Manuel Mayrl

Manns genug? 
Personalisierung und gender conflict framing in der Medienberichterstattung zum Nationalratswahlkampf 2017

„Sei ein Mann: Wähl eine Frau.“ Dieser Slogan der Grünen, welcher die ungleichen Geschlechterverhältnisse thematisieren soll, ließ gleich zu Beginn des Wahlkampfes die Wogen hoch gehen. Wie schon bei den Nationalratswahlen 2013 stellen auch dieses Jahr Spitzenkandidatinnen die Ausnahme dar.  Lediglich drei der 13 kandidierenden Parteien haben eine Frau auf dem ersten Listenplatz stehen. Diese ungleiche Verteilung und die offensive Thematisierung auf Wahlplakaten rücken das Geschlecht der Kandidat_innen im Wahlkampf in den Fokus und fordern somit eine genderreflektierende Untersuchung ein. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass der dichotome Charakter von Geschlecht als Strukturkategorie über das biologisch konzipierte Geschlecht – und das Verhältnis von bipolar gedachten Körperlichkeiten von Frauen und Männern in politischen Institutionen – hinaus geht. Geschlecht ist performativ und wird unter anderem über eine vergeschlechtlichte Sprache verhandelt. In Anlehnung an Meredith Conroys Konzept des gender conflict framing werden deshalb potentielle mediale Zuschreibungen von vergeschlechtlichten (Charakter)Merkmalen an die Spitzenkandidat_innen in den Blick genommen. Die Datengrundlage für diese Untersuchung bildet eine quantitative Inhaltsanalyse der Medienberichterstattung von elf regionalen und überregionalen Print- und TV Medien in Österreich. Die Stärke dieses Ansatzes für eine genderspezifische Untersuchung der Wahlkampfberichterstattung zur Nationalratswahl in Österreich liegt in der Analysemöglichkeit der Implikationen von Gender nicht nur zwischen den stark unterrepräsentierten Spitzenkandidatinnen und ihren männlichen Pendants, sondern auch zwischen den männlichen Kandidaten. 

Manuel Mayrl 

 

manuel.mayrl@student.uibk.ac.at 

Masterstudium Gender, Kultur und Sozialer Wandel an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck 

Forschungsinteressen: Wahlforschung, kritische Männlichkeitsforschung, Rechtsextremismus- und Antisemitismusforschung

Teresa Haberbusch

Der Kampf um das junge Publikum
– Eine qualitative Studie zum Medienwandel im öffentlich-rechtlichen Rundfunk
 

Mit dem Aufkommen globaler Video-on-Demand-Anbieter wie Netflix und Amazon am deutsch­sprachigen TV-Markt, hat sich der Wettbewerb, speziell um das junge Publikum, für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten verschärft. Mit der Öffnung des Marktes, dem Wegbrechen technischer und rechtlicher Zugangsbarrieren und dem damit einhergehenden veränderten Rezeptionsverhalten, verlagerte sich die Nutzung weg von einer Sender- hin zu einer Plattform-Ebene (vgl. Sommer, von Rimscha 2014: 251f).  Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten kommen zunehmends unter Legitimationsdruck. Denn was passiert, wenn Institutionen, deren Auftrag die gesamtgesellschaftliche Versorgung mit Unterhaltungs­angeboten ist, ein wesent­licher Teil ihrer Zielgruppe – das junge Publikum – abhandenkommt? 

Diese Arbeit setzt sich mit der Frage auseinander, wie die AkteurInnen im Bereich der fiktionalen TV-Serienproduktion im öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Österreich und Deutschland diesen Medienwandel selbst wahrnehmen und welche Handlungen und Strategien dadurch abgeleitet werden. 

Methodisch wurde auf Grund der starken dynamischen Veränderungsprozesse im Untersuchungsfeld und der kaum vor­handenen Forschung im fiktionalen TV-Produktionsumfeld ein qualitativer Zugang gewählt. Empirisch und analytisch orientiert sich die Studie am methodologischen Verständnis der Grounded Theory (Strauss, Corbin 1996). Als Untersuchungsdesign wurden Experteninterviews mit einem teil-struk­tur­­ier­ten Leit­fa­den festgelegt, wobei 8 ExpertInnen aus den Bereichen der fiktionalen Redaktion und Programmplanung im ORF, ARD und ZDF, sowie 2 externe ProduzentInnen in 3 Erhebungswellen befragt wurden. 

