Andreas Riedl

Kontakt mit Andersdenkenden im Social Web: Chance oder Gefahr für die politische Partizipation?
Ergebnisse einer Befragung österreichischer UserInnen

In der massenmedialen Debatte scheint eine anfängliche Euphorie, die dem Social Web hinsichtlich dessen Artikulations- und Partizipationsmöglichkeiten entgegengebracht wurde, zusehends Ernüchterung zu weichen, da dort der Kontakt mit Andersdenkenden als zunehmend destruktiv wahrgenommen wird. Vor diesem Hintergrund fragt diese Untersuchung, inwiefern Kontakt mit Anders- und Gleichdenkenden im Social Web entsteht und wie sich dieser auf die politische Partizipation von UserInnen auswirkt. Theoretisch lehnt sie sich dabei an Erkenntnisse aus dem Bereich der interpersonellen Kommunikation an, wo die Erforschung der Effekte von Dissens und Konsens eine breite Tradition hat.

Basierend auf Self Reported Daten von ÖsterreicherInnen aus einer Online-Befragung kommt die Studie zum Schluss, dass es im Social Web im Vergleich zu Gesprächen zwar häufiger zu oppositionellen und seltener zu bestärkenden Netzwerken kommt, sich die beiden Sphären jedoch nicht gegenseitig tangieren. Der Kontakt mit oppositionellen Meinungen im Social Web beeinflusst dabei weder die Offline- noch Online-Partizipation bzw. die Motivation dazu, vielmehr fördert die Konfrontation mit bestärkenden Meinungen die politische Partizipation im Web. Bezüglich der Wirkung auf die Partizipation bzw. die Motivation dazu ergeben sich demnach durchaus „Chancen“, jedoch kaum „Gefahren“. Dennoch verbleiben partizipationsfördernde Effekte in der Online-Sphäre, was die Potentiale des Social Webs begrenzt. Abschließend diskutiert die Untersuchung diese Erkenntnisse hinsichtlich wissenschaftlicher und praktischer Implikationen.


Andreas Riedl

Riedl_FotoAndreas Riedl erlangte sein Bakkalaureat in Publizistik- und Kommunikationswissenschaft mit den Nebenfächern Deutsche Philologie, Soziologie und Psychologie an der Universität Wien. Aktuell studiert er im Magisterstudium Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien, in dessen Rahmen er im laufenden Semester einen Erasmus-Aufenthalt mit Kursen in Global Media Studies an der Universität Karlstad, Schweden, absolviert. Sein Forschungsinteresse liegt im Bereich der politischen Kommunikation und dem politischem Journalismus.

Kontakt: Andreas.Riedl-email@gmx.de 

Carola Koblitz

Eine ethnomethodologisch qualitative Studie über den Fernsehkonsum auf Englisch in einer Spanisch-Deutsch–sprachigen Umgebung. Einfluss der audiovisuellen Medien im Erwerb einer Sprache 

Diese Studie beobachtet den Gebrauch der englischen Sprache im Alltag zweier mehrsprachiger Kinder, die auf Englisch fernsehen, um dieses als eine dritte Sprache zu erwerben. Diese Beobachtungen wurden in einem zweijährigen Tagebuch festgehalten.

FORSCHUNGSFRAGE
WIE lernen Kinder Fremdsprachen durch Fernsehen?

METHODE

Anhand der reflexiven Grounded Theory nach Breuer wurden die Einträge im Tagebuch laufend ausgewertet. Wegen der Merkmale des Settings wird eine Triangulation der Methoden für die Interpretation der Daten angewendet. Symbolischer Interaktionismus durchleuchtet die Interaktionen und die Bedeutung der dem Setting eigenen Symbole. Ethnomethodologie erfasst methodisch den Alltag der Kinder, mit Hilfe der Autoethnografie wird die Rolle der Mutter und zugleich Forscherin thematisiert und reflektiert.

THEORETISCHE RAHMUNG

Die resultierende Grounded Theory findet Anknüpfungspunkte in den Arbeiten von Wittgenstein, Schütz, Luckmann, Garfinkel, Kirch, Knorr Cetina und Luhmann u.a.

