Tobi Stadler

DAGONGMEI AND DATA

Das ‚Prokrastinieren‘ auf diversen sozialen Netzwerkseiten wird gerne als Arbeitsverweigerung stilisiert, ist aber eigentlich tatsächliche Arbeit. Unbezahlte und unsichtbare Arbeit, die für die betreibenden Firmen dieser Onlineplattformen einen ökonomischen Mehrwert produziert. Jedes Like, jeder Retweet, jegliche soziale Interaktion wird hier zum Moment der Auswertung.

‚Unbezahlt und unsichtbar‘ ist ein Begriffspaar, das bisher vor allem in der feministischen Theorie verwendet wurde um die Ausbeutungsmomente in täglich geleisteter Haus- und Reproduktionsarbeit zu benennen. Diese Parallele ist kein Zufall, ist doch feminisierte und prekarisierte Arbeit zentral notwendig für die gegenwärtigen, digitalisierten Produktions- und Ausbeutungsformen: Von den Dagongmei genannten jungen Wanderarbeiterinnen in chinesischen Elektronikfabriken bis zu den schlecht bezahlten Frauen in Südostasien, die jedes einzelne auf Facebook als ‚unpassend‘ gemeldete Bild kontrollieren und im Falle zensieren müssen.

Der Vortrag will versuchen, diese Linien aufzuzeigen, genauso wie die historischen Kontinuitäten dahinter und die weiteren Verstrickungen mit dem viel diskutierten Phänomen ‚Big Data‘. Durch kritische Analyse des ökonomischen Komplexes sowie der verbundenen Technologien und Kulturtechniken soll beleuchtet werden, was passiert, wenn die Partizipation an einer digitalen Öffentlichkeit zu einem Moment der Arbeit und einhergehender Ausbeutung wird.

Zwischen feministischer Medienkritik und postoperaistischem Marxismus spannt sich das theoretische Feld, auf dem eine Position zu diversen kulturellen Praktiken, medialen Aus- und Einschlussmechanismen sowie einem unsichtbar gemachten Arbeits- und Ausbeutungsverhältnis gefunden werden soll.


 

Tobi Stadler

Stadler_Foto

Tobi Stadler ist Jahrgang 1990 und beschäftigt sich mit digitalem Kapitalismus, sozialen Bildpraktiken und kritischer Männlichkeit. Er studiert Theater- Film- und Medienwissenschaft an der Uni Wien und sammelt Katzen-Gifs.

Stefan Sulzenbacher

Binge-Watching 2.0?
[Dis-]Kontinuitäten vergeschlechtlichter Partizipationsangebote posttelevisueller Selbsttechnologien

Am 5. und 6. September 2014 veranstaltete Prosieben Maxx im Zuge der Free-TV-Premiere der zweiten Staffel von House of Cards ein sogenanntes „Binge-Event“, bei dem alle 13 Folgen der von Netflix produzierten Serie an zwei konsekutiven Abenden ausgestrahlt wurden.

Ziel des gouvernementalitäts-, medien- und gendertheoretisch argumentierenden Beitrags ist es, dieses „Binge-Event“ und seine marketingstrategischen Paratexte als Teil umfassender posttelevisueller Transformationsprozesse in den Blick zu nehmen und diesbezüglich auf [Dis-]Kontinuitäten technisch vermittelter, vergeschlechtlichter Partizipations[an]gebote hin zu befragen. Das Beispiel verstehe ich dabei als Teil von Ausverhandlungsprozessen darüber, was angesichts der proklamierten Komplexität rezenter Serien und ihrer multimodalen Aneignungsmöglichkeiten in Zeiten medialer Konvergenz als angemessener Rezeptionsmodus [als „richtiges“ Schauen] serieller Narrative gilt. Die These lautet, dass die Selbsttechnologie des „Binge-Watchings“ aufgrund der technischen Möglichkeit der Entkoppelung der Inhalte von Sendeschemata und den damit einhergehenden Versprechen von Ermächtigung als Partizipations[an]gebot für das Publikum erscheint, sein Programm selbst zu gestalten.