Die Untersuchung zeigt, dass länderübergreifend die AkteurInnen die neuen VoD-Dienste zwar als Konkurrenz empfinden, der Medienwandel die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten vor allem aber positiv beeinflusst hat. Die teils starren Strukturen der Sender brechen auf, Veränderungsprozesse werden angeregt und die am Markt stattgefunden Innovationsprozesse aufgegriffen. Unterhaltungsproduktionen werden gezielt online angeboten, um die Jungen dort abzuholen, wo sie längst zu Hause sind: im Netz.

Teresa Haberbusch

Teresa Haberbusch studiert Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und Soziologie auf der Universität Wien. In ihrer Magisterarbeit beschäftigt sie sich mit Veränderungsprozessen in der fiktionalen TV-Serienproduktion aus Sicht der handelnden AkteurInnen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Sie interessiert sich für die Forschungsbereiche Medienwandel, Mediensoziologie und qualitative Sozialforschung. Seit 2014 ist sie als Tutorin am Institut tätig, hauptberuflich arbeitet sie als Junior Producerin und Lektorin bei Fernsehproduktionen. 

Email: teresa.haberbusch@univie.ac.at

Nicole Najemnik

Politische Partizipation von Frauen im digitalen Feld der Kommunalpolitik 
Eine Analyse der Einflussfaktoren auf die Beteiligung an kommunalen Online-Partizipationsprozessen 

In Anbetracht eines rasanten digitalen Wandels, der zunehmend alle gesellschaftlichen Bereiche umfasst und neue Inklusions- sowie Exklusionsmechanismen manifestiert, ist es von zentraler Bedeutung sicherzustellen, dass alle Mitglieder der Gesellschaft gleichberechtigt an diesem Wandel teilnehmen und auch in einer digitalen Demokratie ihre Interessen vertreten können. Deshalb versucht das Dissertationsprojekt der Frage nachzugehen, welche Einflüsse auf die politische Partizipation von Frauen im digitalen Feld der Kommunalpolitik wirken.Zur Beantwortung der leitenden Fragestellung sollen Bourdieus Theorien zu Feldern, Kapitalsorten und Habitus herangezogen und für die Verwendbarkeit in der digitalen Sphäre modifiziert und erweitert werden. Dabei soll kommunale Online-Partizipation als digitales Feld konzeptualisiert werden, in dem Akteur_innen mit unterschiedlichen Kapitalsorten aufeinandertreffen. Die Möglichkeit der politischen Partizipation online von Akteur_innen wird dabei als abhängig vom Vorhandensein verschiedener Kapitalsorten verstanden. Als konkretes Fallbeispiel soll die politische Online-Partizipation von Frauen in der Stadt Köln untersucht werden, da diese bereits eine Vielzahl von Online-Partizipationsverfahren durchgeführt hat und den Bürger_innen ein breites Angebot der Online-Beteiligung zur Verfügung stellt. Um die zur Beantwortung der leitenden Fragestellung notwendigen Daten zu erheben sollen problemzentrierte und leitfadengestützte Interviews geführt werden. Als Auswertungsmethode wird die Grounded Theory  herangezogen. Für das Sampling ergibt sich daraus, dass nach dem Prinzip der theoretischen Sättigung und der Fallkontrastierung gearbeitet werden soll.