HYPOTHESEN

Wie bedeutend ist der Beitrag von audiovisuellen Medien für den Erwerb einer Fremdsprache?
Wie „real“ ist die Interaktion zwischen Menschen und Medien?

ERGEBNISSE

Audiovisuelle Medien stellen ein geeignetes Medium als Basis des Spracherwerbs dar, es braucht jedoch die intermenschliche Interaktion zu deren „Aktivierung“.

Durch den vermehrten Konsum von Phantasiefilmen verbinden die Kinder Englisch mit ihrer Phantasiewelt, deswegen verwenden sie es hauptsächlich als Spielsprache. Auch wenn sie in anderen Sprachen spielen, verwenden sie immer wieder englische Ausdrücke, deren Vokabular ihnen vertrauter ist.


Carola Koblitz

Koblitz_FotoEmail: boncesa@aim.com

Studienrichtung: Publizistik- und Kommunikationswissenschaft

Forschungsinteressen: Medienpädagogik, Mehrsprachigkeit und Multikulturalität

Berufserfahrung:

  • 2000-2002 Zeitung “México Hoy”, Reporter. Redaktion der Sportabteilung, Spezialgebiet: Statistiken und Prognosen.
  • 2000-2002 TV Azteca, Produktionen “Cosas de la Vida“ y “Cuando seas mía” Kundenbetreuung einer Talk-Show, Koordination und Aufsicht der Sets einer Fernsehserie.
  • 2008-2013 Gründung, Redaktion, Entwicklung und Veröffentlichung des Online-Magazins “De cada mes” auf Spanisch.
  • 2010-2012 Latinos Magazin, Chefredakteurin.

Karl-Leontin Beger

Das Zentrum für politische Schönheit zwischen Interaktivität und Interpassivität — Medienkunst aktualisierte Geschichte als Mittel des politischem Engagements

Wie können Film, Theater und Medien einen Beitrag zu Geschichtsaufarbeitung leisten? Unter welchen Prämissen und mit welcher Ideologie können Künstler zu einer kritischen Geschichtsschreibung in einer Event,- und Konsumgesellschaft beitragen? Das Zentrum für politische Schönheit (ZPS) ist ein markanter Protagonist der deutschen Gegenöffentlichkeit. Es verwirklicht trans,- bzw. intermediale Kunstaktionen, die Geschichte aktualisieren und gesellschaftliche und moralische Missstände vor Augen führen.  Eine gezielte Analyse beispielhafter Werkkomplexe, die Untersuchung der Medienberichterstattung und die Kontextualisierung ihres Schaffens in der Aktionskunst und den Avantgardebewegungen sollen ein vielschichtiges Porträt der Ästhetik und der Aktionen des ZPS zeichnen.

Die im Vortrag zentralen Aktionen sind Säulen der Schande und Kindertransporte des Bundes. Säulen der Schande ist eine multinationale, interaktive Spendenaktion für ein Mahnmal, das auf die umstrittene Rolle der UN im Bosnienkrieg aufmerksam machen soll und eine Mitschuld der westlichen Staaten,- und Wertegemeinschaft am Genozid  in Srebrenica behauptet. Bei der Aktion Kindertransporte des Bundes handelt es sich um eine Fälschung eines Aufrufs des Familienministeriums zur Unterbringung eines von hundert bedürftigen Flüchtlingskindern in deutschen Pflegehaushalten. Diese Fälschung weist nicht nur auf unkonventionelle und unbürokratische Handlungsoptionen der Realpolitik kritisch hin, sondern zeigt auch die Teilnahmslosigkeit der Gesellschaft für eine abstrakte humanitäre Katastrophe auf. Bürgerkrieg lässt sich nicht medial vermittelt emotional erleben, allerdings lässt sich das partielle Leid eines unschuldigen Kindes mit einem Big Brother-Online-Spin-off vermarkten. Beide Aktionen werden miteinander verglichen, um so das Spannungsfeld des dichotomischen Begriffspaares Interpassivität und Interaktivität zu beleuchten.


