Das Zentrum für Politische Schönheit als Produzent alternativer Wahrheiten
Vor unserer aller Augen bedienen sich öffentliche Diskurse zunehmend alternativer Wahrheitsstrategien und etablieren dabei einen affektiven Umgang mit Fakten. In diesem Zusammenhang erfährt der Begriff postfaktisch seit 2016 mit dem Einzug rechtspopulistischer Parteien in demokratische Institutionen eine gesteigerte Aufmerksamkeit. Dennoch sind die Mechanismen als Risiken und Möglichkeiten, die postfaktisch als Begriff beinhalten schon immer Teil einer Gesellschaft und ihrer Kommunikation. Auch künstlerischer Aktivismus bedient sich dieser Strategien, die anhand der Aktion Flüchtlinge Fressen (2017) des Zentrums für Politische Schönheit exemplarisch diskutiert werden sollen. Die Aktion wird vor dem Hintergrund der künstlerischen Freiheit befragt. Die Aufarbeitung politischer Themen in den Inszenierungen des Zentrums stellen alternative Realitätskonstruktionen dar. Im Vortrag wird untersucht, welche Wahrheitsansprüche das Zentrum stellt und ein Vergleich mit Schlingensiefs künstlerische Strategien hergestellt. Die Art und Weise der Aufarbeitung des politischen Diskurses in der Aktion Flüchtlinge Fresse (2017) kann insgesamt als postfaktisch bezeichnet werden. Dies wird insbesondere im affektiven Umgang mit Fakten und der populistischen Darstellungsweise der Inszenierung deutlich. Hierbei stellt sich die Frage, inwieweit mithilfe der Strategien des Zentrums ein Diskurs eröffnet werden kann, um auf die in der Aktion behandelten Themen aufmerksam zu machen?
Lenny Liebig & Elisa Kullmann
Elisa Kullmann studierte Spanische Philologie an der Westfälischen-Wilhelms Universität und Kunst an der Kunstakademie Münster. Sie schloss 2018 ihr Studium mit den Abschlüssen Master of Education sowie Freie Kunst ab. Von 2018-2019 absolvierte sie ihr Meisterschülerstudium bei Professorin Julia Schmidt an der Kunstakademie Münster. Lenny Liebig studiert Germanistik, Kunst und Sozialwissenschaft an der Westfälischen-Wilhelms Universität Münster, Kunstakademie Münster und der Ruhr-Universität Bochum im Master of Education. 2019 leiteten Elisa Kullmann und Lenny Liebig gemeinsam mit Paula Fröhlich die interdisziplinäre Tagung After the Fact. Aus philosophischer, germanistischer, politikwissenschaftlicher, sozialwissenschaftlicher und künstlerischer Perspektive wurde das Phänomen „Postfaktizität“, welches im Umgangssprachlichen eine selbstverständliche Anwendung erfährt, genauer betrachtet und diskutiert. In diesem Kontext wurde insbesondere der Frage nachgegangen, wie sich zeitgenössische Kunst zu den aktuellen Entwicklungen im affektiven Umgang mit Fakten verhält.