Edda Thürriedl

Fortschritt und Rückgriff. Die Tannenberg als modernisierte Form gebrochener Schriften

Die Tannenberg wird heute als Stereotyp nationalsozialistischer Schrift wahrgenommen. Sie wurde 1929 von Erich Meyer für die D. Stempel AG entworfen, 1934 in Blei gegossen, auf den Markt gebracht und schließlich nach 1945 als Ausgeburt des Nationalsozialismus abgestempelt und zur Seite geschoben. Dieser blinde Fleck der Schriftgeschichte bedarf einer Aufarbeitung.
Die stilistischen Auffälligkeiten im abgedruckten Schriftbild der Tannenberg sind der Ausgangspunkt für die kunsthistorische Forschungsarbeit. Das Grundskelett der Buchstaben lässt sich als Rückgriff auf die gotische Textura identifizieren. Der Fortschritt besteht in der Vereinfachung der Form, die charakteristischen Endstriche werden abgetrennt. Die Serifenlose Linear-Antiqua, welche heute mehr denn je zum Einsatz kommt, steht in einem ähnlichen Verhältnis zu ihrer historischen Ursprungsform.
Eine klassische kunsthistorische Stilkritik bringt keinen weiteren Erkenntnisgewinn. Die Erweiterung dieser Methode um Michael Viktor Schwarz‘ Theorie, dem Stil die Funktion als Medium zuzuschreiben, stellt sich als gewinnbringend heraus. Unter Beachtung McLuhans medientheoretischen Leitsatzes „the medium is the message“, lässt sich folgende These aufstellen: Die Schriftform überbringt den Rezipient_innen eine Nachricht. Sie fügte sich in die Schriftlandschaft ihrer Zeit ein und wurde durch die Modernisierung der gotischen Form zur Überbringerin der Botschaft des Fortschritts. Hans Andree bezeichnete sie treffend als die „Gotisch des Maschinenzeitalters“.
Obwohl diese Schrift heute in einer digitalisierten Version vorliegt, steht der Anwendung im zeitgenössischen Grafikdesign die ideologische Konnotation im Weg. Kann die Tannenberg heute auch fernab von brauner Ideologie eingesetzt werden?


Edda Thürriedl, BA

thuerriedl_fotoEdda Thürriedl befindet sich momentan in der Abschlussphase des Masterstudiums Kunstgeschichte an der Universität Wien. Ihre Masterarbeit beschäftigt sich mit modernisierten Formen gebrochener Schriften am Beispiel der Tannenberg. Im Laufe ihres Studiums behandelte sie unter anderem die Anfänge niederländischer Stilllebenmalerei des 16. Jahrhunderts und italienische Druckgrafik des 17. und 18. Jahrhunderts.

Berufliche Erfahrung sammelte sie im Bereich Kulturmanagement in Wiens Museen.