Karl-Leontin Beger

Email: 1348072@unet.univie.ac.at

Studium: Theater,- Film und Medientheorie

Forschungsinteresse: Avantgardebewegungen des 20. und 21. Jahrhunderts, Gegenkultur, politische Kunst, Welt-Kino und  Independent-Film

Berufserfahrung: Freier Mitarbeiter beim Bonner Stadtmagazin Schnüss und dem aufstrebenden Online-Magazin Elektro Uschi

Carmen Séra

Vortrag
Murales und Poster zwischen Kooptierung und partizipativer Ausdrucksform

Vergleich lateinamerikanischer Kommunikationsmittel entlang der Straße

Medien entlang der Straße scheinen kaum einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, da PassantInnen oft daran vorbeieilen. Jedoch fungieren sie als Teil der Alltagskultur auch als Spiegelbilder der gesellschaftlichen, polit-ökonomischen und sozialen Situation ihrer Herkunftsorte und können sogar Zeitzeugen spezifischer historischer Konstellationen und Ereignisse darstellen.

Partizipation in kommunikativen Prozessen bedeutet hier das Sichtbarmachen und Sichtbar-werden-Lassen von politisch gegnerischen oder regierungskritischen Meinungen, sowie einen Raum für politische Opposition zu schaffen. Das vorliegende Projekt beschäftigt sich mit verschiedenen geographischen Regionen (Kuba, Chile und Mexiko), denen die Ausdrucksform der Kommunikation durch Bilder und Text im öffentlichen Raum gemein ist, seien dies Poster oder Wandmalereien. Für die historische Verbreitung dieser Ausdrucksform wird oft auch die mexikanische Revolution genannt, wo Murales als Ausdrucksmittel der RevolutionärInnen und RegimegegnerInnen verwendet wurden, danach übernahm die Regierung diese Kunstform und kooptierte sie zu ihren Zwecken. Seit der Machtergreifung der Kommunistischen Partei in Kuba bedient sich die kubanische Regierung ebenfalls der Ausdrucksform der Murales und Posterkunst. Es partizipieren dabei verschiedene soziale Gruppen an der Herstellung von Öffentlichkeit, im Fallbeispiel Chiles waren es Vereinigungen des Widerstands gegen die Diktatur unter Pinochet, die mittels Murales die Forderung nach einer anderen Politik und dem Ende der Unterdrückung Ausdruck verliehen.

Die Forschungsfrage beschäftigt sich damit, inwiefern sich Handlungsmacht und politisches Partizipationspotential in Postern und Murales auf der Straße widerspiegeln. Methodisch handelt es sich um einen Vergleich von Bildmaterial. Die theoretische Rahmung beinhaltet diskursanalytische Theorieausschnitte, Theorien zu Sozialen Bewegungen sowie Ansätze der Cultural Studies nach Stuart Hall zur Entstehung von Bedeutung in visueller Kultur.


Workshop
Ausschnitt des aktuellen Flüchtlingsdiskurses in der Europäischen Union anhand der Untersuchung politischer Straβenplakate in Ungarn und Österreich

Dieser Beitrag handelt von politischen Plakaten zur ungarischen Flüchtlingspolitik in Ungarn und Österreich, deren inhaltliche wie kontextuale Eigenarten als Kommunikationsform ebenso wie ihre diskursive Reichweite Untersuchungsgegenstand sind. Sie entstehen in einem oppositionellen Umfeld, das über private Spenden finanziert wird und einen Anti-Regierungskurs führt, da sie als Antwort auf die migrationsfeindlichen Plakate der Orban-Regierung fungieren. Die Besonderheit der Ressourcengewinnung über crowdfounding hat ebenso groβen Einfluss auf die Produktion und Verbreitung von Wissen und darin zugrundeliegende Macht wie der zu untersuchende Inhalt.
Die Forschungsfrage beschäftigt sich damit, inwiefern sich Handlungsmacht durch Selbstorganisation der Zivilgesellschaft beziehungsweise zivilen Ungehorsam in den politischen Straβenplakaten im europäischen Kontext widerspiegeln. Inwiefern kann durch den Prozess des Plakatierens und den Inhalt der Plakate von der Verbreitung eines gegenhegemonialen Diskurses gesprochen werden?
Zur theoretischen Rahmung zählen die Hinterfragung des möglichen Wissens im Diskurs und des Zugangs zu Macht sowie zivilgesellschaftlicher Handlungsmacht. Um implizite Bedeutungsebenen sichtbar zu machen, können auch Cultural Studies-Ansätze zur Produktion von Bedeutung und Repräsentation wie jene von Stuart Hall oder Roland Barthes zum Einsatz kommen. Besonderes Augenmerk wird auf die historische Verortung und die eingehende Untersuchung des Kontexts gelegt. Methodisch handelt es sich um einen Vergleich von Bildmaterial, welches teilweise von der Autorin selbst aufgenommen wurde und teilweise im Internet zu finden ist, wobei die oben genannten Theorien zur Erarbeitung der Bildinhalte dienen. Die Methodik des Projekts ist noch nicht vollständig ausgearbeitet und verlangt noch vertiefende Bearbeitung.