Nicole Najemnik

Nicole Najemnik ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im NRW Fortschrittskolleg Online-Partizipation. Sie studierte Internationale Entwicklung in Wien, Ankara und Mexiko-Stadt und schloss ihr Magisterstudium mit Auszeichnung ab. Seit dem Sommersemester 2016 ist sie Lehrbeauftragte am Zentrum für Gender Studies der Universität zu Köln. In ihrer Diplomarbeit setzte sie sich kritisch mit türkischen Frauenbewegungen und Feminismen aus einer postkolonialen Perspektive auseinander. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen neben Online-Partizipation außerdem Cybergewalt, Digitale Ungleichheit sowie Inklusion und Digitalisierung. In ihrer politikwissenschaftlichen Promotion setzt sie sich mit der politischen Partizipation von Frauen im Internet auseinander. Ihre E-Mail Adresse lautet nicole.najemnik@fhoev.nrw.de 

Benjamin Heurich

Freundschaft im Expertensystem Facebook 
Öffentliche Gemeinschaftlichkeit im Digitalen Wandel  

Der Social Network Service (SNS) Facebook hat den Freundschaftsbegriff in den letzten Jahren grundlegend neu definiert. Freundschaftsbeziehungen, als freiwillig eingegangene zwischenmenschliche Reziprozitätsbeziehung, unterlagen weitreichenden, normativen Veränderungen, die der immensen Informationsfülle und kontextabhängiger Entscheidungskontingenzen im Zuge der Digitalisierung Rechnung trugen. Zwischenmenschliche Beziehungen wurden in der Internetöffentlichkeit neu kalibriert und erhielten als Folge der raum-zeitlichen Auflösung sozialer Kontexte neue Bewertungskategorien und Orientierungspunkte. Von Beginn an wurde dem sozialen Netzwerk daher auch kritisch vorgeworfen, das zwischenmenschliche Beziehungsgefüge aufzuweichen und paradoxerweise dadurch sogar zur Vereinsamung der Gesellschaftsmitglieder zu führen. 

Der Vortrag setzt sich in diesem Zusammenhang weniger zum Ziel, die intrinsische, zwischenmenschliche Zuneigung vor einem vermeintlichen Verfall der Werte zu retten, als vielmehr einen Wandel dieser Werte entlang eines modernen Freundschaftsbegriffs für die interne Öffentlichkeit einer digitalen Weltgesellschaft herauszustellen und diese Neuordnung einer kritischen Prüfung zu unterziehen bzw. ursächlich begreifbar zu machen. Vor dem Hintergrund der Theorie der Reflexiven Moderne wird gezeigt, dass sich Facebook als ein Expertensystem beschreiben lässt, in welchem sich der Freundschaftsbegriff, angetrieben und unterstützt von symbolischen Werten (Likes, Emojies, Hashtags etc.), modernen netzkulturellen Dynamiken gestellt hat und neue Wertigkeiten für eine digitale Weltgesellschaft bildete, indem er sich in fortschrittsorientierte soziale Kontexte rückkoppelte. Die deskriptive Aushandlung mündet in einer kritischen Analyse öffentlich ausgelebter Gemeinschaftlichkeit und einer systemtheoretischen Einordnung des Freundschaftsbegriffs für die digitale Gesamtgesellschaft. 

Benjamin Heurich

Promovend in den Fachbereichen Sozialphilosophie, Medienphilosophie & Allg. Pädagogik 
Dissertationsthema (Arbeitstitel): Wissen, Wandel, Widerstand. Die sozio-kulturelle Neuordnung digitaler Gemeinschaftlichkeit 
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik (seit 2016) & am DFG-Graduiertenkolleg 1681/2 “Privatheit und Digitalisierung“ (seit 2015) 