Anhand des – durch eine [visuelle] Diskursanalyse erschlossenen – Beispiels wird somit diskutiert, wie durch die Werbung für das Event an historische Debatten um vergeschlechtlichte Möglichkeiten der Passivität und Aktivität der Fernsehrezeption – etwa durch die Verwendung von Fernbedienungen, Videorekordern etc. – angeschlossen wird. Schließlich gehe ich der Frage nach, inwiefern das Event, das an die – gegenwärtig vor allem im Zusammenhang mit dem Subscription-Video-On-Demand-Dienst Netflix thematisierte – Praktik des „Binge-Watchings“ angelehnt ist, eine televisuelle Medienspezifik zur Disposition stellt.


Stefan Sulzenbacher

Stefan Sulzenbacher promoviert an der Universität Wien im Bereich Theater-, Film- und Medienwissenschaft zu posttelevisuellen Selbsttechnologien. Seine Forschungsinteressen umfassen Diskurs- und Dispositivanalyse, [mediale] Gouvernementalität, ANT, [Post-]TV und Serialität sowie Genre- und Gender-Theorie mit Fokus auf den Bereich kritischer Männlichkeitsforschung. Seit Mai 2015 ist er DOC-Stipendiat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Projektmitarbeiter am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft.

Kontakt: stefan.sulzenbacher@univie.ac.at

Barbara Klaus

Motivgeleitete Bildanalyse österreichischer Bildpostkarten aus dem Ersten Weltkrieg

Während der Jahre des Ersten Weltkrieges stieg die Bildpostkarte, über vier Jahrzehnte nach ihrer Erfindung, zu einem der wichtigsten Bildmedien der damaligen Zeit auf. Eine große Anzahl an Motiven, welche auf die aktuelle Lage Bezug nahmen, fand sich plötzlich auf diesen wieder. Insgesamt gewähren die Bildpostkarten des Ersten Weltkrieges somit einen beeindruckenden Einblick in die Bilder- und Symbolwelt der Kriegsjahre 1914 bis 1918. Genau jene Welt wurde im Rahmen dieser Arbeit in Form einer motivgeleiteten Bildanalyse näher beleuchtet. Die theoretische Rahmung dieser Arbeit beschränkt sich vor allem auf Begriffsdefinitionen, sowie einen Überblick über für das Thema der Arbeit relevante Sachverhalte, wie etwa den Ersten Weltkrieg, Propaganda und die Bildpostkarte selbst. An das Untersuchungsmaterial, 2.505 österreichische Bildpostkarten aus dem Ersten Weltkrieg, wurden zwei wesentliche Fragen gestellt: Welche Motive werden auf den Bildpostkarten dargestellt? Wie werden die verschiedenen Motive auf den Bildpostkarten dargestellt? Innerhalb der ersten Forschungsfrage wurde eine Klassifikation der Motive auf den Bildpostkarten in verschiedene Motivgruppen vorgenommen. In der Analyse selbst erfolgte die Auswertung, im Sinne einer besseren Übersichtlichkeit, im Rahmen dreier übergeordneter Motivblöcke: ‚Heimatfront‘ und ‚Kriegsfront‘ sowie frontübergreifende und außenvorstehende Motive. Innerhalb dieser wurde jeweils eine Reihe an Motivgruppen untersucht. Im Rahmen der zweiten Forschungsfrage wurde innerhalb der zuvor klassifizierten Motivgruppen aufgezeigt, wie die einzelnen Motive dargestellt werden. Damit verbunden ist eine Interpretation der Darstellungen in Richtung möglicher inhärenter propagandistischer Aussagen und sonstiger Botschaften bzw. Mitteilungen. Hierfür wurden zwei Methoden der qualitativen Bildanalyse kombiniert: der erste Schritt der visuellen Kontextanalyse nach Müller und die Bildsemiotik nach Barthes.