Kontak: edda.thuerriedl@gmail.com

Eva Brunnsteiner

Visuelle Kommunikation der aboriginal Art Australiens

Fragestellung: Wir leben in einem Zeitalter, das von vielen Autoren und Autorinnen als visuelles Zeitalter beziehungsweise als visuelle Kultur bezeichnet wird. Der Iconic or Visual Turn in unserer Gesellschaft ist in allen Medien offensichtlich. Mein Dissertations-Projekt versucht die möglichen Bedeutungen der visuellen Kommunikation der Aboriginal Art exemplarisch bei Künstlern und Künstlerinnen zeitgenössischer Kunst der australischen Ureinwohner in der Theoriegeschichte sowie an einzelnen Kunstwerken der folgenden Bildmedien: Bild, Fotografie, Video und Internet/Instagram zu verstehen. Der besondere Fokus richtet sich auf die Interdisziplinarität, hier vor allem die Technik der visuellen Kommunikation. Diese Arbeit im Studienfach der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft wird als Beitrag zur Forschung über die Mediennutzung der globalen Gesellschaft verstanden. Das Thema der Arbeit ist bisher originär in der Forschung der Universität Wien. Interessanterweise wird der Fokus auf die visuelle Kommunikation in der Forschung nur nebensächlich bearbeitet. Meines Erachtens zu wenig.
Zielsetzung: Die beiden zentralen Forschungsfragen sind:
Welche Ansätze der visuellen Kommunikationsforschung als Teildisziplin der Medien- und Kommunikationsforschung gelten im Bereich der bildenden Kunst?
Wie bereichern und erweitern die komplexen Bildprogramme der Aboriginal Art Australiens, die innerhalb von ca. 40.000 Jahren entstanden sind die zeitgenössische Kunst?
Methode: Mit der Methode der Bildanalyse als interpretative Analyse von Bildern und technischen „Standbildern“ werden ausgewählte Werke untersucht. Die Segementanalyse nach Roswitha Breckner teilt das Bild in Segmente als Teil einer Gesamtkomposition, die zum Teil aus bestimmbaren und zum Teil aus unbestimmbaren Thematisierungspotentialen besteht. Dazu werde ich einen theoretischen Bezugsrahmen erstellen. Dieser soll Variablen nach folgenden methodologischen Fragenstellungen enthalten, mit denen eine grundlegende Erfassung der Inhalte erreicht werden kann:
In welcher Weise können räumlich-örtliche, zeitliche, gegenständliche, interaktive und ikonische Referenzen für die Bildgestaltung relevant sein?
In welcher Weise sind Bilder für interaktive und kommunikative Prozesse grundlegend? Kann in Bezug auf die Vielfalt von Bildern davon ausgegangen werden, dass ihnen allen im Kern vergleichbare Prozesse der Entstehung bildlichen Sinns zugrunde liegen?


 Mag.MAS Eva Brunnsteiner

Studienrichtung: Publizistik- und Kommunikationswissenschaft mit Kunstgeschichte
Forschungsinteressen: Dissertation: Visuelle Kommunikation der Aboriginals Australiens
Berufserfahrung: Ich bin selbstständig als PR-Berater.

Anna Battisti

Die „literarische Frauenstunde“ in der RAVAG- emanzipatorische Gedanken in Zeiten des Umbruchs

Die RAVAG wurde am 01. Oktober 1924 feierlich in Wien eröffnet und sendete ihr Programm bis zum 12. März 1938. In dieser Zeit entwickelte sich das junge Medium Radio innerhalb kürzester Zeit zu einem populären Medium. Bis vor kurzem stand in der frühzeitlichen Radioforschung vor allem der Mann im Vordergrund. Diesen Umstand möchte ich mit meinen Forschungsvorhaben ändern. Die Frauenstunde der RAVAG wurde von 1930-1938 mindestens wöchentlich gesendet und erfreute sich laut meinen bisherigen Recherchen großer Beliebtheit. Da aus dieser Zeit sehr wenige Radioaufnahmen vorhanden sind, (schlechte Archivierung, fehlende Tonträger, Zerstörung von Archivmaterialien) konnte der alltägliche Programmalltag nur sehr rudimentär wissenschaftlich aufgearbeitet werden.
Umso interessanter ist es, die Themen der einzelnen Sendungen nachzuzeichnen und zu eruieren. Anhand einer quantitativen Inhaltsanalyse sämtlicher Frauenstunden die in der Programmzeitschrift „Radio Wien“ aufscheinen, werde ich versuchen im Zuge meiner Magisterarbeit einige Unklarheiten bezüglich der Frauenstunde zu beantworten. Zum einen werden Themenschwerpunkte ersichtlich die sich im Laufe der Zeit verändern, zum anderen können so sämtliche ProtagonistInnen der Frauenstunde aufgezeigt werden. Wie haben sich die SprecherInnen untereinander vernetzt? Wie viel Einfluss hatten die ProtagonistInnen auf die Sendungen und gibt es noch weitere Quellen die weitere Informationen über die Sendung geben können?
Das Radioprogramm der RAVAG war besonders in seiner Anfangszeit sehr rudimentär. Umso interessanter ist die Tatsache, dass die „Frauenstunde“ mind. 1 mal wöchentlich von 1930- 1938 auf Sendung ging. Dies behandelte neben „Frauenthemen“ vor allem literarische Schwerpunkte.


