untersuchungsgegenstand bilden das Bild und dessen Bildunterschrift.

Bildmotive, welche in Komposition und Stil – sowohl innerhalb einer Zeitung als auch zeitungsübergreifend – wiederkehren wurden zu einer Bildtypologie zusammengefasst. Von einem Bildtyp wird nur dann gesprochen, wenn ein bestimmtes Thema mit Bild in der Berichterstattung wiederkehrt. Wichtig dabei ist, dass der jeweilige Kontext – also die Bildunterschrift – mit einem bestimmten Thema verbunden ist. Die unterschiedliche Konnotation (Bildunterschrift), welche den Bildern eine zusätzliche Bedeutungszuschreibung verleiht, wird im Vergleich der Zeitungen zueinander exemplarisch dargelegt.

Der Beitrag zeigt die dominanten visuellen Repräsentationen auf, indem Bildmotive, die wiederkehrend vorhanden sind, numerisch erfasst und in einer Grafik dargestellt werden. Somit werden einerseits immer wiederkehrende icons in der Berichterstattung über den Gazakonflikt herausgearbeitet, aber auch Gegenbilder oder Leerstellen. Dabei zeigt sich, dass die Berichterstattung als Text ausgewogen und qualitativ hochwertig sein mag, dass die Bilder aber eine andere Sprache sprechen. Sie zeigen, welcher Fokus sich durch wiederkehrende Bildmotive in der Visualisierung des Konflikts verfestigt. Der Vergleich des Bildmaterials zeigt transnationale Parallelen und Gegensätze auf, die sich nur auf der Bildebene in dieser fokussierten Form erschließen.


Mag.a Mirjam Saueregger

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  • Geburtsdaten: 30.08.1977, Villach
  • Familienstand: Tochter Romy (5 Jahre)
  • Studium: Doktoratsstudium Geschichte
  • Forschungsinteresse: Visual History
  • Email: a0219011@unet.univie.ac.at

Marlene Kollmayer & Franziska Kurka

Von Koryphäen, Wissenschaftlern und WissenschaftlerInnen: Kann gendersensible Sprache zur Reduktion bildungsrelevanter Geschlechterstereotype beitragen? 

Geschlechterstereotype haben massiven Einfluss auf Bildungskarrieren von Männern und Frauen (z.B. Kollmayer, Schober & Spiel, 2016). Im vorliegenden Beitrag wird untersucht, ob die Verwendung gendersensibler Sprache dazu beitragen kann, Geschlechterstereotype in bildungsrelevanten männlich konnotierten Kontexten (Leistungsexzellenz, Wissenschaft) zu reduzieren. Zur Beantwortung dieser Frage wurden zwei experimentelle Studien durchgeführt, in denen versucht wurde, die Salienz, d.h. die Auffälligkeit und Zugänglichkeit, von Geschlechterstereotypen durch die Verwendung unterschiedlicher Sprachformen zu manipulieren. Den TeilnehmerInnen (N1=391, N2=114) wurde in beiden Studien zunächst randomisiert ein Stimulus-Text entweder im generischen Maskulinum oder in gendersensibler Sprache (Sparschreibung: Versalien-I) vorgegeben. Danach kamen zwei verschiedene innovative Verfahren zur impliziten Erfassung der Salienz von Geschlechterstereotypen zum Einsatz: in Studie 1 das Koryphäen-Problem (Stöger, Ziegler & David, 2004) und in Studie 2 der Draw-a-scientist-Test (Chambers, 1983). Die Ergebnisse aus Studie 1 zeigen, dass das Lesen eines Textes in gendersensibler Sprache vor der Bearbeitung des Koryphäen-Problems zu signifikant höheren Lösungshäufigkeiten führte, wobei dieser Effekt bei geschlechterdifferenzierter Betrachtung nur bei Frauen, nicht aber bei zu beobachten ist. Studie 2 zeigte, dass Männer mehr stereotyp männliche WissenschaftlerInnen zeichneten als Frauen, und zwar unabhängig davon, ob sie einen Text im generischen Maskulinum oder in gendersensibler Sprache gelesen hatten. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass die Verwendung gendersensibler Sprachformen zumindest bei Frauen zur Reduktion der Salienz von Geschlechterstereotypen in männlich konnotierten Domänen beitragen könnte. Dieser Effekt zeigt sich aber nur in einem der gewählten Indikatoren für Geschlechterstereotype. Die Ergebnisse werden diskutiert und Implikationen für die Praxis werden abgeleitet. 