Mag. Barbara Klaus, Bakk. BA.

Klaus_FotoBarbara Klaus studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien. Aktuell belegt sie den Masterstudiengang Theater-, Film- und Mediengeschichte, sowie das Doktoratsstudium Sozialwissenschaften: Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Ihre Forschungsinteressen sind vor allem im Bereich der Kommunikations-, Film- und Mediengeschichte verortet, mit einem Hauptaugenmerk auf den Ersten Weltkrieg. Abseits der Universität arbeitet sie als Kulturredakteurin für ein Online-Journal und schreibt für dieses nicht nur Filmkritiken und Konzertberichte, sondern greift auch gerne selbst zur Spiegelreflexkamera für einen Blick aus dem Fotograben.

E-Mail: baklaus@gmx.at

Lena Hager

Der aktuelle Fremdheitsdiskurs in österreichischen Geschichtsschulbüchern

Ziel der Arbeit ist die Erfassung des Fremdheitsdiskurses in österreichischen Geschichtsschulbüchern. Es wird den Fragen nachgegangen, wie und in welchem Kontext Fremdheit konstruiert wird, welche Themen prägnant sind und ob ein hegemonialer Diskurs erkennbar ist. Im Gegensatz zum Alltagsverständnis ist das Fremde ein Konstrukt, welches nur in Verbindung mit dem Eigenen existiert. Fremdheit ist nichts Fixes oder eine Eigenschaft, sondern eine Zuschreibung, wobei Differenzierungen, Hierarchisierungen und Machtverhältnisse bedeutsam sind (vgl. Berghold/Menasse/Ottomeyer 2000: 7). Darüber hinaus sind damit auch Inklusions- und Exklusionsverhältnisse verbunden und in weiterer Folge Partizipationsmöglichkeiten, die dadurch ungleich verteilt werden können. Im Rahmen der Fachtagung soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit Partizipation mit der Konstruktion von Fremdheit verbunden ist und welche verschiedenen Ausformungen möglich sind.

Als Untersuchungsgegenstand dient das Schulbuch, das im Vergleich zu anderen Massenmedien in kommunikationswissenschaftlichen Studien unterrepräsentiert ist. Bestimmte Normen und Normalitätsvorstellungen spielen im Schulbuchwissen oft eine bedeutsamere Rolle als Objektivität, Wahrheit oder Realität (vgl. Höhne 2003: 225). Für die Analyse wurden Geschichtsschulbücher aus dem Schuljahr 2012/13 für die 8. AHS-Schulstufe in Österreich herangezogen. Dadurch ergibt sich eine Auswahl über sechs Schulbücher unterschiedlicher Verlage und Erscheinungsjahre.

Das Forschungsmaterial wird einer Kritischen Diskursanalyse nach Siegfried Jäger unterzogen. Diese hat als Aufgabe, Diskursverläufe und ihre Formen und Strukturen festzumachen und den Sinn dahinter zu erfassen, wobei die Vorgehensweise kritisch verläuft und das Ziel die Verbesserung von Lebensverhältnissen ist (vgl. Jäger 2012).

Literaturverzeichnis:

Berghold, Josef/Menasse, Elisabeth/Ottomeyer, Klaus (2000): Einleitung. In: Berghold, Josef/Menasse, Elisabeth/Ottomeyer, Klaus (Hrsg.) Trennlinien. Imagination des Fremden und Konstruktion des Eigenen. Klagenfurt: Drava-Verlag, S. 7 – 15.

Höhne, Thomas (2003): Pädagogik der Wissensgesellschaft. Bielefeld: transcript Verlag.

Jäger, Siegfried (2012): Kritische Diskursanalyse. Eine Einführung. 6. Aufl. Münster: Unrast Verlag.


