Naomi Afia Güneş-Schneider

Weiße Spenden für Schwarze Subjekte. Repräsentation und Konstruktion Schwarzer Frauen in Spendenwerbung 

Die Arbeit „weiße Spenden für Schwarze Subjekte – Repräsentation und Konstruktion Schwarzer Frauen in Spendenwerbung“ thematisiert die Bildrepräsentation Schwarzer Frauen, die anhand der letzten Kampagne der Nichtregierungsorganisation „Licht für die Welt“ untersucht wurde.
Es wurden, nach einer Beschreibung der Motivation und des Forschungsstandes Konstrukte,die den drei ausgewählte Werbesujets der Kampagne inne liegen, herausgearbeitet und in Bezug auf stereotypisierende, sexistische oder rassistische Darstellungsweisen untersucht. Dazu wurde Bezug genommen, auf Forschungen zum Thema Frau in der Werbung, Schwarzen / PoC in der Werbung sowie spezifischer Schwarze in der Spendenwerbung. Mit diesem Input und auch aktuelleren Forschungen aus Deutschland, wurde die Kampagne „Lasst den Schatten des graue Stars verschwinden“ zum einen, einer semiotischen Bildanalyse unterzogen. Zum anderen wurde in einer Gruppendiskussion mit Schwarzen Frauen diese Kampagne beurteilt. Ziel war es, die Stimmen der Frauen einzuholen die direkt von diesen Bildrepräsentationen betroffen sind.
In Anlehnung an das Encoding Decoding Modell Halls wurde deutlich, dass die Schwarzen Frauen als Betroffene Frauen sehr kritisch rezipierten. Die Konstruktionen die anhand der Bildanalyse herausgearbeitet wurden, ob in Bezug auf Gender, Rassismus und/oder Stereotype wurden alle von ihnen herausgearbeitet und dieskutiert. Bei allen positiven Absichten der WerbemacherInnen, entgegen gängigen Klischees zu werben, reproduzieren auch sie problematische Darstellungen von Schwarzen Menschen und vor allem Frauen. Das diese Kampagne problematische Bilder Schwarzer Menschen und Schwarzer Frauen reproduziert, wurde sowohl anhand der Bildanalyse, als auch durch die Einschätzungen und Äußerungen der Diskussionsteilnehmerinnen deutlich.


Naomi Afia Güneş-Schneider

guenes-schneider-_fotoNaomi Afia Güneş-Schneider studiert Publizistik und Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien. Während ihres Studiums, aber auch darüber hinaus setzt sie sich mit Stereotypen, Konstruktionen „der Anderen“ im Alltag auseinander. Da diese Konstruktionen vor allem durch verschiedenste Medien Verbreitung finden, waren und sind diese Themen von Beginn an Schwerpunkt in ihrem Forschungsinteresse.
Sie erhofft sich, Bewusstsein für konstruierte Bilder schaffen zu können und vor allem, diese zu dekonstruieren.

E-Mail: guenes.schneider@gmx.net

Christian Berger & Paul Hahnenkamp

Antisemitismus vor Gericht. Perspektiven der Critical Legal Studies

Ausgehend vom deutschen Rechtsstreit Elsässer gegen Ditfurth werden die Probleme der Rechtspraxis mit Formen des modernen Antisemitismus und Kategorien sozialer Differenz erörtert. Die Soziologin, Publizistin und Aktivistin Jutta Ditfurth sprach im April 2014 in der 3sat-Sendung „Kulturzeit“ über neurechte Bewegungen, wobei sie den Journalisten Jürgen Elsässer, der mit seiner Zeitschrift Compact, seinen Verlagen Compact und Kai Homilius und digitalen Medienkanälen enge Verbindungen zu den neuen antisemitischen, rassistischen und rechtsextremen Bewegungen unterhält, als „glühenden Antisemiten“ bezeichnete.
Elsässer brachte daraufhin eine einstweilig Verfügung und schließlich zivilrechtliche Klage auf Unterlassung gegen Ditfurth ein. Im Zuge des Verfahrens definierte die zuständige Münchner Richterin Antisemitismus in der einzigen mündlichen Verhandlung neu: „Ein glühender Antisemit in Deutschland ist jemand, der mit Überzeugung sich antisemitisch äußert, mit einer Überzeugung, die das Dritte Reich nicht verurteilt und ist nicht losgelöst von 1933-45 zu betrachten vor dem Hintergrund der Geschichte.“ Folgt man dieser Logik, dann gibt es in Deutschland keine Antisemit_innen links von Hitler. Ditfurth verlor den Prozess in erster und zweiter Instanz, nun ist das Verfahren beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe anhängig.
Unser Beitrag setzt sich mit jenen indirekt judenfeindlichen Sprechakten auseinander, derer sich das rechtsextreme Spektrum gegenwärtig bedient und denen die deutschen Gerichte im Fall Elsässer gegen Ditfurth bisher aufgesessen sind. Dabei wird auch das Phänomen des modernen Antisemitismus näher erläutert. Anschließend wollen wir Schlaglichter auf die Rolle von Kategorien im Recht werfen und fragen, welche Funktionen juristische Kategorisierung, beispielsweise bei ethnischen oder religiösen Gruppen, überhaupt zukommen (sollten).


