Calvin Kiesel

Filterblasen und Echoräume
Eine Herausforderung für die moderne Öffentlichkeit

Filterblasen und Echoräume sind in der jüngeren Vergangenheit – etwa von Eli Pariser – als mit neuen Medientechnologien verbundene Phänomene beschrieben worden, die gesellschaftlich schädlich sein können, weil sie dem öffentlichen Diskurs das Potenzial zur Konfrontation divergierender Überzeugungen rauben. Es soll überlegt werden, wie solche Gefahren besser verstanden werden können, wenn sie mit dem Konzept der Öffentlichkeit als einem philosophischen und emanzipatorischen Grundbegriff der Moderne konfrontiert werden.

Dabei wird in drei Schritten vorgegangen. Erstens sollen zentrale Aspekte des Öffentlichkeitsbegriffs skizziert werden, die sich in der modernen philosophischen Tradition von Kant bis Habermas herausgebildet haben und als normative Kriterien zur Kritik von Medienphänomenen dienen können – so die Leitvorstellung des freien und kritischen Vernunftgebrauchs in sich wandelnden öffentlichen Medien. Zweitens wird auf postmoderne Theorien zurückgegriffen werden, um zwei markante Aspekte der Filterblasen und Echoräume fokussieren zu können. Es soll einerseits Jean-François Lyotards Theorie der Postmoderne genutzt werden, um das austauschlose Nebeneinanderbestehen von Diskursformationen zu akzentuieren. Andererseits wird unter Bezugnahme auf Friedrich Kittlers Medientheorie die Tendenz der Fremdbestimmung durch Medientechnologien betrachtet, die der betroffenen Person von dieser nicht bewusst ausgewählte Informationen berechnend zuspielen. Drittens sollen diese zentralen Charakteristika durch eine Konfrontation mit dem modernen Öffentlichkeitsbegriff kritisiert werden, was postmoderne Theorien in ihrer selbst fragwürdigen Verabschiedung zentraler Werte der Moderne zumeist verabsäumen. Dadurch wird nicht bestritten, dass postmoderne Theorien wertvolle Erkenntnisse in der Analyse neuer Medientechnologien befördern können, aber behauptet, dass zu deren Kritik die Orientierung an zentralen normativen Kategorien der Moderne weiterhin nötig ist.

Calvin Kiesel

Mailadresse: ckiesel@gmx.at
Studienrichtung: Philosophie
Forschungsinteressen: Kant, Postmoderne, Geschichtsphilosophie, Ethik

Berufserfahrung:

  • Studienassistent am Institut für Germanistik der Universität Wien (2014)
  • Lehrer in den Fächern Deutsch und Psychologie/Philosophie am Stiftsgymnasium Melk (seit September 2017)

Franziska Strasser

Gastarbeiterinnen im Spannungsverhältnis zwischen kollektiver und individueller Erinnerung

2014 und 2016 jährten sich die Abschlüsse der Anwerbeabkommen Österreichs mit der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien zum 50. Mal. Obwohl Debatten um ,Menschen mit Migrationshintergrund‘ omnipräsent sind, ist die Geschichte der ,Gastarbeit‘ bislang wenig im kollektiven Gedächtnis Österreichs verankert. Aus einer intersektionellen Forschungsperspektive fällt ins Auge, dass insbesondere Arbeitsmigrantinnen von diesem Ausschluss betroffen sind. Die Rolle von ,Gastarbeiterinnen‘ wird in Geschichtsbüchern oder Ausstellungen wenig thematisiert. Zudem wird etwa durch das Bild der ,Pionierin der Moderne‘ auf stereotype Repräsentationsmuster zurückgegriffen. Ein Drittel der Arbeitskräfte aus dem ehemaligen Jugoslawien machten Frauen aus. Für sie ist diese eurozentrische Zuschreibung besonders unzutreffend, da diese Frauen aus einem sozialistischen Land kamen. In den 60er und 70er Jahren waren sie deshalb ungleich stärker in den Arbeitsmarkt integriert, als dies in Österreich der Fall war. Die These meiner Masterarbeit lautet, dass solche eurozentrischen Repräsentationsmuster Mechanismen mächtiger Diskurse sind, die Migrantinnen als unemanzipierter darstellen als ,einheimische Frauen‘ und ihnen marginalisierte Diskurspositionen zuweisen.

Durch autobiografische Interviews mit Frauen, die als Arbeitsmigrantinnen aus dem ehemaligen Jugoslawien kamen, sollen bislang wenig gehörte weibliche Stimmen in diesen Diskurs um Geschichte und Erinnerung eingebracht werden und den wirkmächtigen Repräsentationen etwas entgegensetzen. Die Beschäftigung mit marginalisierten Positionen erfordert eine Reflexion der Machtmechanismen, in die die Forschung eingebunden ist, um nicht wiederum Ausschlüsse und Repräsentationen zu vollziehen. Deshalb verbinde ich meinen biografischen Zugang mit Adele Clarkes Situationsanalyse, um die Reflexion machtvoller Praktiken und insbesondere meine eigene Verortung darin, methodisch in der eigenen Arbeit zu verankern.