Lena Hager

Email: hager.lena@hotmail.com

Studienrichtungen:

  • Bakkalaureatsstudium „Kommunikationswissenschaft“ an der Universität Salzburg
  • Magisterstudium „Publizistik und Kommunikationswissenschaft“ an der Universität Wien
  • Laufendes Bachelorstudium „Internationale Entwicklung“ an der Universität Wien

Mein Forschungsinteresse ist vor allem auf die Thematik „Medien und Wirklichkeit bzw. Wirklichkeitskonstruktion“ gerichtet. Doch auch Studien, die gesellschaftskritisch ausgerichtet sind, stoßen bei mir auf großes Interesse.

Charlotte Krick

„Erotische Literatur aus der Gegenöffentlichkeit: Am Beispiel des Literaten und Bezirkshauptmanns Felix Batsy zur Zeit des Austrofaschismus“

Organisiertes erotisches Leben hat in Wien eine lange Tradition. “Würde man in Wien zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Bordell errichten wollen, so bräuchte man nur ein großes Dach über der Stadt zu errichten”, so Kaiser Joseph II. Wien galt nicht nur als Zentrum des Auslebens von ‚Perversionen’; es wurde auch literarisch festgehalten.

Anhand eines erotischen Wiener Literaturbeispiels aus den 1930ern wird versucht die Person Felix Batsy in ihren historischen Kontext zu setzen, seine Relevanz zu beleuchten und die Grauzone beschrieben, in der er sich bewegte. Dr. Felix Batsy verfasste die Geschichte „Die Wette“ 1937. Darin spielt Sadomasochismus eine zentrale Rolle. Sadomasochismus ist in feministischen Kreisen ein Thema mit stark widersprechenden Debatten, die einander gegenübergestellt werden. Die Auseinandersetzung über Sexualität und deren Zensur sind in der Geschlechterthematik ist noch immer aktuell. Wer zensierte wen 1937? Wer zensiert wen heute? Aufgezeigt wird, worin der Unterschied von staatlicher Zensur (Repression) und Selbstzensur auf Grund von gesellschaftlichem Druck besteht. Foucaults Gesellschaftstheorie diente der Forschungsarbeit als wissenschaftliche Grundlage und die Nachlass Recherche als methodische Herangehensweise, um Batsys Doppelleben und Umfeld zu analysieren.

Feminismus wird bei der Sammlung von Batsys Büchern sowie seiner selbstverfassten Geschichte „Die Wette“ aus verschiedenen Strömungen aufgegriffen. Dr. Felix Batsy verbindet verschiedene Themenstränge die es weiter zu erforschen gilt.


Charlotte Krick

Krick_FotoEmail: ckrick@gmail.com

Studium: Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Uni Wien

Forschungsinteressen: Wiener Stadtgeschichte, österreichische Literatur, Untergrund Literatur, erotische Literatur, Film und Fotografie mit Schwerpunkt Wien 1870-1945, Zensur und politische Entwicklungen während des Austrofaschismus.

Andreas Riedl

Kontakt mit Andersdenkenden im Social Web: Chance oder Gefahr für die politische Partizipation?
Ergebnisse einer Befragung österreichischer UserInnen

In der massenmedialen Debatte scheint eine anfängliche Euphorie, die dem Social Web hinsichtlich dessen Artikulations- und Partizipationsmöglichkeiten entgegengebracht wurde, zusehends Ernüchterung zu weichen, da dort der Kontakt mit Andersdenkenden als zunehmend destruktiv wahrgenommen wird. Vor diesem Hintergrund fragt diese Untersuchung, inwiefern Kontakt mit Anders- und Gleichdenkenden im Social Web entsteht und wie sich dieser auf die politische Partizipation von UserInnen auswirkt. Theoretisch lehnt sie sich dabei an Erkenntnisse aus dem Bereich der interpersonellen Kommunikation an, wo die Erforschung der Effekte von Dissens und Konsens eine breite Tradition hat.

