Tobias Rohrbach

Schwulenstereotype in Gay-Comics. Eine qualitative Inhaltsanalyse von Comicsequenzen

Die mediale Darstellung von Geschlecht und Sexualität homosexueller Männer erfolgt mehrheitlich entlang weniger Stereotypen (vgl. Miller/Lewallen 2015: 360; Coyne et al. 2014: 416). Einerseits bleiben Geschlechterstereotype als Form der Stigmatisierung bestehen, weil sie durch ihren vereinfachenden Charakter eine Strukturierung der komplexen sozialen Welt in In- und Outgroups ermöglichen und dadurch Identität stiften (vgl. Meisenbach 2010: 268). Andererseits sind sie Abbild der fortwährenden Dominanz jener heteronormativen Gesellschaftsstrukturen, durch welche sie erzeugt werden (vgl. Murnen et al. 2016: 78). Auch durch die zunehmende Sichtbarkeit von Schwulen in der heteronormativen Populärkultur erfolgt kein Bruch mit Schwulenstereotypen, sondern lediglich deren Vervielfältigung (vgl. Shugart 2003: 88). Während sich bisherige Studien hauptsächlich auf die Darstellung von Schwulen in der Populärkultur (Outgroup-Perspektive) konzentriert haben (vgl. Murnen et al. 2016; Avila-Saavedra 2009; Shugart 2003), widmet sich der Beitrag dem alternativen Subgenre der Gay-Comics. Dabei handelt es sich um ein Medium von mehrheitlich homosexuellen Autor_innen für ein primär homosexuelles Zielpublikum und kann der sog. Ingroup-Perspektive zugeordnet werden (vgl. Padva 2011: 401). Mit Hilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse von Gay-Comicsequenzen wird konkret nach Darstellungsweisen von Schwulen aus der Ingroup-Perspektive gefragt: Wie und mit welchen Stereotypen werden Schwule (von Schwulen) dargestellt?


Tobias Rohrbach

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Studienrichtung: MA in Kommunikationswissenschaft und Medienforschung im Hauptfach, MA in Soziologie (Spezialisierung: Geschlecht, Staat, Politik) im Nebenfach

Forschungsinteressen: Fachidentität, Theorie- & Fachgeschichte, Medienpolitik, Gender Studies, Methoden

Mail: tobias.rohrbach@unifr.ch

 

 

Johannes Sengelin

Der Diskurs über weiße heterosexuelle Männlichkeiten XY. Eine spezifische Konfiguration von Männlichkeit als falscher Universalismus in der akademischen Forschung.  

Wie von real gelebten Männlichkeiten unterschiedliche Macht- und Herrschaftsmechanismen ausgehen bzw. diese ihnen unterworfen sind, stehen auch die Konzeptionen und Theorien über Männlichkeiten in einem hierarchischen Verhältnis zueinander. Von diesem Ausgangspunkt lese ich erstens zentrale wissenschaftliche Texte des Kanons der Männlichkeitsforschung erneut in Bezug auf die darin untersuchten und analysierten Männlichkeiten. Zweitens zeichne ich anhand von Primär- und Sekundärliteratur die Entstehungsgeschichte des Feldes im Rahmen feministischer, queerer und männlichkeitskritischer Rezeptionsmodi nach. Die Ergebnisse meiner Literaturanalyse spitze ich zur These zu, dass die hegemoniale deutschsprachige Männlichkeitsforschung auf den „Diskurs über weiße heterosexuelle Männlichkeiten XY“ zurückzuführen ist. Dessen Konsolidierung erfolgte ab Mitte der 1970er Jahre und konnte verschiedene gesellschaftliche Phänomene zu einem relevanten Thema „Männer“ verdichten, das schnelle akademische Beachtung fand. Durch diese Zusammenfassung lege ich positivistische Aporien, Redundanzen und falsche Universalismen des akademischen Wissensfeldes „Männer“ offen. In Folge dieser wissenschaftskritischen Dezentrierungsarbeit können schwule, queere oder trans*gender Diskurse besser sichtbar werden. Damit eröffnen sich nicht zuletzt auch neue Möglichkeiten der Vermittlung feministischer Forschung und jener über Männlichkeiten, die das paradigmatische Postulat unmöglicher Verbindungen überwinden. Als Fazit gebe ich einen Ausblick auf ein Wissensfeld, das die ethischen und politischen Dimensionen der Anerkennung und Enthierarchisierung von allen (un-)möglichen Männlichkeiten zum Ausgangspunkt nimmt transformativ einzugreifen.