Carmen Séra

Séra Carmen_Foto

Carmen Séra schloss 2014 das Masterstudium der Internationale Entwicklung an der Universität Wien ab und studiert zur Zeit Politikwissenschaft im Masterstudium. Durch verschiedene Stipendien konnte sie Auslandssemester in Frankreich und Mexiko absolvieren. Während des Studiums war sie mehrmals als Tutorin tätig. 2015 hielt sie einen Vortrag an der Universität Kassel sowie an der Freien Universität Berlin. Zur Zeit studiert sie durch ein Erasmus+ Stipendium in Belgien.

Zu ihren Forschungsinteressen zählen die Möglichkeiten zur Teilnahme an Politik und politischen Prozessen für Zivilgesellschaft(en), das Vorhandensein von Hegemonie und/oder asymmetrischen Verhältnissen, die Analyse von Handlungsmacht und gegenhegemoniellen Strömungen, die Möglichkeiten für innovative Teilnahme in restriktiven Systemen, die Funktionen informeller Systeme, ein geschichtliches Verständnis von Abhängigkeitsverhältnissen, Nord-Süd Verhältnisse, Visuelle Politik und politische Kommunikationsmittel.

Patricia Plahcinski

Transmedia Superheroes
Medienübergreifendes Geschichtenerzählen im Marvel Cinematic Universe

Im Jahr 2008 stellte der Comicbuchverlag Marvel einen ambitionierten Plan vor. Im Laufe der nächsten Jahre sollten Marvels Superhelden in Einzelfilmen und anschließend als „Marvels The Avengers“ in einem großen cineastischen Event die Kinos bevölkern. Zu diesem Zweck hatte Marvel das „Marvel Cinematic Universe“ entwickelt, in dem sich die Comicfiguren und Charaktere der Franchise bewegten. Dieses Universum beschränkte sich jedoch nicht auf die Kinoleinwand, sondern transportierte die Helden im Rahmen von TV-Serien und Kurzfilmen auf
Fernsehbildschirme und durch Computerspiele auf Konsolen und auf Smartphones Marvels aktueller Erfolg mit seinem „Cinematic Universe“ begründet sich auf verschiedenen Eckpfeilern. Ist „transmedia storytelling“, das hier gewählte Modell des Geschichtenerzählens, einer dieser Eckpfeiler und wie geht Marvel mit den genutzten Medien und den durch diese erzählten Geschichten um?

Die oben gestellten Fragen wurden ebenfalls bereits im Rahmen der Seminararbeit „Transmedia Superheroes“ behandelt, die sich im Forschungsfeld der „Media Industry Studies“ bewegt hat. Ausgangspunkt der Fragestellung war Henry Jenkins 2006 erschienenes Werk „Convergence Culture“, in welchem er das Phänomen des „transmedia storytelling“ anhand der Matrix-Franchise untersucht (Jenkins, 2006, S. 98).
Die Beobachtung der themenspezifischen Medienlandschaft ist das Hauptinstrument zur Beantwortung der Fragestellung. Da sich das Phänomen des „transmedia storytelling“ in den vergangenen Jahren weiterentwickelt hat und durch den momentanen Trend der Filmindustrie zu Fortsetzungsreihen und Filmfranchises an Bedeutung gewinnt ist diese Art des Geschichtenerzählens es wert, sich näher mit ihr auseinanderzusetzen.