Basierend auf Self Reported Daten von ÖsterreicherInnen aus einer Online-Befragung kommt die Studie zum Schluss, dass es im Social Web im Vergleich zu Gesprächen zwar häufiger zu oppositionellen und seltener zu bestärkenden Netzwerken kommt, sich die beiden Sphären jedoch nicht gegenseitig tangieren. Der Kontakt mit oppositionellen Meinungen im Social Web beeinflusst dabei weder die Offline- noch Online-Partizipation bzw. die Motivation dazu, vielmehr fördert die Konfrontation mit bestärkenden Meinungen die politische Partizipation im Web. Bezüglich der Wirkung auf die Partizipation bzw. die Motivation dazu ergeben sich demnach durchaus „Chancen“, jedoch kaum „Gefahren“. Dennoch verbleiben partizipationsfördernde Effekte in der Online-Sphäre, was die Potentiale des Social Webs begrenzt. Abschließend diskutiert die Untersuchung diese Erkenntnisse hinsichtlich wissenschaftlicher und praktischer Implikationen.


Andreas Riedl

Riedl_FotoAndreas Riedl erlangte sein Bakkalaureat in Publizistik- und Kommunikationswissenschaft mit den Nebenfächern Deutsche Philologie, Soziologie und Psychologie an der Universität Wien. Aktuell studiert er im Magisterstudium Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien, in dessen Rahmen er im laufenden Semester einen Erasmus-Aufenthalt mit Kursen in Global Media Studies an der Universität Karlstad, Schweden, absolviert. Sein Forschungsinteresse liegt im Bereich der politischen Kommunikation und dem politischem Journalismus.

Kontakt: Andreas.Riedl-email@gmx.de 

Carola Koblitz

Eine ethnomethodologisch qualitative Studie über den Fernsehkonsum auf Englisch in einer Spanisch-Deutsch–sprachigen Umgebung. Einfluss der audiovisuellen Medien im Erwerb einer Sprache 

Diese Studie beobachtet den Gebrauch der englischen Sprache im Alltag zweier mehrsprachiger Kinder, die auf Englisch fernsehen, um dieses als eine dritte Sprache zu erwerben. Diese Beobachtungen wurden in einem zweijährigen Tagebuch festgehalten.

FORSCHUNGSFRAGE
WIE lernen Kinder Fremdsprachen durch Fernsehen?

METHODE

Anhand der reflexiven Grounded Theory nach Breuer wurden die Einträge im Tagebuch laufend ausgewertet. Wegen der Merkmale des Settings wird eine Triangulation der Methoden für die Interpretation der Daten angewendet. Symbolischer Interaktionismus durchleuchtet die Interaktionen und die Bedeutung der dem Setting eigenen Symbole. Ethnomethodologie erfasst methodisch den Alltag der Kinder, mit Hilfe der Autoethnografie wird die Rolle der Mutter und zugleich Forscherin thematisiert und reflektiert.

THEORETISCHE RAHMUNG

Die resultierende Grounded Theory findet Anknüpfungspunkte in den Arbeiten von Wittgenstein, Schütz, Luckmann, Garfinkel, Kirch, Knorr Cetina und Luhmann u.a.

HYPOTHESEN

Wie bedeutend ist der Beitrag von audiovisuellen Medien für den Erwerb einer Fremdsprache?
Wie „real“ ist die Interaktion zwischen Menschen und Medien?

ERGEBNISSE

Audiovisuelle Medien stellen ein geeignetes Medium als Basis des Spracherwerbs dar, es braucht jedoch die intermenschliche Interaktion zu deren „Aktivierung“.

Durch den vermehrten Konsum von Phantasiefilmen verbinden die Kinder Englisch mit ihrer Phantasiewelt, deswegen verwenden sie es hauptsächlich als Spielsprache. Auch wenn sie in anderen Sprachen spielen, verwenden sie immer wieder englische Ausdrücke, deren Vokabular ihnen vertrauter ist.