benjamin.heurich@uni-passau.de

Rebecca Söregi

Ex/inclusive by Design
Die Camden Bench im Diskurs über „hostile architecture“

Unter dem vor allem in Online-Medien kolportierten Schlagwort ‚hostile architecture‘ werden verschiedene Designstrategien zusammengefasst, die als unerwünscht geltende Handlungen im öffentlichen Raum – beispielsweise Schlafen auf der Straße oder Skateboarden – unterbinden sollen. Im Unterschied zu anderen verhaltensbeeinflussenden Designstrategien im öffentlichen Raum wendet sich der Einsatz von ‚hostile architecture‘ meist gegen spezifische, teilweise marginalisierte Personengruppen, beispielsweise Obdachlose. 
Ein prominentes Beispiel für ‚hostile architecture‘ ist die sogenannte Camden Bench – eine im innerstädtischen London platzierte Straßenbank, die laut Designer*innen-Team Praktiken wie Schlafen, Skateboarden, Vermüllung und Tagging/Spraying vereiteln soll (vgl. Quinn 2014; Factory Furniture 2017). Seit der ‚anti-homeless spikes controversy‘ im Jahr 2014 wird die Camden Bench regelmäßig zu Illustrationszwecken für ‚hostile architecutre‘ herangezogen und ist somit mittlerweile ein Sinnbild eines Diskurses über soziale Kontrolle im öffentlichen Raum durch Design. 
Unter Bezugnahme auf die Actor-Network Theory soll die Camden Bench in diesem Vortrag als Ko-Akteurin in einem Netzwerk von Politiker*innen, Designer*innen, Journalist*innen, Wissenschaftler*innen, Performance-Künstler*innen und Benutzer*innen analysiert werden. Die Camden Bench wird dabei als Strategie des Camden Borough Councils verstanden, die den Benutzer*innen ein Handlungsskript nahelegt, welches im Gebrauch jedoch nicht zwangsläufig realisiert werden muss. Vorläufige Ergebnisse der Untersuchung sind, dass vor allem journalistische und wissenschaftliche Akteur*innen die Camden Bench mit ‚hostile architecture‘ assoziieren, die soziale Kontrollfunktion des Objekts betonen sowie Taktiken und Aneignungspraktiken von ausgegrenzten Gruppen, Aktivist*innen und Künstler*innen inszenieren. Die Hersteller*innen der Camden Bench rücken das restriktive Design ihres Produktes in den Vordergrund und beschreiben die Bank gleichzeitig als sozial-inklusiven Gegenstand, der den Nutzer*innen Spielraum für verschiedene Verwendungsweisen lässt.

Rebecca Söregi

Rebecca Söregi studiert Anglistik, Germanistik und Philosophie an der Universität Wien und verfasst derzeit ihre Diplomarbeit, „Under Construction. The Camden Bench as a Hostile Object“, im Bereich der Cultural Studies am Department of English. Ihre Forschungsinteressen umfassen unter anderem Everyday Life und Popular Culture sowie Material Semiotics. 

Unterrichtsfach Englisch/Deutsch, BA Philosophie 

rebecca.soeregi@univie.ac.at

Jasmina Bindner & Svenja Spyra

Mediale Körperpolitiken
Zur Subjektbildung in mainstream- und subkulturellen Medien

Der Vortrag vereint zwei Masterarbeiten, die sich ergänzen, in dem sie empirische Ergebnisse von Körperabbildungen
und Körperpolitiken in mainstream und subkulturellen Medien zusammenführen. Bei der theoretischen
Rahmung werden mit Rückgriff auf Butlers Subjekttheorie (1991) sowohl Repräsentationen weiblicher
Körper in Mainstream-Medien und damit verbundene Normalisierungsprozesse (Link 1997) analysiert,
als auch Körperrepräsentationen queer_feministischer Aufkleber. Schaffers Auseinandersetzungen mit Sicht –
barkeit (2008) und Merschs Ansatz der Erkenntnis durch das Medium der Zeichnung (2010) dienen als
Grundlage der Analyse von Aufklebern. Im Rahmen der Untersuchung von Massenmedien werden Nina Degeles
Ausführungen zum Schönheitshandeln (2004) relevant. Methodisch steht der Vortrag im Rahmen des
von Donna Haraway formulierten Situierten Wissens (1996) und somit im Kontext von Fragen der ‚Objektivität‘
(vgl. Haraway 1996: 305). Die untersuchten Medien werden entsprechend als Machtfelder verstanden,
in denen Texte und Bilder eine bestimmte Form von Erzählung repräsentieren. Fokussiert wird die kritische
Befragung hinsichtlich enthaltener (Herrschafts-)Praxen, mit dem Ziel diese sichtbar zu machen und dadurch
verworfene Lesarten aufzuzeigen. Das Queer Reading der mainstream-Medien stellt eine wissenschaftlich
fundierte Repräsentationskritik dar und beruht auf einer interdisziplinären Methodologie, basierend auf semi –
otischen Zugängen (vgl. Volli 2002, Degele 2004, Engel 2009). Hierfür wurde ein auf das Analysematerial
zugeschnittenes Vorgehen entwickelt, dass das Zusammenspiel von geschriebenem Wort und Bildern als Text
betrachtet. Für die Untersuchung der Aufkleber wurden fünf Diskriminierungskategorien hinzugezogen. Das
methodische Herangehen orientierte sich einerseits daran, das Material bestmöglich für sich selbst sprechen
zu lassen, andererseits an der schrittweisen Segmentanalyse von Breckner (2010).