Patricia Plahcinski

Mail: patricia.plahcinski@moedling.at
Studium der Theater,- Film- und Medienwissenschaften an der Universität Wien
Mein größtes Interesse gilt den Medienwissenschaften und der Beobachtung von Entwicklungen in der aktuellen Medienlandschaft.
Hauptberuflich arbeite ich für eine niederösterreichische Stadt an der Umsetzung kultureller Projekte und im Bereich der Kulturtouristik.

Lisa Hoppel

„Feuer und Schwert im Sudan“ – Die Erfolgsgeschichte eines Buches im Spiegel eines gesellschaftlichen Wandels

Als junger Österreicher trat Rudolph Slatin Pascha 1878 in ägyptische Dienste und erlebte als Gouverneur im besetzten Sudan die religiös motivierte Rebellion der Mahdisten gegen die ägyptische Fremdherrschaft am eigenen Leibe mit. Sein Werk „Feuer und Schwert im Sudan. Meine Kämpfe mit den Derwischen, meine Gefangenschaft und Flucht. 1879-1895“ zählt daher nicht nur zu einer der wichtigsten Quellen dieses zentralen geopolitischen Ereignisses, sondern dient auch außerhalb der Ereignisgeschichte als ideales Beispiel im Wechselspiel von sich verändernden Medien und den jeweiligen gesellschaftlichen Normen.

Aufgrund von hohen Auflagenzahlen, aber auch durch einen Wandel gesellschaftlicher Ansprüche veränderten sich das Werk, sowie sein Erfolg stetig. Um einerseits nach der Veränderung des Buches als Objekt, andererseits nach der Veränderung seiner Rezeption zu fragen, wurden drei verschiedene Ausgaben des Werkes in einem Zeitraum von 100 Jahren miteinander verglichen.

Anhand eines kulturhistorischen Zuganges wurde versucht Veränderungen in Sprache und Format sowie in der zeitgenössischen Reaktion, sowohl als Prozess, als auch in ihrer historischen Eigenständigkeit zu analysieren. Die ausgewählten Ausgaben des Buches und ihre jeweiligen Rezeptionen wurden daher einzeln, aber auch im direkten Vergleich untersucht. Durch eine Textanalyse wurden vor allem sprachliche Differenzen ersichtlich, deren Ursache wiederum auf einen gesellschaftlichen Wandel zurückzuführen versucht wurde.

Ergebnisse zeigen, dass sich der ursprünglich primär militärische Bericht, der versuchte die politische Lage im Sudan möglichst detailreich zu schildern, im Laufe der Zeit zuerst zu einem abenteuerlichen Jugendbuch mit belehrendem Charakter und schlussendlich zu einer sehr persönlichen Erzählung wandelte.


Lisa Hoppel

Email: lisa.hoppel@gmx.at

Über mich: Ich habe meinen Bachelor in Geschichte abgeschlossen und studiere derzeit im Master Globalgeschichte und Global Studies an der Universität Wien. Schwerpunkte habe ich bisher auf neuzeitliche sowie islamische Geschichte gesetzt.

Jasmin Séra

Unabhängige Medienberichterstattung 2.0
Diskussion von Möglichkeiten der aktiven Partizipation der Zivilbevölkerung an der Erstellung von unabhängiger Medienberichterstattung

Dieses Workshop, das im Rahmen der Workshopreihe ‘Historische Kommunikationsforschung’ abgehalten wird, widmet sich Möglichkeiten der aktiven Partizipation der Zivilbevölkerung an der Erstellung unabhängiger Medienberichterstattung. Die Idee für dieses Konzept ist die Entwicklung eines Medienkanals, – das genaue Format steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest – an dessen Gestaltung sich die Zivilbevölkerung durch das Posten/Sharen/Bloggen von realtime Berichterstattung, wie durch das Posten von Videos mit Smartphones, beteiligen kann. Damit verbunden müssen nicht nur technische Fragen geklärt werden, wie etwa zum Aufbau des Mediums, sondern es müssen auch medienethische Fragen diskutiert werden. Mit der Entwicklung eines derartigen Medienformates werden neben der Forderung nach Aufklärung von juristischen Grauzonen, beispielsweise über den Schutz von Personen in der Medienberichterstattung, auch Grundsatzfragen des Kommunikationsrechts in Frage gestellt.