Christian Berger, BA

berger_fotoChristian Berger ist juristischer Mitarbeiter beim Klagsverband und studiert Rechtswissenschaften, Gender Studies und Sozioökonomie in Wien. Seine Forschungsschwerpunkte sind Legal Gender Studies, Antidiskriminierungs- und Gleichstellungsrecht, interdisziplinäre Rechtsforschung und Politische Ökonomie.

Kontakt: christian.berger@s.wu.ac.at

Mag. Paul Hahnenkamp, BA 

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Paul Hahnenkamp studierte Rechtswissenschaften und Geschichte in Wien und Leuven und ist nun Universitätsassistent am Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte der Universität Wien. Seine Forschungsschwerpunkte sind österreichische und deutsche Rechtsgeschichte, Völkerrechtsgeschichte sowie kritische Rechtstheorie.

Kontakt: paul.hahnenkamp@univie.ac.at

Cristina-Estera Klein

Geliebter Waffenbruder Konstruktionen und Dekonstruktionen der Bilder über das Osmanische Reich während des Ersten Weltkriegs in den satirisch-humoristischen Zeitschriften Die Bombe und Die Muskete

Die Türkenbelagerungen des Osmanischen Reiches (OR) von 1529 und 1683 können als Schlüsselmomente in der österreichischen Geschichte gelten. Auf Basis einer realen Bedrohung und der Propaganda der westlichen Reiche wird das Bild des osmanischen Erbfeindes konstruiert. Auch wenn sich ab Mitte des 17. Jahrhunderts in den europäischen Oberschichten eine Faszination am exotischen Orient ausbreitet, bleit in einer volkstümlichen Kultur das alte Bild des Feindes tief verankert. So kommt es im Zuge des Bündnisschlusses zwischen den Mittelmächten Deutschland und Österreich-Ungarn mit dem OR zu folgender, ambivalenten Situation: das OR wird über Nacht vom Erbfeind zum Erbfreund und Waffenbruder.
Mittels Diskursanalyse nach Siegfried Jäger (2001) wurde untersucht, wie diese Neubewertung des OR in der österreichischen satirisch-humoristischen Presse, am Beispiel von Die Bombe und Die Muskete, im Ersten Weltkrieg vonstattengeht. Zentral waren dabei die Frage nach der Dekonstruktion, bzw. Konstruktion von Bildern über das OR und seine Staatsangehörigen, sowie die Frage nach dem Rückgriff auf schon bestehende Stereotype und Vorurteile.
Theoretische Einbettung findet die Arbeit in der historischen Stereotypenforschung. Dementsprechend wurde als historischer Hintergrund die Entwicklung der verschiedenen Stereotypen aufgearbeitet. Außerdem bilden die Pressezensur im Ersten Weltkrieg, wie auch der Kriegsverlauf einen wichtigen Rahmen für das Verständnis des Untersuchungsmaterials. Die Ergebnisse konnten mit dem Konzept des Orientalismus nach Edward Said (1981) verortet werden: obwohl das Kriegsbündnis zwischen Österreich-Ungarn und dem OR im Ersten Weltkrieg dazu führte, dass versucht wurde ein betont positives Bild über das OR zu zeichnen, bestanden alte Ressentiments und Vorurteile weiterhin in diesen scheinbar positiven Bildern.


Cristina-Estera Klein, Bakk.a phil.

