Anna Battisti

Die „Frauenstunde“ der RAVAG – eine Sendung von Frauen für Frauen in den letzten Jahren der ersten Republik bis zum Ende des Austrofaschismus 

Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht das österreichische Radioformat „Frauenstunde“, das von 1930 bis 1937 ein bis zweimal wöchentlich in der RAVAG ausgestrahlt wurde. Über dieses Sendeformat sowie über jegliche frauenspezifischen Formate der RAVAG wurden bis dato keine wissenschaftlichen Nachforschungen betrieben, ebenso wenig wie über Radiojournalistinnen der österreichischen Rundfunklandschaft der ersten Republik und in Zeiten des Austrofaschismus.
Ziel ist es, diesen kommunikationshistorischen blinden Fleck zu beleuchten und neue
Forschungsergebnisse bezüglich der „Frauenstunde“ und der Frau in der RAVAG aufzuzeigen. Anhand einer quantitativen Inhaltsanalyse mit sämtlichen Informationen über die „Frauenstunde“, die in der Radioprogrammzeitschrift „Radio Wien“ aufscheinen, können diverse Eigenschaften des Sendeformats aufgezeigt werden, wie unter anderem Details über Sendezeiten und Sendeplätze,
Themenschwerpunkte und häufige AkteurInnen und SprecherInnen der Sendung.
Es kann generell gesagt werden, dass die Frau im österreichischen Rundfunk der 1920er und 1930er Jahre einen wesentlichen Teil der Sendeeinheiten mitgestaltet hat und maßgeblich an der Sendeabwicklung beteiligt war. Auskunft über die Sendegepflogenheiten und über die Frauenpersönlichkeiten hinter und vor dem Mikrophon geben diverse archivarische Materialien unterschiedlicher Nachlässe der SprecherInnen.
Diese Magisterarbeit soll als eine der ersten „Grundsteine“ zur Aufarbeitung der „Frauenstunde“ und anderer Frauenprogramme der RAVAG verstanden werden, in dem auch das Engagement der Radiojournalistinnen Raum findet. Ein besonderes Augenmerk wird auf den Einsatz und Einfluss von Käthe Braun-Prager und Maria Louise Cavallar und auf deren Schaffen und Wirken gelegt, das bis heute nicht die gebührende öffentliche Anerkennung fand.


Anna Battisti

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Studienrichtung: Publizistik- und Kommunikationswissenschaften
Forschungsinteressen: Kommunikationshistorischer Schwerpunkt, insbesondere RAVAG, Frauen-Biographieforschung 20er und 30er Jahre
Kontakt: anna.battisti@univie.ac.at

Mirjam Saueregger

Die Visualisierung des Gaza-Konflikts 2008/09 in ausgewählten Printmedien

Welche Bilder visualisieren den dreiundzwanzigtägigen Gazakonflikt 2008/2009? Und welche Leerstellen finden sich im visuellen Diskurs? Unter dieser Fragestellung werden sechs Tageszeitungen aus den Ländern Österreich, Deutschland, Israel und The International New York Times untersucht. Den Untersuchungsgegenstand bilden das Bild und dessen Bildunterschrift.

Bildmotive, welche in Komposition und Stil – sowohl innerhalb einer Zeitung als auch zeitungsübergreifend – wiederkehren wurden zu einer Bildtypologie zusammengefasst. Von einem Bildtyp wird nur dann gesprochen, wenn ein bestimmtes Thema mit Bild in der Berichterstattung wiederkehrt. Wichtig dabei ist, dass der jeweilige Kontext – also die Bildunterschrift – mit einem bestimmten Thema verbunden ist. Die unterschiedliche Konnotation (Bildunterschrift), welche den Bildern eine zusätzliche Bedeutungszuschreibung verleiht, wird im Vergleich der Zeitungen zueinander exemplarisch dargelegt.

Der Beitrag zeigt die dominanten visuellen Repräsentationen auf, indem Bildmotive, die wiederkehrend vorhanden sind, numerisch erfasst und in einer Grafik dargestellt werden. Somit werden einerseits immer wiederkehrende icons in der Berichterstattung über den Gazakonflikt herausgearbeitet, aber auch Gegenbilder oder Leerstellen. Dabei zeigt sich, dass die Berichterstattung als Text ausgewogen und qualitativ hochwertig sein mag, dass die Bilder aber eine andere Sprache sprechen. Sie zeigen, welcher Fokus sich durch wiederkehrende Bildmotive in der Visualisierung des Konflikts verfestigt. Der Vergleich des Bildmaterials zeigt transnationale Parallelen und Gegensätze auf, die sich nur auf der Bildebene in dieser fokussierten Form erschließen.