Literatur
Chambers, D. (1983). Stereotypic images of the scientist: The draw-a-scientist test. Science Education, 67, 255–265.
Kollmayer, M., Schober, B. & Spiel, C. (2015). Gender stereotypes in education: Development, consequences, and interventions. European Journal of Developmental Psychology. DOI: 10.1080/17405629.2016.1193483.
Stöger, H., Ziegler, A., & David, H. (2004). What is a specialist? Effects of the male concept of a successful academic person on the performance in a thinking task. Psychology Science, 46(4), 514–530.


Mag. Marlene Kollmayer

kollmayer_fotoStudienrichtung: Doktoratsstudium Psychologie

Forschungsinteressen: Geschlechterstereotype in der Bildungssozialisation, subtile Mechanismen der Aufrechterhaltung von Geschlechter-stereotypen, gendersensible Sprache

E-Mail: marlene.kollmayer@univie.ac.at

Mag. Franziska Kurka, MSc.

kurka_fotoStudienrichtung: Masterstudium Psychologie, Diplomstudium PhilosophieForschungsinteressen: Geschlechterforschung in der Psychologie – insbesondere Kategorienkonstruktion, Geschlechterstereotype und -rollen, bildungspsychologische Kontexte und Geschlecht, Gender Studies in der Philosophie, Erkenntnistheorie, Ontologie, Ethik.

E-Mail: franziska_kurka@gmx.at

Lioba Schlösser 2016

Queerness als Stereotyp. Mythisierte Darstellung von sexueller Normabweichung im Spielfilm 

Der Vortrag geht der Ursache stereotyper Darstellungen androgyner Filmcharaktere auf den Grund. Besonders bezüglich der Aspekte Gewalt, Tod, Begehren, Abjektheit und situativer Stagnation wird im Spielfilm der letzten Jahrzehnte auf stereotype Darstellungskonzepte zurückgegriffen. Es gilt herauszufinden, woher diese Rückgriffe stammen und ob sie auf einen gemeinsamen Ursprung hindeuten. Ich vertrete die These, dass sie sich in Teilen auf die Schriften Ovids und Platons zurückführen lassen, die die mythische Entstehung von Geschlechtern, Sexualität und Begehren definieren.

Bezugnehmend auf diese Ursprungsmythen müssen zur Betrachtung des Themenkomplexes zuallererst Mythen- und Filmtheorie (Lévi-Strauss, Barthes, Eliade, Pannenberg, Stiglegger) herangezogen werden. Performativitätstheorie (Fischer-Lichte) wird zur Erklärung angewandter ritueller, realitätskonstituierender Praktiken genutzt. Der Gender- und Queerdiskurs (Mulvey, Butler) muss, verbunden mit dem vorhandenen Diskurs um androgyne Figurenkonzepte (Aurnhammer, Raehs) einfließen, sofern es um Darstellungen von Queerness geht, bei denen Rückgriffe auf Ursprungsmythen nicht offensichtlich sind.

Methodisch wird eine Verbindung von Literaturdiskurs- und Filmsequenzanalyse angestrebt. Ein diskursanalytisches Vorgehen, angelehnt an Foucault, scheint zielführend, sofern es die einzelnen Diskurse als untrennbar miteinander verknüpft. Das Medium Film wird daher nicht nur als Forschungsgegenstand gesehen, sondern als Teil des Diskurses selbst. Begleitend werde ich Filmsequenzen aus den Spielfilmen Orlando (1992), Boys don’t cry (1999), Die Passion Christi (2004) und XXY (2008) zeigen, um eine gemeinsame Grundlage für meine Ausführungen zu schaffen.

Ziel des Vortrags ist, archetypische Figurenideale zu dekonstruieren, um sie anschließend auf ein kollektiv zugrundeliegendes Prinzip zurückzuführen, das ich in rituellen, mythischen Strukturen vermute, die filmischen Darstellungen androgyner, hermaphroditischer und generell nicht heteronormativer Figuren zugrunde liegen.


 Queerness als Stereotyp. Mythisierte Darstellung von sexueller Normabweichung im Spielfilm

Der Workshopbeitrag befasst sich mit dem Problem der Normativierung in den Gender- und Queer Studies. Seit die Unterscheidung zwischen Sex und Gender immer weiter ausdifferenziert wird, gibt es Bestrebungen, sie ebenso detailliert kategorisierbar zu machen. Im Forschungsbereich der Gender- und Queer Studies findet man sich nicht selten mit dem Problem konfrontiert, an vorhandene, normative Denkweisen anknüpfen zu müssen, ohne die eingefahrenen Strukturen weiter zu festigen.