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Cristina-Estera Klein (Bakk.a phil.) studierte Publizistik – und Kommunikationswissenschaft, Romanistik und Geschichte an der Universität Wien. Aktuell ist sie im Magisterstudium am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. In ihrer Diplomarbeit beschäftigt sie mit kollektiven Gedächtnissen in Verbindung mit Social Media. Ihr Forschungsinteresse liegt u.a. in der historischen Kommunikationsforschung und der politischen Kommunikationsforschung.

 

Simone Ullmann

Vom Eurozentrismus zum ‚Post‘-Eurozentrismus: Ein vergleichende Analyse von ethnologischen Museen in Europa 

Da sich ethnologische Museen aufgrund zunehmender Kritik an ihrer Ausstellungspraxis vermehrt einem Reflexions- und Neudefinitionsprozess unterzogen, werden in meiner Arbeit die Neukonzeptionen des „Rautenstrauch-Joest-Museums – Kulturen der Welt“ in Köln, des „Tropenmuseums“ in Amsterdam und des „Musée du quai Branly“ in Paris im Hinblick auf die Überwindung des Eurozentrismus untersucht. Die Museen wurden zum einen ausgewählt, da sie alle in den letzten Jahren umgestaltet und neu- oder wiedereröffnet wurden und zum anderen um einen Vergleich zwischen drei europäischen Ländern mit einer jeweiligen kolonialen Vergangenheit aufzuzeigen.
Für die Analyse wurde neben der Methode des Vergleichs auch die der Diskursanalyse gewählt, da die Inszenierungen sowie die Objekte als Texte gelesen werden können.
Die theoretischen Grundlagen umfassen die Diskurse rund um das Gedächtnis und Erinnerung, die Theorien zu Kolonialismus, Eurozentrismus und ‚Post‘-Eurozentrismus, Orientalismus, Exotismus, Identität und Alterität sowie das „Fremde“. Diese wurden anschließend in die Analyse der Museen, die sich mit der Namensgebung, der Lage und Architektur sowie den Gesamtkonzeptionen auseinandersetzt, miteinbezogen. Dabei spielen neben dem Aufbau, der Inszenierung und der Auswahl der Objekte auch die angesprochenen Themen eine wichtige Rolle.
Des Weiteren wurde auch der Umgang mit der kolonialen Vergangenheit der Museen sowie die Provenienz der Sammlung analysiert. Da es sich bei ethnologischen Museen um Orte handelt, an denen das „Eigene“ auf das „Fremde“ trifft und denen ein gewisser Exotismus anhaftet, ist es auch im Hinblick auf die Beantwortung der Fragestellung wichtig, wie mit diesen Themen in den Museen umgegangen wird.
Zusammenfassend werden drei unterschiedliche Möglichkeiten gezeigt, die dazu beitragen sollen den Eurozentrismus in ethnologischen Museen zu überwinden.


Simone Ullmann, BA BA MA

 

ullmannStudienrichtung: MA Historisch-kulturwissenschaftliche Europaforschung, BA Kultur- und Sozialanthropologie

Forschungsinteressen: Museum und Musealisierung, Kolonialismus- und Postkolonialismus, Frauen- und Geschlechtergeschichte, Migration

Praktika: 07/2012 – 08/2012: Österr. Museum für Volkskunde (Fachpraktikum), 07/2011 – 08/2011: Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg (Fachpraktikum)

Arbeit:10/2013 – 02/2015: Tutorin für Quantifizierung und Statistik, Universität Wien

ullmannsimone@t-online.de

 

 

Franziska Thiele

Wissenschaftskommunikation 2.0. Formen der Wissenschaftskommunikation und deren Relevanz fürs Wissenschaftsfeld 