Mag.a Mirjam Saueregger

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  • Geburtsdaten: 30.08.1977, Villach
  • Familienstand: Tochter Romy (5 Jahre)
  • Studium: Doktoratsstudium Geschichte
  • Forschungsinteresse: Visual History
  • Email: a0219011@unet.univie.ac.at

Marlene Kollmayer & Franziska Kurka

Von Koryphäen, Wissenschaftlern und WissenschaftlerInnen: Kann gendersensible Sprache zur Reduktion bildungsrelevanter Geschlechterstereotype beitragen? 

Geschlechterstereotype haben massiven Einfluss auf Bildungskarrieren von Männern und Frauen (z.B. Kollmayer, Schober & Spiel, 2016). Im vorliegenden Beitrag wird untersucht, ob die Verwendung gendersensibler Sprache dazu beitragen kann, Geschlechterstereotype in bildungsrelevanten männlich konnotierten Kontexten (Leistungsexzellenz, Wissenschaft) zu reduzieren. Zur Beantwortung dieser Frage wurden zwei experimentelle Studien durchgeführt, in denen versucht wurde, die Salienz, d.h. die Auffälligkeit und Zugänglichkeit, von Geschlechterstereotypen durch die Verwendung unterschiedlicher Sprachformen zu manipulieren. Den TeilnehmerInnen (N1=391, N2=114) wurde in beiden Studien zunächst randomisiert ein Stimulus-Text entweder im generischen Maskulinum oder in gendersensibler Sprache (Sparschreibung: Versalien-I) vorgegeben. Danach kamen zwei verschiedene innovative Verfahren zur impliziten Erfassung der Salienz von Geschlechterstereotypen zum Einsatz: in Studie 1 das Koryphäen-Problem (Stöger, Ziegler & David, 2004) und in Studie 2 der Draw-a-scientist-Test (Chambers, 1983). Die Ergebnisse aus Studie 1 zeigen, dass das Lesen eines Textes in gendersensibler Sprache vor der Bearbeitung des Koryphäen-Problems zu signifikant höheren Lösungshäufigkeiten führte, wobei dieser Effekt bei geschlechterdifferenzierter Betrachtung nur bei Frauen, nicht aber bei zu beobachten ist. Studie 2 zeigte, dass Männer mehr stereotyp männliche WissenschaftlerInnen zeichneten als Frauen, und zwar unabhängig davon, ob sie einen Text im generischen Maskulinum oder in gendersensibler Sprache gelesen hatten. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass die Verwendung gendersensibler Sprachformen zumindest bei Frauen zur Reduktion der Salienz von Geschlechterstereotypen in männlich konnotierten Domänen beitragen könnte. Dieser Effekt zeigt sich aber nur in einem der gewählten Indikatoren für Geschlechterstereotype. Die Ergebnisse werden diskutiert und Implikationen für die Praxis werden abgeleitet. 

Literatur
Chambers, D. (1983). Stereotypic images of the scientist: The draw-a-scientist test. Science Education, 67, 255–265.
Kollmayer, M., Schober, B. & Spiel, C. (2015). Gender stereotypes in education: Development, consequences, and interventions. European Journal of Developmental Psychology. DOI: 10.1080/17405629.2016.1193483.
Stöger, H., Ziegler, A., & David, H. (2004). What is a specialist? Effects of the male concept of a successful academic person on the performance in a thinking task. Psychology Science, 46(4), 514–530.


Mag. Marlene Kollmayer

kollmayer_fotoStudienrichtung: Doktoratsstudium Psychologie

Forschungsinteressen: Geschlechterstereotype in der Bildungssozialisation, subtile Mechanismen der Aufrechterhaltung von Geschlechter-stereotypen, gendersensible Sprache

E-Mail: marlene.kollmayer@univie.ac.at

Mag. Franziska Kurka, MSc.

kurka_fotoStudienrichtung: Masterstudium Psychologie, Diplomstudium PhilosophieForschungsinteressen: Geschlechterforschung in der Psychologie – insbesondere Kategorienkonstruktion, Geschlechterstereotype und -rollen, bildungspsychologische Kontexte und Geschlecht, Gender Studies in der Philosophie, Erkenntnistheorie, Ontologie, Ethik.