Ausgehend von dieser Beobachtung möchte ich im Workshop Probleme bipolarer Geschlechternormierung sowie sexueller Normativitätsvorstellungen thematisieren. Im Fokus stehen dabei die Dekonstruktion vorhandener Strukturen sowie eine Orientierung hin zu einem zielführenden Umgang mit Geschlechtergrenzen. Ein gewagter Zukunftsblick richtet sich auf die bisher abstrakte Idealvorstellung der Einführung eines dritten Geschlechts und deren (un)möglicher Umsetzung.

Theoretisch verortet sich mein Beitrag an den Schnittstellen zwischen Kulturwissenschaften (Schlicht, Raehs, Kleinberger/Stiglegger), Geschlechtswissenschaften (Butler, Duggan, de Beauvoir), dem Gender- und dem Medizindiskurs (Butler, Zehnder, Lang, Klöppel). Ausgehend von Butlers These der kulturellen Matrix der Intelligibilität erscheint mir die Suche nach Möglichkeiten zur Überwindung dieser Matrix wichtig, die diskursübergreifend stattfinden muss. Methodisch umfasst der Beitrag daher einen interdisziplinären, diskursiven Ansatz ausgehend von geschlechterwissenschaftlicher Perspektive. Es soll ein Versuch gewagt werden, die genannten Perspektiven diskursanalytisch zusammenzubringen.

Ziel des Beitrags ist, zum ‚Queer‘-denken innerhalb von Methode und Forschung zu ermutigen und zu kritischem Hinterfragen homo-, hetero- und gendernormativer Vorstellungen anzuregen. Ich möchte dazu anstoßen, alternative Geschlechter- und Rollenbilder zu diskutieren, um nicht zuletzt Synergieeffekte und neuen Input für weitere Forschungen in diesen Bereichen zu generieren.


 Lisboa Schlösser, MA

schloesser_fotoArbeitet seit 2015 am Dissertationsprojekt mit dem Arbeitstitel „Perspektiven filmischer Überwindung der bipolaren Geschlechternorm durch Rückgriffe auf mythisches Potenzial“ an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Studierte 2008 bis 2014 Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaft im Bachelor sowie Medienkultur mit Schwerpunkt Filmwissenschaft im Master an der Universität Siegen.

Die aktuellen Forschungsschwerpunkte und Interessen liegen auf kulturtheoretischen Betrachtungen des Androgynen im Film, Filmanalyse und –ästhetik, Mythen- und Körpertheorie sowie Queer- und Genderstudies.

Kontakt: Lio.Schloesser@t-online.de

 

 

Kathrin Karsay und Felix Stoisser

„Happily Objectified“. Exposure to sexualizing music videos, self-objectification, and enjoyment of sexualization 

The current study investigates how exposure to sexualizing media content may activate a chain of increased self-objectification and subsequent enjoyment of sexualization (EOS). Thus, it was analyzed whether consumer of sexualizing media may not only experience direct negative outcomes, but may also learn to perceive them as empowering (e.g., Gill, 2003). We conducted a 1x 2 between subjects lab experiment with 126 women, using pop music videos from female artists as a prime. Participants were randomly allocated to watch either three pop music videos high in sexual objectification (= experimental condition; n=64) or low in sexual objectification (= control condition; n=61). Subsequently we assessed the individual levels of self-objectification and EOS in a questionnaire. This results indicate that exposure to stereotypic and sexualized music videos fosters self-objectification among young women which in turn leads to greater EOS. Thus, women “learn” through media images to enjoy male sexualization. Whereas a myriad of studies indicates that self-objectification is rather a negative view of the self (Moradi & Huang, 2008), the current body of literature is less clear about the concept of enjoyment of sexualization. Enjoying sexualization does not automatically lead to a perceived sense of empowerment, neither does enjoyment of sexualization automatically imply negative outcomes (Erchull & Liss, 2014). This study contributes to the research field by analyzing in a first step, how these concepts are related to media exposure. It is up to future research to further investigate possible moderators and mediators that identify which women feel empowered and which not.


Kathrin Karsay

karsay_fotoKathrin Karsay, Mag., ist seit 2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Advertising and Media Effects am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Rezeptions- und Wirkungsforschung. In Ihrer Dissertation beschäftigt sie sich mit Sexualisierung & Medien.

Email: kathrin.karsay@univie.ac.at

Felix Stoisser

stoisser_fotoStudium: Publizistik- und Kommunikationswissenschaft

Forschungsinteressen: Werbeforschung, Wirkungsforschung, genderspezifische Themen

Email: a0905617@unet.univie.ac.at