Jasmina Bindner

Jasmina Bindner ist in queer_feministischer politik aktiv. zudem studierte jasmina bindner zuletzt kulturanalysen an der universität oldenburg. jasminas bindners forschungsinteresse bewegt sich in
den queer studies, trans studies und fat studies.
jbindner@gmx.de

Svenja Spyra

Svenja Spyra studierte an der Universität Bielefeld und promoviert gegenwärtig in der Soziologie an der LMU München. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen bei diskurs-, subjekt- und praxistheoretischen Zugängen zu Wissen, Körper und Geschlecht. Parallel zum Masterstudium arbeitete sie einige Zeit in einem sozialwissenschaftlichen Teilprojekt eines Plasmaforschungsverbunds.
mail@svenja-spyra.de

Jan Wunderlich

Refugees welcome?
Testimonials im Fußball als mögliche Integrationsmotoren.

Die aktuelle Flüchtlingsthematik lässt die Integrationsdebatten europäischer Staaten, aber auch speziell jene in Österreich, wieder in den Vordergrund rücken. Um dieser Problematik entgegen zu wirken, sind viele verschiedene Teile einer Gesellschaft gefragt, ihren Beitrag zu leisten.  

Hierbei spielen Sport und vor allem Fußball eine besondere Rolle, da er eine sozial-integrative Wirkung aufweist. Als Testimonials, innerhalb der Sportkommunikation, fungieren SportlerInnen und Vereine gleichermaßen in werblichen Maßnahmen, um deren Fans und die Bevölkerung auf die Integrationsthematik hinzuweisen. Über die Wirkung von Testimonials wird in der Wissenschaft viel diskutiert. Nach dem Source-Credibility-Modell, hängt eine effektive Werbewirkung von der Determinante Glaubwürdigkeit seitens des Testimonials ab. Glaubwürdigkeit teilt sich wiederum in ExpertInnentum und Vertrauenswürdigkeit. Testimonials werden als sogenannte ExpertInnen geahndet, zu welchen Menschen Vertrauen haben. Wenn in diesem Zusammenhang das Heuristisch-Systematische Modell von Chaiken herangezogen wird, dann bilden Individuen ihre Einstellungen unter anderem über den heuristischen Pfad, bei welchem sie den kommunikativen Botschaften von ExpertInnen oder Menschen die sie mögen, Vertrauen schenken. Soll eine kommunikative Maßnahme auf schwerwiegende gesellschaftliche Konsequenzen hinweisen, dann erhöht sich nach Solomon die Neigung, das Verhalten von Vorbildern nachzuahmen. Im Zuge dessen wurde im empirischen Teil dieser wissenschaftlichen Arbeit, mithilfe von Gruppendiskussionen und quantitativ-schriftlichen Befragungen untersucht, inwiefern die Kommunikationsmaßnahmen von österreichischen Testimonials im Fußball sowie der österreichischen Fußballvereine Wiener Sportklub und FC Admira Wacker Mödling, die Einstellung ihrer AnhängerInnen hinsichtlich Flüchtlinge beeinflussen. 