E-Mail: franziska_kurka@gmx.at

Lioba Schlösser 2016

Queerness als Stereotyp. Mythisierte Darstellung von sexueller Normabweichung im Spielfilm 

Der Vortrag geht der Ursache stereotyper Darstellungen androgyner Filmcharaktere auf den Grund. Besonders bezüglich der Aspekte Gewalt, Tod, Begehren, Abjektheit und situativer Stagnation wird im Spielfilm der letzten Jahrzehnte auf stereotype Darstellungskonzepte zurückgegriffen. Es gilt herauszufinden, woher diese Rückgriffe stammen und ob sie auf einen gemeinsamen Ursprung hindeuten. Ich vertrete die These, dass sie sich in Teilen auf die Schriften Ovids und Platons zurückführen lassen, die die mythische Entstehung von Geschlechtern, Sexualität und Begehren definieren.

Bezugnehmend auf diese Ursprungsmythen müssen zur Betrachtung des Themenkomplexes zuallererst Mythen- und Filmtheorie (Lévi-Strauss, Barthes, Eliade, Pannenberg, Stiglegger) herangezogen werden. Performativitätstheorie (Fischer-Lichte) wird zur Erklärung angewandter ritueller, realitätskonstituierender Praktiken genutzt. Der Gender- und Queerdiskurs (Mulvey, Butler) muss, verbunden mit dem vorhandenen Diskurs um androgyne Figurenkonzepte (Aurnhammer, Raehs) einfließen, sofern es um Darstellungen von Queerness geht, bei denen Rückgriffe auf Ursprungsmythen nicht offensichtlich sind.

Methodisch wird eine Verbindung von Literaturdiskurs- und Filmsequenzanalyse angestrebt. Ein diskursanalytisches Vorgehen, angelehnt an Foucault, scheint zielführend, sofern es die einzelnen Diskurse als untrennbar miteinander verknüpft. Das Medium Film wird daher nicht nur als Forschungsgegenstand gesehen, sondern als Teil des Diskurses selbst. Begleitend werde ich Filmsequenzen aus den Spielfilmen Orlando (1992), Boys don’t cry (1999), Die Passion Christi (2004) und XXY (2008) zeigen, um eine gemeinsame Grundlage für meine Ausführungen zu schaffen.

Ziel des Vortrags ist, archetypische Figurenideale zu dekonstruieren, um sie anschließend auf ein kollektiv zugrundeliegendes Prinzip zurückzuführen, das ich in rituellen, mythischen Strukturen vermute, die filmischen Darstellungen androgyner, hermaphroditischer und generell nicht heteronormativer Figuren zugrunde liegen.


 Queerness als Stereotyp. Mythisierte Darstellung von sexueller Normabweichung im Spielfilm

Der Workshopbeitrag befasst sich mit dem Problem der Normativierung in den Gender- und Queer Studies. Seit die Unterscheidung zwischen Sex und Gender immer weiter ausdifferenziert wird, gibt es Bestrebungen, sie ebenso detailliert kategorisierbar zu machen. Im Forschungsbereich der Gender- und Queer Studies findet man sich nicht selten mit dem Problem konfrontiert, an vorhandene, normative Denkweisen anknüpfen zu müssen, ohne die eingefahrenen Strukturen weiter zu festigen.

Ausgehend von dieser Beobachtung möchte ich im Workshop Probleme bipolarer Geschlechternormierung sowie sexueller Normativitätsvorstellungen thematisieren. Im Fokus stehen dabei die Dekonstruktion vorhandener Strukturen sowie eine Orientierung hin zu einem zielführenden Umgang mit Geschlechtergrenzen. Ein gewagter Zukunftsblick richtet sich auf die bisher abstrakte Idealvorstellung der Einführung eines dritten Geschlechts und deren (un)möglicher Umsetzung.

Theoretisch verortet sich mein Beitrag an den Schnittstellen zwischen Kulturwissenschaften (Schlicht, Raehs, Kleinberger/Stiglegger), Geschlechtswissenschaften (Butler, Duggan, de Beauvoir), dem Gender- und dem Medizindiskurs (Butler, Zehnder, Lang, Klöppel). Ausgehend von Butlers These der kulturellen Matrix der Intelligibilität erscheint mir die Suche nach Möglichkeiten zur Überwindung dieser Matrix wichtig, die diskursübergreifend stattfinden muss. Methodisch umfasst der Beitrag daher einen interdisziplinären, diskursiven Ansatz ausgehend von geschlechterwissenschaftlicher Perspektive. Es soll ein Versuch gewagt werden, die genannten Perspektiven diskursanalytisch zusammenzubringen.