Anna Battisti

Battisti_AnnaMailadresse: anna.battisti@univie.ac.at
Studienrichtung: Publizistik- und Kommunikationswissenschaften
Forschungsinteressen: Kommunikationshistorischer Schwerpunkt, insbesondere RAVAG, Frauen-Biographieforschung 20er und 30er Jahre

Sonia Robak

Partizipation im medialen Kontext mit Internet-Personae
Ein theoretischer Beitrag zu parasozialen Aktivitäten

In Zeiten der Digitalisierung und der Integration des Internets in den Alltag von Individuen werden die Grenzen zwischen verschiedenen Formen (para)sozialer Interaktionen und Beziehungen durchlässiger. Das Interaktionssfeld verlagert sich, vor allem für die bis 14- bis 29-jährigen, immer mehr vom statischen Wohnzimmer und des darin stehenden Fernsehers zu den digitalen und mobilen Rezeptions- und Interaktionsmodi. Die Kommunikation der Rezipient/-innen mit medialen Persönlichkeiten (Persona, Pl. Personae sensu Horton/Wohl 1956) via Facebook, Snapchat, Twitter oder diverse Blogs ist a) möglich und b) findet immer häufiger statt. Das Phänomen der parasozialen Aktivitäten nimmt zunehmend einen semi-parasozialen Charakter der Interaktionen und/oder Beziehungen an; Personae können sowohl auf der Face-2-face-Ebene getroffen werden, es kann aber auch mit ihnen, anhand von diversen obengenannten Kanälen, zweiseitig kommuniziert werden. Parasoziale Interaktionen und Beziehungen, die durch das Medium Internet aufgebaut werden, zeichnen sich durch eine gewisse Reziprozität aus und brechen (nicht völlig) mit den ursprünglichen Annahmen des Konzeptes nach Horton und Wohl (1956). Hervorzuheben ist, dass die Rezipient/-innen im Rahmen der Semi-Parasozialität weiterhin und überwiegend im Hauptinteraktionsmodus parasozial mit Personae interagieren, da sie vorrangig ein Teil eines dispersen Publikums sind (vgl. Maletzke 1963). Folglich wird theoretisch herauszuarbeitet wie im Rahmen dieser Aktivität eine neue Form des medialen Akteurs, der Persona, und eine neue Form von Kommunikation per se identifiziert werden kann. Welche Formen der Interaktion und Beziehung können zwischen den Rezipient/-innen und Personae in der mediatisierten Welt unterschieden werden und wie sind diese miteinander verflochten?


Sonia Robak

Robak_FotoDoktorandin und offizielles Mitglied im Promotionskolleg „Communication and Digital Media“ an der Universität Erfurt.

Seit Februar 2015 ist sie Promotionsstipendiatin der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Dresden am Institut für Kommunikationswissenschaft bei Prof. Dr. W. Donsbach (2014/2015) und Fachtutorin für „Psychologische Grundlagen der Kommunikation “ an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena am Institut für Kommunikationswissenschaft bei Prof. Dr. W. Frindte (2013/2014). Zusätzlich war sie als Forschungspraktikantin
 tätig (2011, 2013) und als studentische Hilfskraft konnte sie in einer PR-Agentur praktisches, fachbezogenes Wissen sammeln (2012). 2011-2014 war sie Tanzlehrerin an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena (USV Jena).

Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören folgende Bereiche: Interpersonale Kommunikation, Massenkommunikationsforschung, Medienaneignung, Mediennutzung, Medienrezeption, Medienwirkung, Mediale Kommunikation, Digitalisierung, Medienpsychologie

Kontaktadresse: s.z.robak@googlemail.com

Raffael Heiss und Desiree Schmuck

Jugendmobilisierung auf Facebook?
Eine Inhaltsanalytische Untersuchung zu Jugendansprache und Politischen Partizipationsangeboten in der politischen Facebook-Kommunikation österreichischer Politiker/innen

