Rebecca Söregi

Ex/inclusive by Design
Die Camden Bench im Diskurs über „hostile architecture“

Unter dem vor allem in Online-Medien kolportierten Schlagwort ‚hostile architecture‘ werden verschiedene Designstrategien zusammengefasst, die als unerwünscht geltende Handlungen im öffentlichen Raum – beispielsweise Schlafen auf der Straße oder Skateboarden – unterbinden sollen. Im Unterschied zu anderen verhaltensbeeinflussenden Designstrategien im öffentlichen Raum wendet sich der Einsatz von ‚hostile architecture‘ meist gegen spezifische, teilweise marginalisierte Personengruppen, beispielsweise Obdachlose. 
Ein prominentes Beispiel für ‚hostile architecture‘ ist die sogenannte Camden Bench – eine im innerstädtischen London platzierte Straßenbank, die laut Designer*innen-Team Praktiken wie Schlafen, Skateboarden, Vermüllung und Tagging/Spraying vereiteln soll (vgl. Quinn 2014; Factory Furniture 2017). Seit der ‚anti-homeless spikes controversy‘ im Jahr 2014 wird die Camden Bench regelmäßig zu Illustrationszwecken für ‚hostile architecutre‘ herangezogen und ist somit mittlerweile ein Sinnbild eines Diskurses über soziale Kontrolle im öffentlichen Raum durch Design. 
Unter Bezugnahme auf die Actor-Network Theory soll die Camden Bench in diesem Vortrag als Ko-Akteurin in einem Netzwerk von Politiker*innen, Designer*innen, Journalist*innen, Wissenschaftler*innen, Performance-Künstler*innen und Benutzer*innen analysiert werden. Die Camden Bench wird dabei als Strategie des Camden Borough Councils verstanden, die den Benutzer*innen ein Handlungsskript nahelegt, welches im Gebrauch jedoch nicht zwangsläufig realisiert werden muss. Vorläufige Ergebnisse der Untersuchung sind, dass vor allem journalistische und wissenschaftliche Akteur*innen die Camden Bench mit ‚hostile architecture‘ assoziieren, die soziale Kontrollfunktion des Objekts betonen sowie Taktiken und Aneignungspraktiken von ausgegrenzten Gruppen, Aktivist*innen und Künstler*innen inszenieren. Die Hersteller*innen der Camden Bench rücken das restriktive Design ihres Produktes in den Vordergrund und beschreiben die Bank gleichzeitig als sozial-inklusiven Gegenstand, der den Nutzer*innen Spielraum für verschiedene Verwendungsweisen lässt.

Rebecca Söregi

Rebecca Söregi studiert Anglistik, Germanistik und Philosophie an der Universität Wien und verfasst derzeit ihre Diplomarbeit, „Under Construction. The Camden Bench as a Hostile Object“, im Bereich der Cultural Studies am Department of English. Ihre Forschungsinteressen umfassen unter anderem Everyday Life und Popular Culture sowie Material Semiotics. 

Unterrichtsfach Englisch/Deutsch, BA Philosophie 

rebecca.soeregi@univie.ac.at