Auch inhaltliche Fragen sollen in diesem Workshop debattiert werden: ausgehend von der Agenda-Setting Theorie, der nach die Medien nicht vorgeben, WAS gedacht werden soll, sondern WORÜBER, bis zur Idee der ‘idealen Sprechsituation’ von Habermas sollen klassische und aktuelle kommunikationstheoretische Theorien zur Diskussion herangezogen werden. Da es sich hier um ein global verlaufendes Projekt handelt, müssen auch Punkte wie die Verwendung einer universellen Sprache, kulturelle Unterschiede in der Handhabung von Nachrichtenberichterstattung oder der Zugang zum öffentlichen Diskurs besprochen werden.

Dieses Projekt soll die Entwicklung einer direkten und unzensierten Medienberichterstattung aus der Zivilbevölkerung ermöglichen und damit die wachsende Beeinträchtigung von Presse- und Meinungsfreiheit in die Schranken weisen beziehungsweise der aktiven Gesellschaft eine Stimme sowie einen Kanal zur Partizipation am öffentlichen Diskurs verleihen.


Jasmin Séra, bakk. BA

Séra_Jasmin_Foto

Email: jasminsera@gmx.at

Studienrichtung: Bakk. Phil. der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und Bachelor of Arts in Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien
Aktuell: MSc in Strategic Communication and Public Relations (Joint Degree) University of Stirling, UK und Pompeu Fabra, Barcelona

Forschungsinteressen: Investigativer Journalismus, Politische Kommunikation, Public Affairs sowie Politische Anthropologie, Transkulturelle Anthropologie, Public Relations Anthropologie mit Gesamtschwerpunkt auf Lateinamerika und Ozeanien

Berufserfahrung: Sommersemester 2015 Fachtutorin STEP2 Medien- und Kommunikationsgeschichte am IPKW an der Universität Wien zum Thema: ‚Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit’

Martina Hacke

Wer partizipierte am Kommunikationsinstitut der ›Boten der Nationen‹ der mittelalterlichen Universität von Paris?

Die Erforschung von ›Partizipation‹ ist eine wichtiges Ziel der Medien- und Kommunikationswissenschaft und in dieser Disziplin auch der Kommunikationsgeschichte. Bei der Untersuchung historischer Botenorganisationen handelt es sich um eine aktuelle Forschungsfrage.

Wie sich ermitteln lässt, wer an Botendiensten mittelalterlicher Boteninstitute teilhaben durfte, sei im Folgenden an einem Beispiel gezeigt, nämlich am Kommunikationsinstitut der ›Boten der Nationen‹ der Universität von Paris. Ihr Zweck war es, Briefe, Pakete, Geld und Neuigkeiten zu übermitteln, und zwar für Scholaren und Magister, ihre Mitwohnenden (commorantes) sowie ihre Eltern. Dafür finden sich Belege in den schriftlichen Quellen, deren Suche und Auswertung unser erste Untersuchungsweg ist.

Eine zweite Methode besteht darin, die Kommunikationspartner der Scholaren zu ermitteln. Denn sie können Personen sein, die Dienste von ›Boten der Nationen‹ beanspruchten. Für eine solche Untersuchung bietet sich der Briefwechsel von Bruno und Basilius Amerbach vom Anfang des 16. Jahrhunderts an. Die Auswertung zeigt, dass beide Knaben ausschließlich an ihre Familie schrieben und fast ausschließlich von ihrer Familie Briefe empfingen, nur ausnahmsweise einmal von Freunden des Vaters oder einem ehemaligen Kommilitonen.

Die Ergebnisse der beiden Methoden kommen sich also recht nahe. Aber was sagen sie über die Frage nach der Partizipation aus? Wenn auch Familienangehörige den Dienst von ›Boten der Nationen‹ nutzten, dann heißt das, dass Personen heterogenen Berufs und Standes von den Transportdiensten Gebrauch machten. In quantitativer Hinsicht aber bedeutet die Teilhabe aller genannten Gruppen – bei einer geschätzten Zahl von 3.000 Pariser Universitätsangehörigen – eine für ein spätmittelalterliches Boteninstitut beispiellose Partizipationsdimension.