Um zu evaluieren, inwiefern Wissenschaft zur Verfestigung und Tradierung von (Stereo-)typen und Denkmustern beiträgt, ist es wichtig, Wissenschaftskommunikation zu betrachten und ihre Funktionsweise zu verstehen. Denn WissenschaftlerInnen sind in ihrem feldspezifischen Habitus („Wahrnehmungs- Denk- und Handlungsschemata“) sozialisiert (Bourdieu, 1993: 99) und kulturellen, personellen sowie institutionellen Rahmenbedingungen unterworfen. All diese üben Macht auf das Individuum aus, da sie das Denken in bestimmten Kategorien vorgeben und sich auf die Wahl bevorzugter Kommunikationsformen oder -wege auswirken (vgl. Lüthje, 2014; Knorr-Cetina, 2002; Fleck, 1980).
1992 untersuchte Bourdieu die Hierarchien und Machtstrukturen der französischen, universitären Wissenschaft und identifizierte dabei relevante Kapitalien zur Akkumulation von wissenschaftlicher Macht. Diese Kapitalien fußen auf der Verwendung unterschiedlicher Kommunikationswege. Seitdem hat sich die Wissenschaft jedoch sowohl im Bereich der externen (z.B. Open Access Publishing), wie auch der internen (z.B. Vernetzungsmöglichkeiten auf sozialen Netzwerkseiten) Kommunikation weiterentwickelt (Al-Aufi & Fulton, 2014; Thelwall & Kousha, 2014a/b; Frandsen, 2009).
Mit Bourdieus Feldtheorie als theoretischer Grundlage und seiner Untersuchung der Hierarchien in der Wissenschaft als Ausgangspunkt soll daher eine Analyse aktueller Literatur zur Wissenschaftskommunikation vorgenommen werden. Anhand dieser werden die verschiedenen Kommunikationsformen der heutigen Wissenschaftskommunikation dargestellt und deren Relevanz zur Wissensverbreitung in der Scientific Community sowie den Subfeldern der Geistes- und Sozialwissenschaften bewertet. Anschließend wird auf die feldspezifischen Rahmenfaktoren eingegangen, die auf die Verwendung der Kommunikationswege Einfluss nehmen und so zur Verfestigung und Tradierung von (Stereo-)typen und Denkmustern beitragen.

 

Quellen
Al-Aufi, A., & Fulton, C. (2014). Use of social networking tools for informal scholarly communication in humanities and social sciences disciplines. Procedia – Social and Behavioral Sciences 147, 436-445.
Bourdieu, P. (1992). Homo academicus. Frankfurt/Main: Suhrkamp.
Bourdieu, P. (1993). Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft. Frankfurt/Main: Suhrkamp.
Fleck, L. (1980). Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache: Einführung in die Lehre vom Denkstil und Denkkollektiv. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.
Frandsen, T. F. (2009). The effect of open access on un-plublished documents: A case study of economics working papers. Journal of Infometrics. doi: 10.1016/j.joi.2008.12.002
Knorr-Cetina, K. (2002). Die Fabrikation von Erkenntnis: Zur Anthropologie der Naturwissenschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag.
Lüthje, C. (2014). Mediatisierte wissenschaftsinterne Kommunikation: Stand der Forschung und theoretische Rahmung. kommunikation@gesellschaft15(2014), Sonderausgabe, 20 pages. URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-378465, letzter Aufruf: 11.07.2016
Thelwall, M. & Kousha, K. (2014a). ResearchGate: Disseminating, communication, and measuring scholarship? Journal of the American Society for Information Science and Technology. doi:10.1002/asi.23236
Thelwall, M. & Kousha, K. (2014b). Acedemia.edu: Social network or academic network? Journal of the American Society for Information Science and Technology. doi: 10.1002/asi.23038


Franziska Thiele, MA

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Studienrichtung: Kommunikationswissenschaft

Forschungsinteressen: Wissenschaftskommunikation, Macht, Mediatisierung, Qualitative Methoden, Mediensoziologie, Interkulturelle Kommunikation

Franziska.Thiele@uni-rostock.de

Sonja Steinbauer

Der ORF und der „kranke Kontinent“ 

Vor allem Anfang des Jahres 2014 wurde von den österreichischen Medien immer wieder über die Ebola-„Epidemie“ in Westafrika berichtet. Mit der Art der Berichterstattung von ORF 1 und ORF 2 werden allerdings auch einige im Zuge des Kolonialismus entstandene Stereotype reproduziert. Ziel dieses Vortrages ist es, diese anhand einer Medienanalyse deutlich zu machen. Neben dieser Vorgangsweise zeichnet sich mein Beitrag durch das Hervorheben historischer Bezüge aus.
Dabei liegen drei Thesen zu Grunde, die anhand dieses Vorgehens auf ihre Richtigkeit überprüft werden sollen.
Erstens wird durch die mediale Berichterstattung ganz Afrika als „kranker Kontinent“ stereotypisiert, obwohl in dem von mir herangezogenen zweiwöchigen Zeitraum lediglich in den Ländern Sierra Leone, Guinea und Liberia dokumentierte Krankheitsfälle auftraten. Mit dieser Annahme soll keineswegs die Tragik oder Schwere von Ebola und die damit verbundenen Implikationen für die Betroffenen geschmälert werden. Ich konzentriere mich ausschließlich auf Stereotype, welche durch die Berichterstattung des ORF generiert bzw. weitergetragen werden.
Zweitens geht mit dem Stereotyp des „kranken Kontinents“ oftmals die Frage einher: Wird Europa durch diese Krankheitswelle bedroht? Wie können „wir“ uns davor schützen? Diese Abgrenzung zwischen „uns“ und „den anderen“ zieht sich durch große Teile der Eboladebatte bzw. durch die mediale Berichterstattung. Hierbei handelt es sich um Form des Othering, welche im Zuge meiner Analyse genauer herausgestellt werden soll.
Drittens wird durch den immer wiederkehrenden Verweis auf die „Hilfe von außen“ eine medizinische Hierarchie von Heilungs- und Problemlösungskompetenzen impliziert, in welcher die westlichen (von Afrika aus gesehen nördlichen) Lösungen eindeutig an der Spitze stehen.