Ziel des Beitrags ist, zum ‚Queer‘-denken innerhalb von Methode und Forschung zu ermutigen und zu kritischem Hinterfragen homo-, hetero- und gendernormativer Vorstellungen anzuregen. Ich möchte dazu anstoßen, alternative Geschlechter- und Rollenbilder zu diskutieren, um nicht zuletzt Synergieeffekte und neuen Input für weitere Forschungen in diesen Bereichen zu generieren.


 Lisboa Schlösser, MA

schloesser_fotoArbeitet seit 2015 am Dissertationsprojekt mit dem Arbeitstitel „Perspektiven filmischer Überwindung der bipolaren Geschlechternorm durch Rückgriffe auf mythisches Potenzial“ an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Studierte 2008 bis 2014 Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaft im Bachelor sowie Medienkultur mit Schwerpunkt Filmwissenschaft im Master an der Universität Siegen.

Die aktuellen Forschungsschwerpunkte und Interessen liegen auf kulturtheoretischen Betrachtungen des Androgynen im Film, Filmanalyse und –ästhetik, Mythen- und Körpertheorie sowie Queer- und Genderstudies.

Kontakt: Lio.Schloesser@t-online.de

 

 

Kathrin Karsay und Felix Stoisser

„Happily Objectified“. Exposure to sexualizing music videos, self-objectification, and enjoyment of sexualization 

The current study investigates how exposure to sexualizing media content may activate a chain of increased self-objectification and subsequent enjoyment of sexualization (EOS). Thus, it was analyzed whether consumer of sexualizing media may not only experience direct negative outcomes, but may also learn to perceive them as empowering (e.g., Gill, 2003). We conducted a 1x 2 between subjects lab experiment with 126 women, using pop music videos from female artists as a prime. Participants were randomly allocated to watch either three pop music videos high in sexual objectification (= experimental condition; n=64) or low in sexual objectification (= control condition; n=61). Subsequently we assessed the individual levels of self-objectification and EOS in a questionnaire. This results indicate that exposure to stereotypic and sexualized music videos fosters self-objectification among young women which in turn leads to greater EOS. Thus, women “learn” through media images to enjoy male sexualization. Whereas a myriad of studies indicates that self-objectification is rather a negative view of the self (Moradi & Huang, 2008), the current body of literature is less clear about the concept of enjoyment of sexualization. Enjoying sexualization does not automatically lead to a perceived sense of empowerment, neither does enjoyment of sexualization automatically imply negative outcomes (Erchull & Liss, 2014). This study contributes to the research field by analyzing in a first step, how these concepts are related to media exposure. It is up to future research to further investigate possible moderators and mediators that identify which women feel empowered and which not.


Kathrin Karsay

karsay_fotoKathrin Karsay, Mag., ist seit 2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Advertising and Media Effects am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Rezeptions- und Wirkungsforschung. In Ihrer Dissertation beschäftigt sie sich mit Sexualisierung & Medien.

Email: kathrin.karsay@univie.ac.at

Felix Stoisser

stoisser_fotoStudium: Publizistik- und Kommunikationswissenschaft

Forschungsinteressen: Werbeforschung, Wirkungsforschung, genderspezifische Themen

Email: a0905617@unet.univie.ac.at

Tobias Rohrbach

Schwulenstereotype in Gay-Comics. Eine qualitative Inhaltsanalyse von Comicsequenzen