Martina Hacke

Martina.Hacke@uni-duesseldorf.de

Eva Asboth

Der Balkan als Wiege der Demokratie
Metaphernanalyse in der US-amerikanischen Berichterstattung über Serbien

Der „politische Mythos“ als orientierungs- und handlungsleitende Narration, der mittels Medien die komplexe politische Wirklichkeit strukturiert und einer ständigen Anpassung unterliegt, ist Gegenstand der Untersuchung. Vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges kursierten vor allem in Österreich-Ungarn dämonisierte Narrationen über Serbien, die ein militärisches Einschreiten der Habsburgermonarchie zunehmend als plausible Kriegs- bzw. Friedensstrategie erscheinen ließen. In den USA hingegen wurden die nationalen serbischen Unabhängigkeitsbestrebungen als Versuch eines demokratischen Wandels interpretiert.

Als Serbien während der Kriege in den 1990er-Jahren international allgemein als Aggressor angesehen wurde, mussten viele Länder ihre Mythen über den Balkan neu ordnen. Die serbischen Medien kolportieren primär das Feindbild USA, da die Vereinigten Staaten als Hauptakteur der sogenannten Internationalen Gemeinschaft wahrgenommen wurden.

Jene politische Mythen, die das Handeln der US-amerikanischen Außenpolitik beeinflussten, werden in zwei für Serbien bzw. Jugoslawien krisenbelasteten Zeiträumen aufgezeigt und verglichen. Dafür werden überkommene Geschichtsbilder und -vorstellungen über Serbien beziehungsweise das serbische Volk mittels Metaphernanalyse aus der US-amerikanischen Tagespresse herausgefiltert, da sich mythische Narrationen aus Bildern realer und fiktionaler historischer Ereignisse nähren.

Welche Vorstellungen, Fremdbilder und mythischen Narrative sind in der US-amerikanischen Presse vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges festzumachen? Inwieweit ähneln oder unterscheiden sie sich von jenen Fremd- bzw. Feindbildern, die Österreich-Ungarn in dieser Zeit von Serbien bzw. dem serbischen Volk medial kolportierte? Abschließend soll noch auf die Frage eingegangen werden, ob bestimmte Mythen (oder mythische Narrative) bis in die 1990er Jahre überdauerten, und welche Auswirkungen diese auf die öffentliche und politische Haltung gegenüber Serbien hatten.


MMag.a EVA TAMARA ASBOTH, Bakk. phil.

Asboth_Foto

Email: eva.asboth@univie.ac.at

FORSCHUNGSINTERESSEN:
Medien und Krieg, Jugoslawienkriege, Historische Kommunikationsforschung

AUSBILDUNG

Seit Okt. 2014

Dr.-Studium der Philosophie (Dissertationsgebiet: Geschichte)
Universität Wien
Arbeitstitel: „Kriegs- und Friedensmythen. Metaphernanalyse in der österreichischen, deutschen, britischen und US-amerikanischen Berichterstattung über Serbien.“

Okt. 2006- Juni 2011

DiplomstudiumGeschichte
Universität Wien

Okt. 2009- Juni 2011

Magisterstudium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
Universität Wien

Okt. 2006- Juni 2009

Bakkalaureatsstudium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
Universität Wien

PROJEKTE

Seit Mai 2015

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Projekt: „Generation In-between. The ‚Europeanness‘ of the Balkan War Children“, am Franz Vranitzky Chair for European Studies, Vienna

Sept. 2012- Aug. 2014

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Projekt “Gemeinsame Geschichte? Österreichische und serbische Mythen von 1914 bis 2014“, durchgeführt am Institut für den Donauraum und Mitteleuropa

Feb. 2012- März 2014

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
in der Sammlung „Information und Kommunikation“ im Technischen Museum Wien, Bereich Fotokameras

Okt. 2009- Jän. 2011

Tutorin für verschiedene Lehrveranstaltungen
am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und am Institut für Geschichte an der Universität Wien

VORTRÄGE UND KONFERENZTEILNAHMEN

„Myths of War and Peace. An Analysis of Metaphors about Serbia in Austrian, German, British and American Reports“ at the 9th Graduate Conference in European History (GRACEH 2015) at the University of Vienna, 24. April 2015.