Sonja Steinbauer, BA

steinbauerStudienrichtungen: MA Theater-, Film und Mediengeschichte; BA Orientalistik, Schwerpunkt Arabistik

Derzeit laufendes Anrechnungsverfahren BA Afrikawissenschaften, danach MA Afrikawissenschaften; Schwerpunkt afrikanische Geschichtswissenschaften

Forschungsinteressen: Neue und alte Medien, Stereotype, Othering

Michael Schwinghammer

Fluten von Flüchtlingen die Welle für Welle durch die Tore Europas strömen

In dieser alternativen Präsentation werden die Ergebnisse einer Kritischen Diskursanalyse, zur Darstellung von Flüchtlingen in österreichischen Tageszeitungen (Krone und Der Standard), lyrisch verdichtet vorgetragen. Von „Flüchtlingswelle“ über „Flut von Flüchtlingen“ bis hin zu „Flüchtlingsmassen“ wurde im letzten Jahr eine ganze Reihe verschiedener Sprachbilder in der journalistischen Praxis benutzt, um Gruppen von Flüchtlingen zu beschreiben. Die Verwendung solcher Beschreibungen wurde innerhalb der Medienbranche (leider nur vereinzelt) kritisch reflektiert, da sprachliche Konstrukte dieser Art suggerieren, dass es sich bei Flüchtlingen um Naturkatastrophen handelt.
Ziel der, dieser alternativen Präsentation zugrunde liegenden Bachelorarbeit „Die Darstellung von Flüchtlingen im Diskurs zwischen Sprachbildern, Frames und Rollenbildern“, war es daher ausfindig zu machen, in welchem Ausmaß diese Sprachbilder verwendet wurden und welche Auswirkungen sie im Bezug auf die Reproduktion von Rollenbildern hatten. Hierfür wurde als theoretisches Dachkonstrukt die Kritische Diskursanalyse gewählt, in der empirischen Umsetzung ergänzt um die Methodik der quantitativen Inhaltsanalyse.
Durch die literarische Aufarbeitung der Untersuchungsergebnisse soll die exzessive Nutzung dieser Sprachbildern in Massenmedien geballt vorgeführt werden. Dabei soll die von Medien verwendete Sprache bewusst diversen Prozessen wie jenen der Dekonstruktion ausgesetzt werden, um unterschiedliche Perspektiven auf die Wirkung von Sprache zu generieren. Intention der Präsentation ist es eine kritische Reflexion von negativ-konnotierten Sprachkonstrukten bei den Rezipient_innen zu fördern und ein Bewusstsein für die Macht von Sprache zu schaffen.


Michael Schwinghammer

schwinghammer_fotoStudium: Journalismus und Medienmanagement (FH Wien), Vergleichende Literaturwissenschaft (Universität Wien)

Forschungsinteressen: Sprachbilder, Gender Studies, Kritische Theorien, New Media

Berufserfahrung: Werbeagentur, Telefonvertrieb, Zivildienst in der Sozialpädagogik, Journalistische Praktika, derzeit Projektmanager im Bereich Social Media Analyse

Mail: michael.schwinghammer@hotmail.com

Martin Kristoffer Hamre

Wie die Deutschen zu Hunnen wurden. Kontinuität und Diskontinuität des Hunnen-Stereotyps zwischen dem 19. Jahrhundert und der britischen Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg 