Die mediale Darstellung von Geschlecht und Sexualität homosexueller Männer erfolgt mehrheitlich entlang weniger Stereotypen (vgl. Miller/Lewallen 2015: 360; Coyne et al. 2014: 416). Einerseits bleiben Geschlechterstereotype als Form der Stigmatisierung bestehen, weil sie durch ihren vereinfachenden Charakter eine Strukturierung der komplexen sozialen Welt in In- und Outgroups ermöglichen und dadurch Identität stiften (vgl. Meisenbach 2010: 268). Andererseits sind sie Abbild der fortwährenden Dominanz jener heteronormativen Gesellschaftsstrukturen, durch welche sie erzeugt werden (vgl. Murnen et al. 2016: 78). Auch durch die zunehmende Sichtbarkeit von Schwulen in der heteronormativen Populärkultur erfolgt kein Bruch mit Schwulenstereotypen, sondern lediglich deren Vervielfältigung (vgl. Shugart 2003: 88). Während sich bisherige Studien hauptsächlich auf die Darstellung von Schwulen in der Populärkultur (Outgroup-Perspektive) konzentriert haben (vgl. Murnen et al. 2016; Avila-Saavedra 2009; Shugart 2003), widmet sich der Beitrag dem alternativen Subgenre der Gay-Comics. Dabei handelt es sich um ein Medium von mehrheitlich homosexuellen Autor_innen für ein primär homosexuelles Zielpublikum und kann der sog. Ingroup-Perspektive zugeordnet werden (vgl. Padva 2011: 401). Mit Hilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse von Gay-Comicsequenzen wird konkret nach Darstellungsweisen von Schwulen aus der Ingroup-Perspektive gefragt: Wie und mit welchen Stereotypen werden Schwule (von Schwulen) dargestellt?


Tobias Rohrbach

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Studienrichtung: MA in Kommunikationswissenschaft und Medienforschung im Hauptfach, MA in Soziologie (Spezialisierung: Geschlecht, Staat, Politik) im Nebenfach

Forschungsinteressen: Fachidentität, Theorie- & Fachgeschichte, Medienpolitik, Gender Studies, Methoden

Mail: tobias.rohrbach@unifr.ch

 

 

Johannes Sengelin

Der Diskurs über weiße heterosexuelle Männlichkeiten XY. Eine spezifische Konfiguration von Männlichkeit als falscher Universalismus in der akademischen Forschung.  

Wie von real gelebten Männlichkeiten unterschiedliche Macht- und Herrschaftsmechanismen ausgehen bzw. diese ihnen unterworfen sind, stehen auch die Konzeptionen und Theorien über Männlichkeiten in einem hierarchischen Verhältnis zueinander. Von diesem Ausgangspunkt lese ich erstens zentrale wissenschaftliche Texte des Kanons der Männlichkeitsforschung erneut in Bezug auf die darin untersuchten und analysierten Männlichkeiten. Zweitens zeichne ich anhand von Primär- und Sekundärliteratur die Entstehungsgeschichte des Feldes im Rahmen feministischer, queerer und männlichkeitskritischer Rezeptionsmodi nach. Die Ergebnisse meiner Literaturanalyse spitze ich zur These zu, dass die hegemoniale deutschsprachige Männlichkeitsforschung auf den „Diskurs über weiße heterosexuelle Männlichkeiten XY“ zurückzuführen ist. Dessen Konsolidierung erfolgte ab Mitte der 1970er Jahre und konnte verschiedene gesellschaftliche Phänomene zu einem relevanten Thema „Männer“ verdichten, das schnelle akademische Beachtung fand. Durch diese Zusammenfassung lege ich positivistische Aporien, Redundanzen und falsche Universalismen des akademischen Wissensfeldes „Männer“ offen. In Folge dieser wissenschaftskritischen Dezentrierungsarbeit können schwule, queere oder trans*gender Diskurse besser sichtbar werden. Damit eröffnen sich nicht zuletzt auch neue Möglichkeiten der Vermittlung feministischer Forschung und jener über Männlichkeiten, die das paradigmatische Postulat unmöglicher Verbindungen überwinden. Als Fazit gebe ich einen Ausblick auf ein Wissensfeld, das die ethischen und politischen Dimensionen der Anerkennung und Enthierarchisierung von allen (un-)möglichen Männlichkeiten zum Ausgangspunkt nimmt transformativ einzugreifen.