Jan Wunderlich

janwunderlich@hotmail.com

Studienrichtung: Media- und Kommunikationsberatung an der FH St. Pölten

Forschungsinteressen: Kommunikationswirkungen, Meinungs- und Einstellungsbeeinflussungen bezüglich sozialer, gesellschaftlicher und politischer Thematiken

Berufserfahrung in den Werbeagenturen GGK Mullenlowe und Wunderknaben Wien 

Martin Thalhammer

„Sustainability on everyone‘s horizon?“ 
Zur Deutungsmacht des Nachhaltigkeits-Diskurses aus einer polit-ökologischen Perspektive

Vorliegender Beitrag befasst sich aus einer polit-ökologischen Perspektive mit der Deut- und Wirkmächtigkeit des Nachhaltigkeits-Konzeptes und dessen semantischer Umdeutung und Instrumentalisierung im Zuge der Konstruktion des Mythos vom „sustainable growth“. Es wird davon ausgegangen, dass hinter dem im öffentlichen Diskurs weitgehend entpolitisierten Narrativ der Nachhaltigkeit konkrete, bisweilen imperiale Interessen stehen. Zudem haftet dem rezenten Nachhaltigkeits-Konzept ein unzureichend reflektierter Anthro- und Eurozentrismus an, der in Form eines im Diskurs wirksamen „permanenten Tribunals“ dazu neigt, all jene zu „verurteilen“, die sich Nachhaltigkeit nicht leisten können, wollen oder sich einer anderen Lesart der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlen. Insofern ist es notwendig, Nachhaltigkeit weniger als transnationales Metafix (ersichtlich am Beispiel der unkritischen und teils widersprüchlichen Verwendung des Nachhaltigkeits-Konzepts in den Sustainable Development Goals) denn als ein Hegemonie sicherndes Regulativ zu verstehen, das konkrete Auswirkungen auf Lebensrealitäten zeitigt. Besonders auffallend ist dabei, dass Nachhaltigkeit nicht selten von denjenigen zum Maßstab privaten sowie politischen Handelns ernannt wird, die selbst einen ökologisch ausufernden Lebensstil auf Kosten von Menschen und Ökosystemen andernorts führen. Unter Zuhilfenahme verschiedener Ansätze wie der politischen Ökologie, der Regulationstheorie sowie der gramscianischen Hegemoniekonzeption wird aufgezeigt, dass sich das rezente Nachhaltigkeits-Konzept stark von seinen ursprünglichen Bedeutungen entfernt hat, vielfach durch verschiedene AkteurInnen zweckentfremdet wurde und keinesfalls als selbstverständlich und von allen gleichermaßen anerkannt aufzufassen ist.  

Martin Thalhammer

Martin Thalhammer studiert an der Universität Wien im Master Kultur- und Sozialanthropologie und Internationale Entwicklung, an der Universität für Bodenkultur Umwelt- und Bioressourcenmanagement und an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Human- und Sozialökologie. Er fühlt sich der Idee einer sozial gerechteren und ökologisch verträglicheren Welt verpflichtet und interessiert sich fernab von disziplinären Grenzen besonders für politische Ökologie, ökonomische Anthropologie und heterodoxe Ansätze zu Ökonomie. 

Nora Grohs

Der Prager Frühling und die DDR. Sprachliche Muster im historischen Kontext 

Mein Beitrag trägt den Arbeitstitel „Sprache und Literatur der DDR im Sog des Prager Frühlings“; ich möchte sprachliche Veränderungen im Bereich der DDR-Literatur, welche in Zusammenhang mit dem „Prager Frühling“ und dessen Niederschlagung stehen, aufzeigen und nachzeichnen. Da die Führung der DDR (und damit die Verantwortlichen für ein „Druckgenehmigungsverfahren“) stark auf sowjetischer Seite stand, viele AutorInnen aber nicht, gehe ich davon aus, dass sich diese Diskrepanz in bestimmten Ereignissen, und daraus folgend in der Sprache (Kommunikation zwischen beiden Seiten bzw. in der Literatur selbst) niedergeschlagen hat. Vorerst möchte ich mich dabei auf die Rollen der SchriftstellerInnen Christa Wolf und Thomas Brasch konzentrieren.
Methodisch beziehe ich mich vor allem auf Ruth Wodak[1], meine Arbeit soll weitgehend diskursanalytisch funktionieren und eine Zusammenschau von historischen Ereignissen und Veränderungen der Sprache liefern.
Zunächst möchte ich mittels Schlagwortstudien[2] die gewählten Textkorpora für sich stehend auswerten. Dies erfordert eine Eingrenzung des Untersuchungsmaterials sowie eine Schlagwortsammlung, die aufgrund des Materials und des Kontextes erstellt wird. Der Wort- und Bedeutungskontext wird untersucht, ebenso die Häufigkeit der Wortverwendung sowie historische Bezüge.
Anschließend werden die Einzelergebnisse miteinander in Kontext gesetzt, es soll ein möglichst vielfältiges Bild von der „literarischen“ Wahrnehmung des „Prager Frühlings“ innerhalb der DDR entstehen.