Carola Koblitz

Koblitz_FotoEmail: boncesa@aim.com

Studienrichtung: Publizistik- und Kommunikationswissenschaft

Forschungsinteressen: Medienpädagogik, Mehrsprachigkeit und Multikulturalität

Berufserfahrung:

  • 2000-2002 Zeitung “México Hoy”, Reporter. Redaktion der Sportabteilung, Spezialgebiet: Statistiken und Prognosen.
  • 2000-2002 TV Azteca, Produktionen “Cosas de la Vida“ y “Cuando seas mía” Kundenbetreuung einer Talk-Show, Koordination und Aufsicht der Sets einer Fernsehserie.
  • 2008-2013 Gründung, Redaktion, Entwicklung und Veröffentlichung des Online-Magazins “De cada mes” auf Spanisch.
  • 2010-2012 Latinos Magazin, Chefredakteurin.

Karl-Leontin Beger

Das Zentrum für politische Schönheit zwischen Interaktivität und Interpassivität — Medienkunst aktualisierte Geschichte als Mittel des politischem Engagements

Wie können Film, Theater und Medien einen Beitrag zu Geschichtsaufarbeitung leisten? Unter welchen Prämissen und mit welcher Ideologie können Künstler zu einer kritischen Geschichtsschreibung in einer Event,- und Konsumgesellschaft beitragen? Das Zentrum für politische Schönheit (ZPS) ist ein markanter Protagonist der deutschen Gegenöffentlichkeit. Es verwirklicht trans,- bzw. intermediale Kunstaktionen, die Geschichte aktualisieren und gesellschaftliche und moralische Missstände vor Augen führen.  Eine gezielte Analyse beispielhafter Werkkomplexe, die Untersuchung der Medienberichterstattung und die Kontextualisierung ihres Schaffens in der Aktionskunst und den Avantgardebewegungen sollen ein vielschichtiges Porträt der Ästhetik und der Aktionen des ZPS zeichnen.

Die im Vortrag zentralen Aktionen sind Säulen der Schande und Kindertransporte des Bundes. Säulen der Schande ist eine multinationale, interaktive Spendenaktion für ein Mahnmal, das auf die umstrittene Rolle der UN im Bosnienkrieg aufmerksam machen soll und eine Mitschuld der westlichen Staaten,- und Wertegemeinschaft am Genozid  in Srebrenica behauptet. Bei der Aktion Kindertransporte des Bundes handelt es sich um eine Fälschung eines Aufrufs des Familienministeriums zur Unterbringung eines von hundert bedürftigen Flüchtlingskindern in deutschen Pflegehaushalten. Diese Fälschung weist nicht nur auf unkonventionelle und unbürokratische Handlungsoptionen der Realpolitik kritisch hin, sondern zeigt auch die Teilnahmslosigkeit der Gesellschaft für eine abstrakte humanitäre Katastrophe auf. Bürgerkrieg lässt sich nicht medial vermittelt emotional erleben, allerdings lässt sich das partielle Leid eines unschuldigen Kindes mit einem Big Brother-Online-Spin-off vermarkten. Beide Aktionen werden miteinander verglichen, um so das Spannungsfeld des dichotomischen Begriffspaares Interpassivität und Interaktivität zu beleuchten.


Karl-Leontin Beger

Email: 1348072@unet.univie.ac.at

Studium: Theater,- Film und Medientheorie

Forschungsinteresse: Avantgardebewegungen des 20. und 21. Jahrhunderts, Gegenkultur, politische Kunst, Welt-Kino und  Independent-Film

Berufserfahrung: Freier Mitarbeiter beim Bonner Stadtmagazin Schnüss und dem aufstrebenden Online-Magazin Elektro Uschi

Carmen Séra

Vortrag
Murales und Poster zwischen Kooptierung und partizipativer Ausdrucksform

Vergleich lateinamerikanischer Kommunikationsmittel entlang der Straße

Medien entlang der Straße scheinen kaum einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, da PassantInnen oft daran vorbeieilen. Jedoch fungieren sie als Teil der Alltagskultur auch als Spiegelbilder der gesellschaftlichen, polit-ökonomischen und sozialen Situation ihrer Herkunftsorte und können sogar Zeitzeugen spezifischer historischer Konstellationen und Ereignisse darstellen.