Johannes Sengelin

sengelin_fotoStudienrichtungen: Politikwissenschaften und Critical Studies

Forschungsinteressen: Geschlechterverhältnisforschung, Queer Theory, Wissenschaftsforschung, kritische Gesellschaftstheorie, Transdisziplinarität, Autonome Politik-und Kulturarbeit

johannes1985@gmx.at

 

Antje Odermann

Stereotypenkontrolle durch Medienkompetenz? Ein Onlineexperiment zur impliziten Messung von Einstellungen gegenüber MuslimInnen unter Manipulation eines stereotypen Medienprimes

!MuslimInnen sind sehr gläubig, MuslimInnen islamisieren das Abendland und der Islam scheint seit 9/11 untrennbar mit Terrorismus verbunden zu sein! − Pauschalisierende und diskriminierende Aussagen die nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand getätigt werden, sondern in Deutschland auch zunehmend auf der Straße widerhallen. Erfahrungsgemäß auch dann, wenn Menschen bisher noch keinen persönlichen Kontakt zu MuslimInnen hatten. Denn diese stereotypen und kulturell geprägten Vorstellungen resultieren neben der persönlichen Sozialisation und (möglichen) persönlichen Erlebnissen, auch auf simulierten Erfahrungen, die über Medieninhalte vermittelt werden.
Die vorliegende Studie widmete sich deshalb auf Grundlage kommunikationswissenschaftlicher und sozialpsychologischer Theoriebefunde der Frage: Welchen Einfluss hat die Rezeption stereotypisierender Medieninhalte über MuslimInnen auf die Vorurteilsbildung gegenüber MuslimInnen?
Auf Basis der Affect Misattribution Procedure wurde der Einfluss über eine 2x2x2-faktorielle Versuchsanordnung in einer Onlinebefragung (n=238) erhoben. Durch die Präsentation eines negativ konnotierten Medienprimes über MuslimInnen sollte zunächst die Aktivierung des Stereotyps erfolgen, um im Anschluss daran die Anwendung des Stereotyps über stereotypgetreue Fotos von MuslimInnen auszulösen. Darüber hinaus wurde ermittelt, ob das Stereotyp durch einen Hinweis zum kritischen Umgang mit Medieninhalten kontrolliert und damit temporär unterdrückt werden kann. Neben der impliziten Vorurteilsmessung wurden zudem weitere intervenierende Variablen wie Kontakterfahrung, soziales und politisches Engagement, explizite Einstellungen zu MuslimInnen sowie die Mediennutzung erfasst.
Die Ergebnisse zeigten keine Unterschiede zwischen den Experimentalgruppen. Allerdings konnten bei gezielten Gruppenvergleichen und unter Berücksichtigung der intervenierenden Variable ‚Kontakt‘ signifikante Effekte beobachtet werden.


Antje Odermann, M.A.

Porträts der Mitarbeiter vom Institut für Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Dresden, fotografiert am 28. Juni 2016. Foto: André Wirsig für die TU Dresden

Ich bin seit Februar 2016 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kommunikationswissenschaft (IfK) der Technischen Universität Dresden und beschäftige mich in meiner Forschungsarbeit mit stereotypisierenden Medieninhalten, Vorurteilen und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sowie Öffentlicher Meinung.
Mein Bachelorstudium der „Medienforschung/Medienpraxis“ und mein Masterstudium der „Angewandten Medienforschung“ habe ich am IfK absolviert und während meiner Studienzeit an diversen Forschungsprojekten in den Bereichen der Medien-/Meinungs- und Evaluationsforschung mitgewirkt.

E-Mail: antje.odermann@tu-dresden.de

Twitter: @Antje_Odermann

Mariam Malik

„Why is My Curriculum White?“ – Eine kritische Analyse zur Hegemonie des weißen Standpunktes im universitären Kontext 

Der hier vorgestellten Arbeit liegt die Überlegung zugrunde, dass die Universität als Ort, an dem Wissen produziert, besitzt und verteilt wird, sich in den gesellschaftlichen Strukturen befindet und daher kein wert- und machtfreier Raum ist. Die akademische Wissensproduktion steht in einem Macht- und Dominanzverhältnis, und ist geprägt von einem komplexen System der Benachteiligung und Privilegierung. Innerhalb einer euro- und androzentrischen Wissenschaft, in der sich Macht und Wissensproduktion bedingen, werden hegemoniale Strukturen der weißen Wissenschaft erhalten und reproduziert. Die Normalität des Wissens, das aus einer weißen Perspektive produziert wird, lässt die Erfahrungen, die aus marginalisierten Perspektiven entstand sind, als das Persönliche, das Subjektive, das Unwissenschaftliche und folglich das Abnormale degradieren. Konzepte wie das Othering, der Alltagsrassismus und die epistemische Gewalt stellen einen theoretischen Rahmen für die empirische Beschäftigung dar. Dieser Teil der Arbeit stützt sich auf narrative Interviews mit einer Studentin und einer lehrenden Person of Colour.