Die traditionelle Partizipation von Jugendlichen am politischen Prozess ist in den letzten Jahren laufend gesunken. Das ist eine problematische Entwicklung, zumal Demokratie nur dann funktionieren kann, wenn alle von politischen Entscheidungen Betroffenen auch am politischen Prozess teilnehmen. Im Internet ist die junge Generation allerdings hoch aktiv. Rund die Hälfte der jungen Facebook-User nutzen Facebook für politische Informationen und vernetzen sich dort auch zunehmend mit politischen Akteuren. Die direkte Vernetzung von Jugendlichen und Politiker/innen in Zeiten zunehmender politischer Entfremdung bietet die Chance, Jugendliche wieder stärker für die aktive politische Mitgestaltung zu gewinnen. Doch wird diese Chance von den Politiker/innen auch wahrgenommen? Eine quantitative Inhaltsanalyse der Facebook-Auftritte aller Nationalratsabgeordneten und Minister/innen soll zweigen, welche Themen politische Akteure über Facebook lancieren, ob und wie sie Jugendliche ansprechen und ob sie den Raum nutzen, um Partizipationsmöglichkeiten zu schaffen. Als Grundlage für die Analyse dient ein Codebuch, das unter Mitwirkung von Schüler/innen im Rahmen des Projekts FacePolitics entwickelt wurde. Der Analysezeitraum ist das erste Halbjahr 2015, wobei eine Stichprobe von 4 künstlichen Wochen gezogen wurde.


Raffael Heiss

Heiss_FotoRaffael Heiss ist PhD Student am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Wien. Er studierte Politikwissenschaft in Innsbruck und Kommunikationswissenschaft in Wien. In seiner Dissertation beschäftigt er sich mit der Rolle von Soziale Netzwerken im Partizipationsverhalten von Jugendlichen.

eMail: raffael.heiss@univie.ac.at

 

Desirée Schmuck

Schmuck_FotoDesiree Schmuck ist PhD Studentin am Institut für Kommunikationswissenschaft. Sie studierte Psychologie und Kommunikationswissenschaft and der Universität Zürich und der Universität Wien. In ihrer Dissertation beschäftigt sie sich mit Rechtspopulismus und Politischer Werbung.

Tobi Stadler

DAGONGMEI AND DATA

Das ‚Prokrastinieren‘ auf diversen sozialen Netzwerkseiten wird gerne als Arbeitsverweigerung stilisiert, ist aber eigentlich tatsächliche Arbeit. Unbezahlte und unsichtbare Arbeit, die für die betreibenden Firmen dieser Onlineplattformen einen ökonomischen Mehrwert produziert. Jedes Like, jeder Retweet, jegliche soziale Interaktion wird hier zum Moment der Auswertung.

‚Unbezahlt und unsichtbar‘ ist ein Begriffspaar, das bisher vor allem in der feministischen Theorie verwendet wurde um die Ausbeutungsmomente in täglich geleisteter Haus- und Reproduktionsarbeit zu benennen. Diese Parallele ist kein Zufall, ist doch feminisierte und prekarisierte Arbeit zentral notwendig für die gegenwärtigen, digitalisierten Produktions- und Ausbeutungsformen: Von den Dagongmei genannten jungen Wanderarbeiterinnen in chinesischen Elektronikfabriken bis zu den schlecht bezahlten Frauen in Südostasien, die jedes einzelne auf Facebook als ‚unpassend‘ gemeldete Bild kontrollieren und im Falle zensieren müssen.

Der Vortrag will versuchen, diese Linien aufzuzeigen, genauso wie die historischen Kontinuitäten dahinter und die weiteren Verstrickungen mit dem viel diskutierten Phänomen ‚Big Data‘. Durch kritische Analyse des ökonomischen Komplexes sowie der verbundenen Technologien und Kulturtechniken soll beleuchtet werden, was passiert, wenn die Partizipation an einer digitalen Öffentlichkeit zu einem Moment der Arbeit und einhergehender Ausbeutung wird.

Zwischen feministischer Medienkritik und postoperaistischem Marxismus spannt sich das theoretische Feld, auf dem eine Position zu diversen kulturellen Praktiken, medialen Aus- und Einschlussmechanismen sowie einem unsichtbar gemachten Arbeits- und Ausbeutungsverhältnis gefunden werden soll.