Johannes Sengelin

sengelin_fotoStudienrichtungen: Politikwissenschaften und Critical Studies

Forschungsinteressen: Geschlechterverhältnisforschung, Queer Theory, Wissenschaftsforschung, kritische Gesellschaftstheorie, Transdisziplinarität, Autonome Politik-und Kulturarbeit

johannes1985@gmx.at

 

Antje Odermann

Stereotypenkontrolle durch Medienkompetenz? Ein Onlineexperiment zur impliziten Messung von Einstellungen gegenüber MuslimInnen unter Manipulation eines stereotypen Medienprimes

!MuslimInnen sind sehr gläubig, MuslimInnen islamisieren das Abendland und der Islam scheint seit 9/11 untrennbar mit Terrorismus verbunden zu sein! − Pauschalisierende und diskriminierende Aussagen die nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand getätigt werden, sondern in Deutschland auch zunehmend auf der Straße widerhallen. Erfahrungsgemäß auch dann, wenn Menschen bisher noch keinen persönlichen Kontakt zu MuslimInnen hatten. Denn diese stereotypen und kulturell geprägten Vorstellungen resultieren neben der persönlichen Sozialisation und (möglichen) persönlichen Erlebnissen, auch auf simulierten Erfahrungen, die über Medieninhalte vermittelt werden.
Die vorliegende Studie widmete sich deshalb auf Grundlage kommunikationswissenschaftlicher und sozialpsychologischer Theoriebefunde der Frage: Welchen Einfluss hat die Rezeption stereotypisierender Medieninhalte über MuslimInnen auf die Vorurteilsbildung gegenüber MuslimInnen?
Auf Basis der Affect Misattribution Procedure wurde der Einfluss über eine 2x2x2-faktorielle Versuchsanordnung in einer Onlinebefragung (n=238) erhoben. Durch die Präsentation eines negativ konnotierten Medienprimes über MuslimInnen sollte zunächst die Aktivierung des Stereotyps erfolgen, um im Anschluss daran die Anwendung des Stereotyps über stereotypgetreue Fotos von MuslimInnen auszulösen. Darüber hinaus wurde ermittelt, ob das Stereotyp durch einen Hinweis zum kritischen Umgang mit Medieninhalten kontrolliert und damit temporär unterdrückt werden kann. Neben der impliziten Vorurteilsmessung wurden zudem weitere intervenierende Variablen wie Kontakterfahrung, soziales und politisches Engagement, explizite Einstellungen zu MuslimInnen sowie die Mediennutzung erfasst.
Die Ergebnisse zeigten keine Unterschiede zwischen den Experimentalgruppen. Allerdings konnten bei gezielten Gruppenvergleichen und unter Berücksichtigung der intervenierenden Variable ‚Kontakt‘ signifikante Effekte beobachtet werden.


Antje Odermann, M.A.

Porträts der Mitarbeiter vom Institut für Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Dresden, fotografiert am 28. Juni 2016. Foto: André Wirsig für die TU Dresden

Ich bin seit Februar 2016 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kommunikationswissenschaft (IfK) der Technischen Universität Dresden und beschäftige mich in meiner Forschungsarbeit mit stereotypisierenden Medieninhalten, Vorurteilen und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sowie Öffentlicher Meinung.
Mein Bachelorstudium der „Medienforschung/Medienpraxis“ und mein Masterstudium der „Angewandten Medienforschung“ habe ich am IfK absolviert und während meiner Studienzeit an diversen Forschungsprojekten in den Bereichen der Medien-/Meinungs- und Evaluationsforschung mitgewirkt.