Partizipation in kommunikativen Prozessen bedeutet hier das Sichtbarmachen und Sichtbar-werden-Lassen von politisch gegnerischen oder regierungskritischen Meinungen, sowie einen Raum für politische Opposition zu schaffen. Das vorliegende Projekt beschäftigt sich mit verschiedenen geographischen Regionen (Kuba, Chile und Mexiko), denen die Ausdrucksform der Kommunikation durch Bilder und Text im öffentlichen Raum gemein ist, seien dies Poster oder Wandmalereien. Für die historische Verbreitung dieser Ausdrucksform wird oft auch die mexikanische Revolution genannt, wo Murales als Ausdrucksmittel der RevolutionärInnen und RegimegegnerInnen verwendet wurden, danach übernahm die Regierung diese Kunstform und kooptierte sie zu ihren Zwecken. Seit der Machtergreifung der Kommunistischen Partei in Kuba bedient sich die kubanische Regierung ebenfalls der Ausdrucksform der Murales und Posterkunst. Es partizipieren dabei verschiedene soziale Gruppen an der Herstellung von Öffentlichkeit, im Fallbeispiel Chiles waren es Vereinigungen des Widerstands gegen die Diktatur unter Pinochet, die mittels Murales die Forderung nach einer anderen Politik und dem Ende der Unterdrückung Ausdruck verliehen.

Die Forschungsfrage beschäftigt sich damit, inwiefern sich Handlungsmacht und politisches Partizipationspotential in Postern und Murales auf der Straße widerspiegeln. Methodisch handelt es sich um einen Vergleich von Bildmaterial. Die theoretische Rahmung beinhaltet diskursanalytische Theorieausschnitte, Theorien zu Sozialen Bewegungen sowie Ansätze der Cultural Studies nach Stuart Hall zur Entstehung von Bedeutung in visueller Kultur.


Workshop
Ausschnitt des aktuellen Flüchtlingsdiskurses in der Europäischen Union anhand der Untersuchung politischer Straβenplakate in Ungarn und Österreich

Dieser Beitrag handelt von politischen Plakaten zur ungarischen Flüchtlingspolitik in Ungarn und Österreich, deren inhaltliche wie kontextuale Eigenarten als Kommunikationsform ebenso wie ihre diskursive Reichweite Untersuchungsgegenstand sind. Sie entstehen in einem oppositionellen Umfeld, das über private Spenden finanziert wird und einen Anti-Regierungskurs führt, da sie als Antwort auf die migrationsfeindlichen Plakate der Orban-Regierung fungieren. Die Besonderheit der Ressourcengewinnung über crowdfounding hat ebenso groβen Einfluss auf die Produktion und Verbreitung von Wissen und darin zugrundeliegende Macht wie der zu untersuchende Inhalt.
Die Forschungsfrage beschäftigt sich damit, inwiefern sich Handlungsmacht durch Selbstorganisation der Zivilgesellschaft beziehungsweise zivilen Ungehorsam in den politischen Straβenplakaten im europäischen Kontext widerspiegeln. Inwiefern kann durch den Prozess des Plakatierens und den Inhalt der Plakate von der Verbreitung eines gegenhegemonialen Diskurses gesprochen werden?
Zur theoretischen Rahmung zählen die Hinterfragung des möglichen Wissens im Diskurs und des Zugangs zu Macht sowie zivilgesellschaftlicher Handlungsmacht. Um implizite Bedeutungsebenen sichtbar zu machen, können auch Cultural Studies-Ansätze zur Produktion von Bedeutung und Repräsentation wie jene von Stuart Hall oder Roland Barthes zum Einsatz kommen. Besonderes Augenmerk wird auf die historische Verortung und die eingehende Untersuchung des Kontexts gelegt. Methodisch handelt es sich um einen Vergleich von Bildmaterial, welches teilweise von der Autorin selbst aufgenommen wurde und teilweise im Internet zu finden ist, wobei die oben genannten Theorien zur Erarbeitung der Bildinhalte dienen. Die Methodik des Projekts ist noch nicht vollständig ausgearbeitet und verlangt noch vertiefende Bearbeitung.