 

Tobi Stadler

Stadler_Foto

Tobi Stadler ist Jahrgang 1990 und beschäftigt sich mit digitalem Kapitalismus, sozialen Bildpraktiken und kritischer Männlichkeit. Er studiert Theater- Film- und Medienwissenschaft an der Uni Wien und sammelt Katzen-Gifs.

Stefan Sulzenbacher

Binge-Watching 2.0?
[Dis-]Kontinuitäten vergeschlechtlichter Partizipationsangebote posttelevisueller Selbsttechnologien

Am 5. und 6. September 2014 veranstaltete Prosieben Maxx im Zuge der Free-TV-Premiere der zweiten Staffel von House of Cards ein sogenanntes „Binge-Event“, bei dem alle 13 Folgen der von Netflix produzierten Serie an zwei konsekutiven Abenden ausgestrahlt wurden.

Ziel des gouvernementalitäts-, medien- und gendertheoretisch argumentierenden Beitrags ist es, dieses „Binge-Event“ und seine marketingstrategischen Paratexte als Teil umfassender posttelevisueller Transformationsprozesse in den Blick zu nehmen und diesbezüglich auf [Dis-]Kontinuitäten technisch vermittelter, vergeschlechtlichter Partizipations[an]gebote hin zu befragen. Das Beispiel verstehe ich dabei als Teil von Ausverhandlungsprozessen darüber, was angesichts der proklamierten Komplexität rezenter Serien und ihrer multimodalen Aneignungsmöglichkeiten in Zeiten medialer Konvergenz als angemessener Rezeptionsmodus [als „richtiges“ Schauen] serieller Narrative gilt. Die These lautet, dass die Selbsttechnologie des „Binge-Watchings“ aufgrund der technischen Möglichkeit der Entkoppelung der Inhalte von Sendeschemata und den damit einhergehenden Versprechen von Ermächtigung als Partizipations[an]gebot für das Publikum erscheint, sein Programm selbst zu gestalten.

Anhand des – durch eine [visuelle] Diskursanalyse erschlossenen – Beispiels wird somit diskutiert, wie durch die Werbung für das Event an historische Debatten um vergeschlechtlichte Möglichkeiten der Passivität und Aktivität der Fernsehrezeption – etwa durch die Verwendung von Fernbedienungen, Videorekordern etc. – angeschlossen wird. Schließlich gehe ich der Frage nach, inwiefern das Event, das an die – gegenwärtig vor allem im Zusammenhang mit dem Subscription-Video-On-Demand-Dienst Netflix thematisierte – Praktik des „Binge-Watchings“ angelehnt ist, eine televisuelle Medienspezifik zur Disposition stellt.


Stefan Sulzenbacher

Stefan Sulzenbacher promoviert an der Universität Wien im Bereich Theater-, Film- und Medienwissenschaft zu posttelevisuellen Selbsttechnologien. Seine Forschungsinteressen umfassen Diskurs- und Dispositivanalyse, [mediale] Gouvernementalität, ANT, [Post-]TV und Serialität sowie Genre- und Gender-Theorie mit Fokus auf den Bereich kritischer Männlichkeitsforschung. Seit Mai 2015 ist er DOC-Stipendiat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Projektmitarbeiter am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft.

Kontakt: stefan.sulzenbacher@univie.ac.at

Barbara Klaus

Motivgeleitete Bildanalyse österreichischer Bildpostkarten aus dem Ersten Weltkrieg