Im Ersten Weltkrieg verbreitete sich durch britische Propagandisten der negativ konnotierte Terminus „The Hun“ und mit ihm ein spezifisches Hunnenstereotyp in Großbritannien als Dysphemismus des Kriegsgegners Deutschland. Entscheidend verhalfen deutsche Massaker in Belgien und das daraus resultierende ‚Rape of Belgium‘-Narrativ zum Durchbruch des neuen Stereotyps. Dabei bezog sich die Propaganda auf ein im 19. Jahrhundert aktives Stereotyp der Hunnen, welches diese als barbarisch, wild, furchtlos und skrupellos gelten ließ. Im Vortrag werden das alte sowie das im Weltkrieg neue erschaffene Hunnenstereotyp beleuchtet und Fragen nach deren Kontinuität und Diskontinuität gestellt. Zusätzlich werden Funktionen von nationalen Stereotypen beleuchtet. Der Vortrag baut auf die historische Stereotypenforschung nach Hans Henning Hahn auf. Der Fokus des theoretischen Rahmens liegt dabei auf drei Hauptfunktionen von nationalen Stereotypen: der Stabilisierung des eigenen Systems, der Mobilisierung der Bevölkerung sowie der Schaffung von Feindbildern. Im Vortrag wird die These verfolgt, dass die drei Funktionen bei der Verwendung des Hunnenstereotyps durch die britische Kriegspropaganda zur Geltung gekommen sind und mit den Zielen der Propaganda korrelierten. Methodisch kommt es zu einer qualitativen Auswertung einiger Quellen wie etwa Gemälde, Theaterstücke, Zeitungsartikel, Kriegsposter und Postkarten, die das jeweilige Hunnenstereotyp im besonderen Maße repräsentieren. Dabei werden zwei Ziele verfolgt: Zum einen wird gezeigt, dass es sich um zwei völlig verschiedene Hunnenstereotype handelt, deren verbindendes Element die Bezeichnung „Hunne“ sowie negativ konnotierte Adjektive wie barbarisch, mörderisch, gnadenlos und gottlos sind. Zum anderen wird gezeigt, welche bedeutende Rolle Kaiser Wilhelms Hunnenrede von 1900 sowie der deutsche Überfall auf das neutrale Belgien 1914 bei der Erschaffung des neuen Hunnenstereotyps spielten.


Martin Kristoffer Hamre, B.A.

hamre_fotoStudienrichtung: M.A. European History, ein internationaler Studiengang an der Humboldt-Universität zu Berlin, derzeit jedoch im Studium am King’s College London und zuvor ein Semester an der Universität Wien.

Forschungsinteressen: Europäische Geschichte des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts, transnationale Geschichte, Nationalismus und Faschismus, nationale Stereotypenforschung.

martin@hamre.de

Michael Holzmayer

Berufswahlprozesse angehender VolksschullehrerInnen. Eine empirische Untersuchung der sozialen und motivationalen Einflüsse in der Entscheidung zum Lehrberuf.

Dem Lehrerberuf haften heute viele Zuschreibungen an, die vermehrt negativen Beigeschmack haben. Dennoch entscheiden sich nach wie vor Menschen dafür, VolksschullehrerInnen zu werden. Das Interesse dieser Forschung liegt im grundlegenden Verständnis des Vorgangs, der schlussendlich zur Entscheidung zum Lehrerberuf führt. Neben den häufig untersuchten, aber im Kontext sozialer Erwünschtheit schwer zu fassenden Berufswahlmotiven liegt der Fokus weniger auf dem Warum der Berufswahl, sondern viel mehr auf dem Wie.

Die zentrale Forschungsfrage lautet: „Wie verläuft der Berufswahlprozess bei angehenden VolksschullehrerInnen?“. Die Einflüsse – vor allem soziale Einflüsse durch Familie, Freunde und anderen Personen – sollen dabei eine wichtige Rolle spielen.

Mit einem mixed-methods-Verfahren soll der Berufswahlprozess aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Einerseits, um die Ergebnisse der einzelnen Methoden zu ergänzen und zu bestärken. Andererseits jedoch als Methodenstudie, um den Einfluss der Methodenwahl auf die jeweils erhaltenen Ergebnisse im Hinblick auf soziale Erwünschtheit zu untersuchen.