Carmen Séra

Séra Carmen_Foto

Carmen Séra schloss 2014 das Masterstudium der Internationale Entwicklung an der Universität Wien ab und studiert zur Zeit Politikwissenschaft im Masterstudium. Durch verschiedene Stipendien konnte sie Auslandssemester in Frankreich und Mexiko absolvieren. Während des Studiums war sie mehrmals als Tutorin tätig. 2015 hielt sie einen Vortrag an der Universität Kassel sowie an der Freien Universität Berlin. Zur Zeit studiert sie durch ein Erasmus+ Stipendium in Belgien.

Zu ihren Forschungsinteressen zählen die Möglichkeiten zur Teilnahme an Politik und politischen Prozessen für Zivilgesellschaft(en), das Vorhandensein von Hegemonie und/oder asymmetrischen Verhältnissen, die Analyse von Handlungsmacht und gegenhegemoniellen Strömungen, die Möglichkeiten für innovative Teilnahme in restriktiven Systemen, die Funktionen informeller Systeme, ein geschichtliches Verständnis von Abhängigkeitsverhältnissen, Nord-Süd Verhältnisse, Visuelle Politik und politische Kommunikationsmittel.

Patricia Plahcinski

Transmedia Superheroes
Medienübergreifendes Geschichtenerzählen im Marvel Cinematic Universe

Im Jahr 2008 stellte der Comicbuchverlag Marvel einen ambitionierten Plan vor. Im Laufe der nächsten Jahre sollten Marvels Superhelden in Einzelfilmen und anschließend als „Marvels The Avengers“ in einem großen cineastischen Event die Kinos bevölkern. Zu diesem Zweck hatte Marvel das „Marvel Cinematic Universe“ entwickelt, in dem sich die Comicfiguren und Charaktere der Franchise bewegten. Dieses Universum beschränkte sich jedoch nicht auf die Kinoleinwand, sondern transportierte die Helden im Rahmen von TV-Serien und Kurzfilmen auf
Fernsehbildschirme und durch Computerspiele auf Konsolen und auf Smartphones Marvels aktueller Erfolg mit seinem „Cinematic Universe“ begründet sich auf verschiedenen Eckpfeilern. Ist „transmedia storytelling“, das hier gewählte Modell des Geschichtenerzählens, einer dieser Eckpfeiler und wie geht Marvel mit den genutzten Medien und den durch diese erzählten Geschichten um?

Die oben gestellten Fragen wurden ebenfalls bereits im Rahmen der Seminararbeit „Transmedia Superheroes“ behandelt, die sich im Forschungsfeld der „Media Industry Studies“ bewegt hat. Ausgangspunkt der Fragestellung war Henry Jenkins 2006 erschienenes Werk „Convergence Culture“, in welchem er das Phänomen des „transmedia storytelling“ anhand der Matrix-Franchise untersucht (Jenkins, 2006, S. 98).
Die Beobachtung der themenspezifischen Medienlandschaft ist das Hauptinstrument zur Beantwortung der Fragestellung. Da sich das Phänomen des „transmedia storytelling“ in den vergangenen Jahren weiterentwickelt hat und durch den momentanen Trend der Filmindustrie zu Fortsetzungsreihen und Filmfranchises an Bedeutung gewinnt ist diese Art des Geschichtenerzählens es wert, sich näher mit ihr auseinanderzusetzen.


Patricia Plahcinski

Mail: patricia.plahcinski@moedling.at
Studium der Theater,- Film- und Medienwissenschaften an der Universität Wien
Mein größtes Interesse gilt den Medienwissenschaften und der Beobachtung von Entwicklungen in der aktuellen Medienlandschaft.
Hauptberuflich arbeite ich für eine niederösterreichische Stadt an der Umsetzung kultureller Projekte und im Bereich der Kulturtouristik.