„Gemeinsame Geschichte? Österreichische und serbische Mythen von 1914-2014“ auf der Konferenz „Der Große Krieg und seine Mythen im Donauraum von 1914 bis 2014“, Veranstalter: Institut für den Donauraum und Mitteleuropa, Karl-Renner-Institut, Politische Akademie, am 22. September 2014.

„Im Dienst des Krieges: Habsburger- und Kosovomythos“ auf der Konferenz „Zum Gedenktag des 100. Jahrestags des Beginns des I. Weltkrieges“ an der Andrássy Universität Budapest am 10. September 2014.

Christoph Gschwandtner

Die Darstellung der Sowjetunion in deutschen Feldpostbriefen des Zweiten Weltkrieges

Im Fokus dieser wissenschaftlichen Abhandlung steht der Sowjetunion-Diskurs in Feldpostbriefen deutscher Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg.

Das Medium Feldpostbrief spielt in der bisherigen Kommunikationsforschung eine untergeordnete Rolle. Bei der Beschäftigung mit Feldpostbriefen erstaunt deren Komplexität. In ihnen werden die erlebte Realität des Krieges und das Leben im Krieg dargestellt (vgl. Didczuneit/Ebert/Jander, 2010, S. 14). Ein weiterer essentieller Grund für die Auseinandersetzung mit Feldpostbriefen liegt in ihrer Aktualität im Kontext der Vergangenheit.

Im Theorieteil wird der Feldpostbrief in seinen Funktionen beleuchtet, um in weiterer Folge das inhaltliche Erscheinungsbild der Briefe zu erläutern. Neben anderen Aufgaben dienten die Briefe vor allem als Lebenszeichen und als Ersatz für verlorengegangene Alltagsgespräche (vgl. Lamprecht, 2001). Die Themen und die Sprache in den Feldpostbriefen wurden durch diverse Faktoren, wie zum Beispiel durch die innere und äußere Zensur, beeinflusst.

Ebenfalls findet in der Theorie die nationalsozialistische Propaganda und ihr Versuch, Einfluss auf die Feldpostbriefe zu gewinnen, Eingang in die Ausführungen. Die Forschungsleitende Fragestellung der empirischen Untersuchung lautet: Wie wird die Sowjetunion in deutschen Feldpostbriefen des Zweiten Weltkrieges dargestellt?

Als Methode wurde die Kritische Diskursanalyse nach Jäger gewählt (Jäger, 2012). Die Wahl wurde vor allem deshalb getroffen, weil diese Methode in ihrer Vorgangsweise den nötigen Bewegungsspielraum für ein so komplexes Thema bereitstellt. Durch diese Diskursanalyse wird die Darstellung der Sowjetunion in deutschen Feldpostbriefen aus verschiedenen Blickwinkeln – Diskurssträngen – betrachtet, um ein Gesamtbild zu rekonstruieren. Es wird in dem empirischen Teil immer wieder auf die theoretischen Explikationen zurückgegriffen und diese einer Überprüfung unterzogen.

Literaturverzeichnis

Didczuneit, Veit/Ebert, Jens/Jander, Thomas (Hg.): Schreiben im Krieg – Schreiben vom Krieg. Feldpost im Zeitalter der Weltkriege. Konferenz im Museum für Kommunikation Berlin, 13. Bis 15. September 2010. Essen: Klartext-Verlag 2011.
Jäger, Siegfried: Kritische Diskursanalyse. Eine Einführung. Edition DISS Bd. 3. Münster: UNRAST-Verlag 2012.
Lamprecht, Gerald: Feldpost und Kriegserlebnis. Briefe als historisch-biographische Quelle. Innsbruck; Wien; München; Bozen: Studien Verlag Ges.m.b.H. 2001.


Christoph Gschwandtner

Gschwandtner_FotoE-Mail: berggeo@gmx.at

Studienrichtungen: Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien – Abschluss des Magisterstudiums im Juni 2015, Deutsche Philologie an der Universität Wien

Forschungsinteressen: Historische Kommunikationsforschung, Medien- und
Zeitgeschichte, Rekonstruktive Sozialforschung