Die Forschung baut auf drei empirischen Teilen auf. Als Exploration des Forschungsfeldes diente eine bereits abgeschlossene Inhaltsanalyse von 121 Aufsätzen (7 offene Fragen) von Erstsemestrigen der VolksschullehrerInnenausbildung der KPH Wien/Krems im WiSe 2014/15. Darauf aufbauend sollen im Hauptteil dieser Dissertation teilnarrativ-biographische Interviews mit StudienanfängerInnen der KPH Wien/Krems im studienjahr 2016/17 geführt werden, in denen die einzelnen Einflüsse sehr detailliert betrachtet werden. Als Abschluss dient eine quantitative Fragebogenerhebung unter StudienanfängerInnen verschiedener PHs in Wien und NÖ im Herbst 2017.


Mag. Michael Holzmayer, MA

holzmayer_fotoName: Michael Holzmayer
Mail: Michael.holzmayer@univie.ac.at

Studien:
– Doktorat: Irgendwo zwischen Soziologie und Bildungswissenschaften
– Masterstudium: Soziologie
– Diplomstudium: Kultur- und Sozialanthropologie
Forschungsinteressen: Berufswahl; Aufnahmeverfahren, Jugendforschung, Neue Medien, Identitätsforschung
Berufserfahrung: KPH Wien/Krems (seit 2013), davor: Deutsches Jugendinstitut in München, Institut für Jugendkulturforschung Wien

Moritz Hartmann

Die Körper des Kinos. Zuschauer_innen als Cyborgs

Cyborgs sind Hybride aus Mensch und Maschine. In den 80er Jahren hat Donna Haraway diese Figur mit ihrem Cyborg-Manifest zu Berühmtheit verholfen und seitdem sind diese Wesen eine beliebte Identifikationsfigur in der Science-Fiction. Doch Haraways eigentliches Anliegen war es, ein epistemologisches Werkzeug zu entwickeln, mit dem starre Grenzziehungen zwischen Mensch und Maschine aufgehoben werden können.

Ich möchte Haraways Konzept aus dem Cyborg-Manifest verwenden, um abstrakte Grenzziehungen in der Filmtheorie zu dekonstruieren. Ich möchte dies am Kino-Dispositiv vornehmen: Die verschiedenen Komponenten des Dispositivs, bestehend aus Zuschauer_innen, Leinwand und Projektionsapparat, werden meist getrennt voneinander betrachtet, doch eigentlich braucht es für die Illusionsbildung im Kinosaal ein Zusammenspiel der verschiedenen Elemente. In Bezug auf Haraway möchte ich die These aufstellen, dass die Kinozuschauer_innen für die Dauer der Filmvorführung zu Cyborgs werden, da sich die apparativen und gegenständlichen Elemente des Kinosaals mit den organischen der menschlichen Körper vermischen müssen, damit die Illusionsbildung gelingen kann.

Für meinen Vortrag werde ich zwei Filmtheoretikerinnen heranziehen. Während Vivian Sobchack argumentiert, dass phänomenologische Erfahrung im Kino dem Zusammenspiel von Leinwandgeschehen und Zuschauer_innenkörper entspringt, erklärt sich Christiane Voss die Entstehung eines scheinbar dreidimensionalen Bildes durch die sensorisch-affektive Resonanz der Zuschauer_innenkörper auf das Leinwandgeschehen.

Während bei Sobchack und Voss lediglich von einem Zusammenspiel von Leinwand und Zuschauer_innenkörper die Rede ist, möchte ich auch den technischen Apparat des Filmprojektors hinzunehmen. Erst durch das Zusammenwirken dieser drei Körper – Leinwand, Projektor, Zuschauer_innenkörper – kann es zu der besonderen Kinoerfahrung kommen. Die Verwandlung der Zuschauer_innen in Cyborgs, in denen Technik und Organismus miteinander verschränkt sind, ist Voraussetzung dafür.


Moritz Hartmann 

Moritz Hartmann studierte Medien- und Kommunikationswissenschaft in Weimar und Lyon und hinterfragte in seiner Abschlussarbeit die Grenze zwischen Theater und Film. Zwischenzeitlich unternahm er kurze Ausflüge ans Thalia Theater Hamburg und ans Maillon – Theater der Stadt Straßburg und war für verschiedene Film- und Theaterfestivals in Deutschland und Frankreich tätig. Außerdem ist er Kolumnist für die Radiosendung „The Other Side – das Pop-Feuilleton“ auf detektor.fm. Seit einem Jahr studiert er Theater-, Film- und Medientheorie am tfm | Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien.

Kontakt: moritzhartmann1@gmail.com