[1] Vgl. u.a. Ruth Wodak: Complex texts: Analysing, understanding, explaining and interpreting meanings; In: Discourse Studies, 2011, Vol.13(5), S. 623-633 (Peer Reviewed Journal)
[2] Vgl. z.B. Thomas Niehr: Möglichkeiten und Grenzen internationaler Schlagwortforschung; In: Wort – Begriff – Diskurs. Deutscher Wortschatz und europäische Semantik, hrsg. von Heidrun Kämper und Jörg Kilian, Bremen 2012, S. 241 ff.


Nora Grohs

Mein Name ist Nora Grohs. Derzeit studiere ich das Masterstudium Geschichte; das Diplomstudium der Deutschen Philologie habe ich bereits abgeschlossen. Meine Forschungsinteressen liegen im Bereich Osteuropäische Geschichte, Zeitgeschichte und dem großen Bereich „Sprache und Politik“, wobei ein Schwerpunkt auf Literatur und Diktatur (20.Jahrhundert) liegt.

Kontakt: noragrohs@gmx.at

Leyla Jafarmadar

#instapolitics. Politik und Selbstdarstellung internationaler PolitikerInnen im sozialen Netzwerk Instagram 

Angela Merkel, Dimitri Medwedew, Francois Hollande, Justin Trudeau, Recep Tayyip Erdogan – sie alle nutzen Social Media Accounts, um die Öffentlichkeit mit Informationen und Bildern aus „erster Hand“ – ohne die Vermittlerrolle traditioneller Massenmedien – zu versorgen. Mit seinem Fokus auf die Verbreitung visueller Inhalte nimmt das soziale Netzwerk Instagram eine Sonderstellung ein, indem es PolitikerInnen eine Plattform zur visuellen Selbstdarstellung bietet. Ziel der Magisterarbeit ist es, zu untersuchen, welche visuellen Inhalte und Botschaften PolitikerInnen in den veröffentlichten Bildern auf ihren Instagram-Accounts kommunizieren.

Da soziale Netzwerke außerhalb des traditionellen Mediensystems stehen und PolitikerInnen durch ihre Social Media Accounts Informationen direkt an ihre Zielgruppen verbreiten können, bezieht sich die theoretische Einbettung der Arbeit auf Theorien, die das Verhältnis zwischen Medien und politischem System diskutieren und in der Forschungsliteratur unter dem Begriff der „Mediatisierungsthese“ zusammengefasst werden.

Die empirische Untersuchung wird anhand einer bildanalytischen Untersuchung der Instagram-Fotos internationaler PolitikerInnen durchgeführt. Die Stichprobe wird den 24 reichweitenstärksten offiziellen Instagram-Accounts internationaler PolitikerInnen entnommen. Zur Anwendung kommt ein Methodenmix aus qualitativer und quantitativer Bildanalyse. Die qualitative Bildanalyse eines Teils der Stichprobe soll in einem ersten Schritt ermöglichen, das Untersuchungsmaterial ohne vorgefertigte Kategorien beschreiben und interpretieren zu können. Ziel der qualitativen Bildanalyse ist es, zentrale Bildinhalte ausfindig zu machen und in ein Kategorienschema überzuführen, das die Inhalte und Themen der Instagram-Posts von PolitikerInnen quantitativ messbar macht. Das Kategorienschema ist das zentrale Untersuchungsinstrument für die anschließende quantitative Bildanalyse, die mit dem gesamten Untersuchungsmaterial durchgeführt wird und mittels SPSS erfasst und ausgewertet wird.


Leyla Jafarmadar 

Studienrichtungen: Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Kunstgeschichte Forschungsinteressen: Visuelle Kommunikation, Social Media

E-Mail: leyla.jafarmadar@gmail.com