E-Mail: antje.odermann@tu-dresden.de

Twitter: @Antje_Odermann

Mariam Malik

„Why is My Curriculum White?“ – Eine kritische Analyse zur Hegemonie des weißen Standpunktes im universitären Kontext 

Der hier vorgestellten Arbeit liegt die Überlegung zugrunde, dass die Universität als Ort, an dem Wissen produziert, besitzt und verteilt wird, sich in den gesellschaftlichen Strukturen befindet und daher kein wert- und machtfreier Raum ist. Die akademische Wissensproduktion steht in einem Macht- und Dominanzverhältnis, und ist geprägt von einem komplexen System der Benachteiligung und Privilegierung. Innerhalb einer euro- und androzentrischen Wissenschaft, in der sich Macht und Wissensproduktion bedingen, werden hegemoniale Strukturen der weißen Wissenschaft erhalten und reproduziert. Die Normalität des Wissens, das aus einer weißen Perspektive produziert wird, lässt die Erfahrungen, die aus marginalisierten Perspektiven entstand sind, als das Persönliche, das Subjektive, das Unwissenschaftliche und folglich das Abnormale degradieren. Konzepte wie das Othering, der Alltagsrassismus und die epistemische Gewalt stellen einen theoretischen Rahmen für die empirische Beschäftigung dar. Dieser Teil der Arbeit stützt sich auf narrative Interviews mit einer Studentin und einer lehrenden Person of Colour.

Ziel dieser Arbeit ist es die Erfahrungen von Personen of Colour, welche in einem wissenschaftlichen Kontext von der Norm abweichend als eine „Minderheit“ bzw. „Besonderheit“ gelesen werden, zu erfassen und die Unsichtbarkeit der hegemonialen weißen Positionen zu thematisieren um in weiterer Folge Strategien aufzuzeigen, die von ihnen entwickelt wurden, um in das weiße Zentrum der Wissenschaft einerseits zu überleben und anderseits Veränderungen zu bewirken. Auch meine eigenen Erfahrungen als Studentin of Colour und als Person, die in den weißen Strukturen der Universität eingebettet ist, finden Eingang in den Forschungsprozess.


Mariam Malik

Mariam Malik studiert Soziologie und Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien. Derzeit befasst sie sich mit Ideen, die sich als scheinbare Normalität festigen, und mit möglichen Gegenbildern, die diese herausfordern. Im Zuge ihres Studiums hat sie sich mit Konzepten der Repräsentation, der Konstruktion des „Anderen“ und der machtvollen Positionierung von Subjekten außerhalb des konstruierten „Selbst“ auseinandergesetzt. Für die Zukunft hofft sie, partizipative Räume für Personen, die sich nicht in das dominante „wir“ verorten, mitgestalten zu können.

Kontakt: mariam.malik@live.de

 

Lena Kornprobst

Die Konstruktion des Homo Europaeus in Enzyklopädien des 18. Jahrhunderts  

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche „typischen” Eigenschaften „dem” Europäer – oder einem idealtypischen zivilisierten Menschen – in verschiedenen Enzyklopädien des 18. Jahrhunderts direkt oder ex negativo durch den Vergleich mit Menschen anderer Weltgegenden zugeschrieben werden. Es wird untersucht, ob, wie und warum die Überlegenheit Europas und der Europäer aufgrund körperlicher, moralischer oder intellektueller Eigenschaften konstruiert wird und welche kulturelle Vorannahmen in die vermeintlich wissenschaftlich neutrale Anthropologie einfließen. Als Quellengrundlage dienen jeweils zwei französisch-, deutsch- und englischsprachige Enzyklopädien des 18. Jahrhunderts, die durch ihren Anspruch, Wissen in einer größeren Öffentlichkeit zu verbreiten, gute Quellen der sozial konstruierten, kollektiven Wissensstände einer Gesellschaft sind. Diese Wissensstände sollen anhand der angewandten Methode der historischen Semantik nach Rolf Reichardt untersucht und ihre soziale „Konstruiertheit” betont werden.
Die Untersuchung der Enzyklopädien zeigt, dass von der biologischen Einheit der Menschheit und der historischen Entstehung von intellektuellen, moralischen, kulturellen und ästhetischen Differenzen ausgegangen wird, wodurch der Homo Europaeus nicht als eindeutig fixierte und exklusive Gruppe von Menschen angesehen werden kann, sondern als Idealtypus des zivilisierten, gebildeten, schönen Menschen, dem die Europäer am ehesten entsprechen, den aber aufgrund der grundsätzlichen Bildungs- und Zivilisierungsfähigkeit auch andere Menschen erreichen können. Durch diese Kombination aus Fortschritts- und Einheitsgedanken sowie durch die Suche nach „objektiven” Gründen für die festgestellten Unterschiede wird das Überlegenheitsgefühl der Europäer gestärkt, da sie es „geschafft” hätten, sich intellektuell, kulturell, moralisch und zivilisatorisch so viel weiter zu entwickeln und dabei die ursprüngliche Schönheit erhalten hätten.