Während der Jahre des Ersten Weltkrieges stieg die Bildpostkarte, über vier Jahrzehnte nach ihrer Erfindung, zu einem der wichtigsten Bildmedien der damaligen Zeit auf. Eine große Anzahl an Motiven, welche auf die aktuelle Lage Bezug nahmen, fand sich plötzlich auf diesen wieder. Insgesamt gewähren die Bildpostkarten des Ersten Weltkrieges somit einen beeindruckenden Einblick in die Bilder- und Symbolwelt der Kriegsjahre 1914 bis 1918. Genau jene Welt wurde im Rahmen dieser Arbeit in Form einer motivgeleiteten Bildanalyse näher beleuchtet. Die theoretische Rahmung dieser Arbeit beschränkt sich vor allem auf Begriffsdefinitionen, sowie einen Überblick über für das Thema der Arbeit relevante Sachverhalte, wie etwa den Ersten Weltkrieg, Propaganda und die Bildpostkarte selbst. An das Untersuchungsmaterial, 2.505 österreichische Bildpostkarten aus dem Ersten Weltkrieg, wurden zwei wesentliche Fragen gestellt: Welche Motive werden auf den Bildpostkarten dargestellt? Wie werden die verschiedenen Motive auf den Bildpostkarten dargestellt? Innerhalb der ersten Forschungsfrage wurde eine Klassifikation der Motive auf den Bildpostkarten in verschiedene Motivgruppen vorgenommen. In der Analyse selbst erfolgte die Auswertung, im Sinne einer besseren Übersichtlichkeit, im Rahmen dreier übergeordneter Motivblöcke: ‚Heimatfront‘ und ‚Kriegsfront‘ sowie frontübergreifende und außenvorstehende Motive. Innerhalb dieser wurde jeweils eine Reihe an Motivgruppen untersucht. Im Rahmen der zweiten Forschungsfrage wurde innerhalb der zuvor klassifizierten Motivgruppen aufgezeigt, wie die einzelnen Motive dargestellt werden. Damit verbunden ist eine Interpretation der Darstellungen in Richtung möglicher inhärenter propagandistischer Aussagen und sonstiger Botschaften bzw. Mitteilungen. Hierfür wurden zwei Methoden der qualitativen Bildanalyse kombiniert: der erste Schritt der visuellen Kontextanalyse nach Müller und die Bildsemiotik nach Barthes.


Mag. Barbara Klaus, Bakk. BA.

Klaus_FotoBarbara Klaus studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien. Aktuell belegt sie den Masterstudiengang Theater-, Film- und Mediengeschichte, sowie das Doktoratsstudium Sozialwissenschaften: Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Ihre Forschungsinteressen sind vor allem im Bereich der Kommunikations-, Film- und Mediengeschichte verortet, mit einem Hauptaugenmerk auf den Ersten Weltkrieg. Abseits der Universität arbeitet sie als Kulturredakteurin für ein Online-Journal und schreibt für dieses nicht nur Filmkritiken und Konzertberichte, sondern greift auch gerne selbst zur Spiegelreflexkamera für einen Blick aus dem Fotograben.

E-Mail: baklaus@gmx.at

Lena Hager

Der aktuelle Fremdheitsdiskurs in österreichischen Geschichtsschulbüchern

Ziel der Arbeit ist die Erfassung des Fremdheitsdiskurses in österreichischen Geschichtsschulbüchern. Es wird den Fragen nachgegangen, wie und in welchem Kontext Fremdheit konstruiert wird, welche Themen prägnant sind und ob ein hegemonialer Diskurs erkennbar ist. Im Gegensatz zum Alltagsverständnis ist das Fremde ein Konstrukt, welches nur in Verbindung mit dem Eigenen existiert. Fremdheit ist nichts Fixes oder eine Eigenschaft, sondern eine Zuschreibung, wobei Differenzierungen, Hierarchisierungen und Machtverhältnisse bedeutsam sind (vgl. Berghold/Menasse/Ottomeyer 2000: 7). Darüber hinaus sind damit auch Inklusions- und Exklusionsverhältnisse verbunden und in weiterer Folge Partizipationsmöglichkeiten, die dadurch ungleich verteilt werden können. Im Rahmen der Fachtagung soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit Partizipation mit der Konstruktion von Fremdheit verbunden ist und welche verschiedenen Ausformungen möglich sind.

Als Untersuchungsgegenstand dient das Schulbuch, das im Vergleich zu anderen Massenmedien in kommunikationswissenschaftlichen Studien unterrepräsentiert ist. Bestimmte Normen und Normalitätsvorstellungen spielen im Schulbuchwissen oft eine bedeutsamere Rolle als Objektivität, Wahrheit oder Realität (vgl. Höhne 2003: 225). Für die Analyse wurden Geschichtsschulbücher aus dem Schuljahr 2012/13 für die 8. AHS-Schulstufe in Österreich herangezogen. Dadurch ergibt sich eine Auswahl über sechs Schulbücher unterschiedlicher Verlage und Erscheinungsjahre.