Ziel dieser Arbeit ist es die Erfahrungen von Personen of Colour, welche in einem wissenschaftlichen Kontext von der Norm abweichend als eine „Minderheit“ bzw. „Besonderheit“ gelesen werden, zu erfassen und die Unsichtbarkeit der hegemonialen weißen Positionen zu thematisieren um in weiterer Folge Strategien aufzuzeigen, die von ihnen entwickelt wurden, um in das weiße Zentrum der Wissenschaft einerseits zu überleben und anderseits Veränderungen zu bewirken. Auch meine eigenen Erfahrungen als Studentin of Colour und als Person, die in den weißen Strukturen der Universität eingebettet ist, finden Eingang in den Forschungsprozess.


Mariam Malik

Mariam Malik studiert Soziologie und Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien. Derzeit befasst sie sich mit Ideen, die sich als scheinbare Normalität festigen, und mit möglichen Gegenbildern, die diese herausfordern. Im Zuge ihres Studiums hat sie sich mit Konzepten der Repräsentation, der Konstruktion des „Anderen“ und der machtvollen Positionierung von Subjekten außerhalb des konstruierten „Selbst“ auseinandergesetzt. Für die Zukunft hofft sie, partizipative Räume für Personen, die sich nicht in das dominante „wir“ verorten, mitgestalten zu können.

Kontakt: mariam.malik@live.de

 

Lena Kornprobst

Die Konstruktion des Homo Europaeus in Enzyklopädien des 18. Jahrhunderts  

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche „typischen” Eigenschaften „dem” Europäer – oder einem idealtypischen zivilisierten Menschen – in verschiedenen Enzyklopädien des 18. Jahrhunderts direkt oder ex negativo durch den Vergleich mit Menschen anderer Weltgegenden zugeschrieben werden. Es wird untersucht, ob, wie und warum die Überlegenheit Europas und der Europäer aufgrund körperlicher, moralischer oder intellektueller Eigenschaften konstruiert wird und welche kulturelle Vorannahmen in die vermeintlich wissenschaftlich neutrale Anthropologie einfließen. Als Quellengrundlage dienen jeweils zwei französisch-, deutsch- und englischsprachige Enzyklopädien des 18. Jahrhunderts, die durch ihren Anspruch, Wissen in einer größeren Öffentlichkeit zu verbreiten, gute Quellen der sozial konstruierten, kollektiven Wissensstände einer Gesellschaft sind. Diese Wissensstände sollen anhand der angewandten Methode der historischen Semantik nach Rolf Reichardt untersucht und ihre soziale „Konstruiertheit” betont werden.
Die Untersuchung der Enzyklopädien zeigt, dass von der biologischen Einheit der Menschheit und der historischen Entstehung von intellektuellen, moralischen, kulturellen und ästhetischen Differenzen ausgegangen wird, wodurch der Homo Europaeus nicht als eindeutig fixierte und exklusive Gruppe von Menschen angesehen werden kann, sondern als Idealtypus des zivilisierten, gebildeten, schönen Menschen, dem die Europäer am ehesten entsprechen, den aber aufgrund der grundsätzlichen Bildungs- und Zivilisierungsfähigkeit auch andere Menschen erreichen können. Durch diese Kombination aus Fortschritts- und Einheitsgedanken sowie durch die Suche nach „objektiven” Gründen für die festgestellten Unterschiede wird das Überlegenheitsgefühl der Europäer gestärkt, da sie es „geschafft” hätten, sich intellektuell, kulturell, moralisch und zivilisatorisch so viel weiter zu entwickeln und dabei die ursprüngliche Schönheit erhalten hätten.


Lena Kornprobst, BA BA

Lena Kornprobst hat die Bachelorstudiengänge Geschichte und Romanistik/Spanisch abgeschlossen und studiert nun im Master Globalgeschichte und Global Studies. Sie interessiert sich vor allem für die Geschichte des spanischen Kolonialreiches, Lateinamerikas und der USA sowie für Wissenschafts- und Wirtschaftsgeschichte und die Konstruktion von Identitäten, Gruppenzugehörigkeiten, Selbst- und Fremdbildern. Weiters hat sie an dem an der Universität Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften angesiedelten ERC-Projekt SCIRE („Social Cohesion, Identity and Religion in Europe, 400-1200”) als Projektmitarbeiterin mitgewirkt.

Mailadresse: lena.kornprobst@chello.at