Lena Kornprobst, BA BA

Lena Kornprobst hat die Bachelorstudiengänge Geschichte und Romanistik/Spanisch abgeschlossen und studiert nun im Master Globalgeschichte und Global Studies. Sie interessiert sich vor allem für die Geschichte des spanischen Kolonialreiches, Lateinamerikas und der USA sowie für Wissenschafts- und Wirtschaftsgeschichte und die Konstruktion von Identitäten, Gruppenzugehörigkeiten, Selbst- und Fremdbildern. Weiters hat sie an dem an der Universität Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften angesiedelten ERC-Projekt SCIRE („Social Cohesion, Identity and Religion in Europe, 400-1200”) als Projektmitarbeiterin mitgewirkt.

Mailadresse: lena.kornprobst@chello.at

Naomi Afia Güneş-Schneider

Weiße Spenden für Schwarze Subjekte. Repräsentation und Konstruktion Schwarzer Frauen in Spendenwerbung 

Die Arbeit „weiße Spenden für Schwarze Subjekte – Repräsentation und Konstruktion Schwarzer Frauen in Spendenwerbung“ thematisiert die Bildrepräsentation Schwarzer Frauen, die anhand der letzten Kampagne der Nichtregierungsorganisation „Licht für die Welt“ untersucht wurde.
Es wurden, nach einer Beschreibung der Motivation und des Forschungsstandes Konstrukte,die den drei ausgewählte Werbesujets der Kampagne inne liegen, herausgearbeitet und in Bezug auf stereotypisierende, sexistische oder rassistische Darstellungsweisen untersucht. Dazu wurde Bezug genommen, auf Forschungen zum Thema Frau in der Werbung, Schwarzen / PoC in der Werbung sowie spezifischer Schwarze in der Spendenwerbung. Mit diesem Input und auch aktuelleren Forschungen aus Deutschland, wurde die Kampagne „Lasst den Schatten des graue Stars verschwinden“ zum einen, einer semiotischen Bildanalyse unterzogen. Zum anderen wurde in einer Gruppendiskussion mit Schwarzen Frauen diese Kampagne beurteilt. Ziel war es, die Stimmen der Frauen einzuholen die direkt von diesen Bildrepräsentationen betroffen sind.
In Anlehnung an das Encoding Decoding Modell Halls wurde deutlich, dass die Schwarzen Frauen als Betroffene Frauen sehr kritisch rezipierten. Die Konstruktionen die anhand der Bildanalyse herausgearbeitet wurden, ob in Bezug auf Gender, Rassismus und/oder Stereotype wurden alle von ihnen herausgearbeitet und dieskutiert. Bei allen positiven Absichten der WerbemacherInnen, entgegen gängigen Klischees zu werben, reproduzieren auch sie problematische Darstellungen von Schwarzen Menschen und vor allem Frauen. Das diese Kampagne problematische Bilder Schwarzer Menschen und Schwarzer Frauen reproduziert, wurde sowohl anhand der Bildanalyse, als auch durch die Einschätzungen und Äußerungen der Diskussionsteilnehmerinnen deutlich.


Naomi Afia Güneş-Schneider

guenes-schneider-_fotoNaomi Afia Güneş-Schneider studiert Publizistik und Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien. Während ihres Studiums, aber auch darüber hinaus setzt sie sich mit Stereotypen, Konstruktionen „der Anderen“ im Alltag auseinander. Da diese Konstruktionen vor allem durch verschiedenste Medien Verbreitung finden, waren und sind diese Themen von Beginn an Schwerpunkt in ihrem Forschungsinteresse.
Sie erhofft sich, Bewusstsein für konstruierte Bilder schaffen zu können und vor allem, diese zu dekonstruieren.