Das Forschungsmaterial wird einer Kritischen Diskursanalyse nach Siegfried Jäger unterzogen. Diese hat als Aufgabe, Diskursverläufe und ihre Formen und Strukturen festzumachen und den Sinn dahinter zu erfassen, wobei die Vorgehensweise kritisch verläuft und das Ziel die Verbesserung von Lebensverhältnissen ist (vgl. Jäger 2012).

Literaturverzeichnis:

Berghold, Josef/Menasse, Elisabeth/Ottomeyer, Klaus (2000): Einleitung. In: Berghold, Josef/Menasse, Elisabeth/Ottomeyer, Klaus (Hrsg.) Trennlinien. Imagination des Fremden und Konstruktion des Eigenen. Klagenfurt: Drava-Verlag, S. 7 – 15.

Höhne, Thomas (2003): Pädagogik der Wissensgesellschaft. Bielefeld: transcript Verlag.

Jäger, Siegfried (2012): Kritische Diskursanalyse. Eine Einführung. 6. Aufl. Münster: Unrast Verlag.


Lena Hager

Email: hager.lena@hotmail.com

Studienrichtungen:

  • Bakkalaureatsstudium „Kommunikationswissenschaft“ an der Universität Salzburg
  • Magisterstudium „Publizistik und Kommunikationswissenschaft“ an der Universität Wien
  • Laufendes Bachelorstudium „Internationale Entwicklung“ an der Universität Wien

Mein Forschungsinteresse ist vor allem auf die Thematik „Medien und Wirklichkeit bzw. Wirklichkeitskonstruktion“ gerichtet. Doch auch Studien, die gesellschaftskritisch ausgerichtet sind, stoßen bei mir auf großes Interesse.

Charlotte Krick

„Erotische Literatur aus der Gegenöffentlichkeit: Am Beispiel des Literaten und Bezirkshauptmanns Felix Batsy zur Zeit des Austrofaschismus“

Organisiertes erotisches Leben hat in Wien eine lange Tradition. “Würde man in Wien zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Bordell errichten wollen, so bräuchte man nur ein großes Dach über der Stadt zu errichten”, so Kaiser Joseph II. Wien galt nicht nur als Zentrum des Auslebens von ‚Perversionen’; es wurde auch literarisch festgehalten.

Anhand eines erotischen Wiener Literaturbeispiels aus den 1930ern wird versucht die Person Felix Batsy in ihren historischen Kontext zu setzen, seine Relevanz zu beleuchten und die Grauzone beschrieben, in der er sich bewegte. Dr. Felix Batsy verfasste die Geschichte „Die Wette“ 1937. Darin spielt Sadomasochismus eine zentrale Rolle. Sadomasochismus ist in feministischen Kreisen ein Thema mit stark widersprechenden Debatten, die einander gegenübergestellt werden. Die Auseinandersetzung über Sexualität und deren Zensur sind in der Geschlechterthematik ist noch immer aktuell. Wer zensierte wen 1937? Wer zensiert wen heute? Aufgezeigt wird, worin der Unterschied von staatlicher Zensur (Repression) und Selbstzensur auf Grund von gesellschaftlichem Druck besteht. Foucaults Gesellschaftstheorie diente der Forschungsarbeit als wissenschaftliche Grundlage und die Nachlass Recherche als methodische Herangehensweise, um Batsys Doppelleben und Umfeld zu analysieren.

Feminismus wird bei der Sammlung von Batsys Büchern sowie seiner selbstverfassten Geschichte „Die Wette“ aus verschiedenen Strömungen aufgegriffen. Dr. Felix Batsy verbindet verschiedene Themenstränge die es weiter zu erforschen gilt.


Charlotte Krick

Krick_FotoEmail: ckrick@gmail.com

Studium: Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Uni Wien

Forschungsinteressen: Wiener Stadtgeschichte, österreichische Literatur, Untergrund Literatur, erotische Literatur, Film und Fotografie mit Schwerpunkt Wien 1870-1945, Zensur und politische Entwicklungen während des Austrofaschismus.