Vielfach wurde in der feministischen Theorie das Konstrukt Geschlecht thematisiert, vermehrt werden die Lebensrealitäten von Trans*- und Inter*-Personen artikuliert, über das dritte Geschlecht debattiert. Für viele feministische Theoretiker*innen steht fest: Es besteht keine Notwendigkeit des Aufrechterhaltens von Geschlecht als Konzept, und noch weniger ist Geschlecht einer Gesellschaft als natürlich gegeben inhärent. Wie aber würde eine Gesellschaft, eine Welt ohne Geschlecht, eine Post-Gender-Welt, aussehen? Dieser Frage soll sich mit Hilfe einer vergleichenden Analyse von Texten von Ursula Le Guin, Donna Haraway und Lucy Nicholas genähert werden. Die drei Ansätze einer Post-Gender-Welt, deren Ausformungen und Auswirkungen sollen reflektiert und in Verbindung gesetzt werden. Der Zugang der Autor*innen zu der Thematik erscheint hierbei sehr unterschiedlich, nicht nur hinsichtlich der Textform, sondern auch hinsichtlich der Herangehensweise an die Dekonstruktion von Geschlecht. Über feministische Theorien, Science-Fiction und Wissenschaft hinausgehend, verdeutlichen die drei ausgewählten Texte aus den Jahren 1996, 1985 und 2014, dass die Auflösung von Zweigeschlechtlichkeit ein erstrebenswertes Ziel für Politik und Gesellschaft darstellt und auch außerhalb utopischer Vorstellungen thematisiert werden kann. Trotzdem formt der Hintergrund der jeweiligen feministischen Strömung die Herangehensweise und das Ergebnis der dargestellten Post-Gender-Welt. Im Vergleich der drei Texte werden die Begriffe Utopie und Androgynität als wichtige Begriffe im Kontext der Dekonstruktion von Geschlecht deutlich. Außerdem erweisen sich insbesondere Dekonstruktionstheorien und queere Denkweisen als aufschlussreich für die Konstruktion einer geschlechtslosen Welt.