E-Mail: guenes.schneider@gmx.net

Christian Berger & Paul Hahnenkamp

Antisemitismus vor Gericht. Perspektiven der Critical Legal Studies

Ausgehend vom deutschen Rechtsstreit Elsässer gegen Ditfurth werden die Probleme der Rechtspraxis mit Formen des modernen Antisemitismus und Kategorien sozialer Differenz erörtert. Die Soziologin, Publizistin und Aktivistin Jutta Ditfurth sprach im April 2014 in der 3sat-Sendung „Kulturzeit“ über neurechte Bewegungen, wobei sie den Journalisten Jürgen Elsässer, der mit seiner Zeitschrift Compact, seinen Verlagen Compact und Kai Homilius und digitalen Medienkanälen enge Verbindungen zu den neuen antisemitischen, rassistischen und rechtsextremen Bewegungen unterhält, als „glühenden Antisemiten“ bezeichnete.
Elsässer brachte daraufhin eine einstweilig Verfügung und schließlich zivilrechtliche Klage auf Unterlassung gegen Ditfurth ein. Im Zuge des Verfahrens definierte die zuständige Münchner Richterin Antisemitismus in der einzigen mündlichen Verhandlung neu: „Ein glühender Antisemit in Deutschland ist jemand, der mit Überzeugung sich antisemitisch äußert, mit einer Überzeugung, die das Dritte Reich nicht verurteilt und ist nicht losgelöst von 1933-45 zu betrachten vor dem Hintergrund der Geschichte.“ Folgt man dieser Logik, dann gibt es in Deutschland keine Antisemit_innen links von Hitler. Ditfurth verlor den Prozess in erster und zweiter Instanz, nun ist das Verfahren beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe anhängig.
Unser Beitrag setzt sich mit jenen indirekt judenfeindlichen Sprechakten auseinander, derer sich das rechtsextreme Spektrum gegenwärtig bedient und denen die deutschen Gerichte im Fall Elsässer gegen Ditfurth bisher aufgesessen sind. Dabei wird auch das Phänomen des modernen Antisemitismus näher erläutert. Anschließend wollen wir Schlaglichter auf die Rolle von Kategorien im Recht werfen und fragen, welche Funktionen juristische Kategorisierung, beispielsweise bei ethnischen oder religiösen Gruppen, überhaupt zukommen (sollten).


Christian Berger, BA

berger_fotoChristian Berger ist juristischer Mitarbeiter beim Klagsverband und studiert Rechtswissenschaften, Gender Studies und Sozioökonomie in Wien. Seine Forschungsschwerpunkte sind Legal Gender Studies, Antidiskriminierungs- und Gleichstellungsrecht, interdisziplinäre Rechtsforschung und Politische Ökonomie.

Kontakt: christian.berger@s.wu.ac.at

Mag. Paul Hahnenkamp, BA 

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Paul Hahnenkamp studierte Rechtswissenschaften und Geschichte in Wien und Leuven und ist nun Universitätsassistent am Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte der Universität Wien. Seine Forschungsschwerpunkte sind österreichische und deutsche Rechtsgeschichte, Völkerrechtsgeschichte sowie kritische Rechtstheorie.

Kontakt: paul.hahnenkamp@univie.ac.at

Cristina-Estera Klein

Geliebter Waffenbruder Konstruktionen und Dekonstruktionen der Bilder über das Osmanische Reich während des Ersten Weltkriegs in den satirisch-humoristischen Zeitschriften Die Bombe und Die Muskete

Die Türkenbelagerungen des Osmanischen Reiches (OR) von 1529 und 1683 können als Schlüsselmomente in der österreichischen Geschichte gelten. Auf Basis einer realen Bedrohung und der Propaganda der westlichen Reiche wird das Bild des osmanischen Erbfeindes konstruiert. Auch wenn sich ab Mitte des 17. Jahrhunderts in den europäischen Oberschichten eine Faszination am exotischen Orient ausbreitet, bleit in einer volkstümlichen Kultur das alte Bild des Feindes tief verankert. So kommt es im Zuge des Bündnisschlusses zwischen den Mittelmächten Deutschland und Österreich-Ungarn mit dem OR zu folgender, ambivalenten Situation: das OR wird über Nacht vom Erbfeind zum Erbfreund und Waffenbruder.
Mittels Diskursanalyse nach Siegfried Jäger (2001) wurde untersucht, wie diese Neubewertung des OR in der österreichischen satirisch-humoristischen Presse, am Beispiel von Die Bombe und Die Muskete, im Ersten Weltkrieg vonstattengeht. Zentral waren dabei die Frage nach der Dekonstruktion, bzw. Konstruktion von Bildern über das OR und seine Staatsangehörigen, sowie die Frage nach dem Rückgriff auf schon bestehende Stereotype und Vorurteile.
Theoretische Einbettung findet die Arbeit in der historischen Stereotypenforschung. Dementsprechend wurde als historischer Hintergrund die Entwicklung der verschiedenen Stereotypen aufgearbeitet. Außerdem bilden die Pressezensur im Ersten Weltkrieg, wie auch der Kriegsverlauf einen wichtigen Rahmen für das Verständnis des Untersuchungsmaterials. Die Ergebnisse konnten mit dem Konzept des Orientalismus nach Edward Said (1981) verortet werden: obwohl das Kriegsbündnis zwischen Österreich-Ungarn und dem OR im Ersten Weltkrieg dazu führte, dass versucht wurde ein betont positives Bild über das OR zu zeichnen, bestanden alte Ressentiments und Vorurteile weiterhin in diesen scheinbar positiven Bildern.


Cristina-Estera Klein, Bakk.a phil.

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Cristina-Estera Klein (Bakk.a phil.) studierte Publizistik – und Kommunikationswissenschaft, Romanistik und Geschichte an der Universität Wien. Aktuell ist sie im Magisterstudium am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. In ihrer Diplomarbeit beschäftigt sie mit kollektiven Gedächtnissen in Verbindung mit Social Media. Ihr Forschungsinteresse liegt u.a. in der historischen Kommunikationsforschung und der politischen Kommunikationsforschung.

 

Simone Ullmann

Vom Eurozentrismus zum ‚Post‘-Eurozentrismus: Ein vergleichende Analyse von ethnologischen Museen in Europa 

Da sich ethnologische Museen aufgrund zunehmender Kritik an ihrer Ausstellungspraxis vermehrt einem Reflexions- und Neudefinitionsprozess unterzogen, werden in meiner Arbeit die Neukonzeptionen des „Rautenstrauch-Joest-Museums – Kulturen der Welt“ in Köln, des „Tropenmuseums“ in Amsterdam und des „Musée du quai Branly“ in Paris im Hinblick auf die Überwindung des Eurozentrismus untersucht. Die Museen wurden zum einen ausgewählt, da sie alle in den letzten Jahren umgestaltet und neu- oder wiedereröffnet wurden und zum anderen um einen Vergleich zwischen drei europäischen Ländern mit einer jeweiligen kolonialen Vergangenheit aufzuzeigen.
Für die Analyse wurde neben der Methode des Vergleichs auch die der Diskursanalyse gewählt, da die Inszenierungen sowie die Objekte als Texte gelesen werden können.
Die theoretischen Grundlagen umfassen die Diskurse rund um das Gedächtnis und Erinnerung, die Theorien zu Kolonialismus, Eurozentrismus und ‚Post‘-Eurozentrismus, Orientalismus, Exotismus, Identität und Alterität sowie das „Fremde“. Diese wurden anschließend in die Analyse der Museen, die sich mit der Namensgebung, der Lage und Architektur sowie den Gesamtkonzeptionen auseinandersetzt, miteinbezogen. Dabei spielen neben dem Aufbau, der Inszenierung und der Auswahl der Objekte auch die angesprochenen Themen eine wichtige Rolle.
Des Weiteren wurde auch der Umgang mit der kolonialen Vergangenheit der Museen sowie die Provenienz der Sammlung analysiert. Da es sich bei ethnologischen Museen um Orte handelt, an denen das „Eigene“ auf das „Fremde“ trifft und denen ein gewisser Exotismus anhaftet, ist es auch im Hinblick auf die Beantwortung der Fragestellung wichtig, wie mit diesen Themen in den Museen umgegangen wird.
Zusammenfassend werden drei unterschiedliche Möglichkeiten gezeigt, die dazu beitragen sollen den Eurozentrismus in ethnologischen Museen zu überwinden.


Simone Ullmann, BA BA MA

 

ullmannStudienrichtung: MA Historisch-kulturwissenschaftliche Europaforschung, BA Kultur- und Sozialanthropologie

Forschungsinteressen: Museum und Musealisierung, Kolonialismus- und Postkolonialismus, Frauen- und Geschlechtergeschichte, Migration

Praktika: 07/2012 – 08/2012: Österr. Museum für Volkskunde (Fachpraktikum), 07/2011 – 08/2011: Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg (Fachpraktikum)

Arbeit:10/2013 – 02/2015: Tutorin für Quantifizierung und Statistik, Universität Wien

ullmannsimone@t-online.de

 

 

Franziska Thiele

Wissenschaftskommunikation 2.0. Formen der Wissenschaftskommunikation und deren Relevanz fürs Wissenschaftsfeld 

Um zu evaluieren, inwiefern Wissenschaft zur Verfestigung und Tradierung von (Stereo-)typen und Denkmustern beiträgt, ist es wichtig, Wissenschaftskommunikation zu betrachten und ihre Funktionsweise zu verstehen. Denn WissenschaftlerInnen sind in ihrem feldspezifischen Habitus („Wahrnehmungs- Denk- und Handlungsschemata“) sozialisiert (Bourdieu, 1993: 99) und kulturellen, personellen sowie institutionellen Rahmenbedingungen unterworfen. All diese üben Macht auf das Individuum aus, da sie das Denken in bestimmten Kategorien vorgeben und sich auf die Wahl bevorzugter Kommunikationsformen oder -wege auswirken (vgl. Lüthje, 2014; Knorr-Cetina, 2002; Fleck, 1980).
1992 untersuchte Bourdieu die Hierarchien und Machtstrukturen der französischen, universitären Wissenschaft und identifizierte dabei relevante Kapitalien zur Akkumulation von wissenschaftlicher Macht. Diese Kapitalien fußen auf der Verwendung unterschiedlicher Kommunikationswege. Seitdem hat sich die Wissenschaft jedoch sowohl im Bereich der externen (z.B. Open Access Publishing), wie auch der internen (z.B. Vernetzungsmöglichkeiten auf sozialen Netzwerkseiten) Kommunikation weiterentwickelt (Al-Aufi & Fulton, 2014; Thelwall & Kousha, 2014a/b; Frandsen, 2009).
Mit Bourdieus Feldtheorie als theoretischer Grundlage und seiner Untersuchung der Hierarchien in der Wissenschaft als Ausgangspunkt soll daher eine Analyse aktueller Literatur zur Wissenschaftskommunikation vorgenommen werden. Anhand dieser werden die verschiedenen Kommunikationsformen der heutigen Wissenschaftskommunikation dargestellt und deren Relevanz zur Wissensverbreitung in der Scientific Community sowie den Subfeldern der Geistes- und Sozialwissenschaften bewertet. Anschließend wird auf die feldspezifischen Rahmenfaktoren eingegangen, die auf die Verwendung der Kommunikationswege Einfluss nehmen und so zur Verfestigung und Tradierung von (Stereo-)typen und Denkmustern beitragen.

 

Quellen
Al-Aufi, A., & Fulton, C. (2014). Use of social networking tools for informal scholarly communication in humanities and social sciences disciplines. Procedia – Social and Behavioral Sciences 147, 436-445.
Bourdieu, P. (1992). Homo academicus. Frankfurt/Main: Suhrkamp.
Bourdieu, P. (1993). Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft. Frankfurt/Main: Suhrkamp.
Fleck, L. (1980). Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache: Einführung in die Lehre vom Denkstil und Denkkollektiv. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.
Frandsen, T. F. (2009). The effect of open access on un-plublished documents: A case study of economics working papers. Journal of Infometrics. doi: 10.1016/j.joi.2008.12.002
Knorr-Cetina, K. (2002). Die Fabrikation von Erkenntnis: Zur Anthropologie der Naturwissenschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.
Lüthje, C. (2014). Mediatisierte wissenschaftsinterne Kommunikation: Stand der Forschung und theoretische Rahmung. kommunikation@gesellschaft15(2014), Sonderausgabe, 20 pages. URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-378465, letzter Aufruf: 11.07.2016
Thelwall, M. & Kousha, K. (2014a). ResearchGate: Disseminating, communication, and measuring scholarship? Journal of the American Society for Information Science and Technology. doi:10.1002/asi.23236
Thelwall, M. & Kousha, K. (2014b). Acedemia.edu: Social network or academic network? Journal of the American Society for Information Science and Technology. doi: 10.1002/asi.23038


Franziska Thiele, MA

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Studienrichtung: Kommunikationswissenschaft

Forschungsinteressen: Wissenschaftskommunikation, Macht, Mediatisierung, Qualitative Methoden, Mediensoziologie, Interkulturelle Kommunikation

Franziska.Thiele@uni-rostock.de