Franziska Strasser

Internationale Entwicklung und Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Zu meinen Schwerpunkten in meinen Studien zählen Migrationsgeschichte, Bildung im Kontext von Flucht und Migration sowie Fragen rund um den Kulturdiskurs in Integrationsfragen.

franziska.strasser@gmail.com

Vanessa Tautter

Memory Conflict and History Education in Northern Ireland 
Negotiating Meaning for the Past in the Present 

This paper addresses the complex influence of competing historical narratives on formal history education in community-specific schools in Northern Ireland. It focuses on the function of school as a political instrument in the transfer of sociocultural interpretative frames as well as its function as a space in which such frames are negotiated between different memory actors. 
Memory conflict over dominance – which occurs inside as well as outside of school – directly affects history education. Thus, history classes constitute a field in which different memory actors compete for interpretive dominance. In this sense, history education can contribute to the transfer as well as the deconstruction of divisive ‘community-specific’ concepts. On the one hand, public institutions in Northern Ireland officially support a shared and critical approach to the past, which is also reflected in the history curriculum and in textbook design. On the other hand, the de facto segregated school system perpetuates societal division and contributes to the transfer of exclusive notions. Yet, as neither of the communities in Northern Ireland is truly homogeneous and the ‘two traditions’ view of Northern Irish society is increasingly questioned, memory actors who digress from ‘community-specific’ perspectives also join this competition. 

This paper will synthesize theories of memory studies, nationalism and ethnic conflict with educational and didactical approaches to exemplarily analyze three concrete historic events in their function as ‘figures of memory’. Data is drawn from the qualitative analyses of 45 interviews and surveys with former secondary school students, the NI history curriculum as well as three history textbooks.

Vanessa Tautter

Vanessa Tautter studied History and English at the University of Graz, Austria, at Maynooth University, Ireland, and at West Virginia University, United States. She completed the diploma program at the University of Graz with a thesis on “The Rising, the Somme and the Agreement: Political Memories in Northern Irish History Education”, building on research she conducted while working at the Centre for the Study of Ethnic Conflict at Queen’s University Belfast, Northern Ireland. During her studies, she worked with the Austrian NGO Südwind on a project on global learning in which she developed teaching resources on ethnic conflict and genocide, which were published last year. From September 2016 to September 2017, she worked as a History and English teacher at Graz International Bilingual School. Currently, she is preparing her diploma thesis for publication and she is also in the early stages of conducting research for her PhD project on the impact of social change on memory formation.
vanessa.tautter@edu.uni-graz.at 

Anujah Fernando

„Le héros invisible“
Zur Repräsentation Schwarzer und of Color Positionen in der Ausstellung Deutscher Kolonialismus – Fragmente seiner Geschichte und Gegenwart im Deutschen Historischen Museum 2016/ 2017

Erstmalig thematisierte das nationalhistorische Museum in Berlin die deutsche Kolonialgeschichte in einer umfangreichen Sonderausstellung. Mit der Etablierung der „New Museology“ (Vergo 1989) sind repräsentationskritische Arbeiten, die nach den Machtverhältnissen im Museum fragen, durchaus etabliert. Erstaunlicherweise lassen sich für den deutsch sprachigen Raum kaum Ausstellungsanalysen hinsichtlich der Repräsentation Schwarzer und of Color Positionen auffinden. In diese Lücke schreibt sich meine Arbeit ein.

In dem abgeschlossenen Masterarbeits-Projekt, untersuchte ich die Ausstellung daraufhin, ob und wie Schwarze und of Color Positionen gezeigt werden. Ausgehend von dem Verständnis des Museums als „Exhibitionary Complex“ (Bennett 1995), in dem verschiedene Subjektpositionen erzeugt und andere stereotypisiert bzw. verworfen werden, nahm meine Arbeit anhand des Fallbeispiels in den Blick, wie Schwarze und of Color Positionen im hegemonialen deutschen Raum verortet werden. Mit einem kombinatorischen Verfahren aus ethnografischen, semiotischen und bildanalytischen Zugängen, bei dem ich mich als Forscherin, als „Subjekt der Interpretation“ (Muttenthaler/ Wonisch 2006) ernstnahm, analysierte ich verschiedene Momente der Ausstellung und gehe darin der Frage nach, wie Schwarze und of Color Positionen im Kontext von einheitsstiftenden Nationalerzählungen im Museum als öffentlichen Ort dargestellt werden.

Bennett, T. (1995). The Birth of the Museum: History, Theory, Politics. London; New York: Routledge.
Muttenthaler, R., & Wonisch, R. (2006). Gesten des Zeigens: zur Repräsentation von Gender und Race in Ausstellungen. Bielefeld: Transcript.
Vergo, P. (Hrsg.). (1989). The New Museology. London: Reaktion Books.

Anujah Fernando

Anujah Fernando studierte Soziologie und Kulturphilosophie sowie Kulturanalysen in Leipzig und Oldenburg. Anujah beschäftigt sich mit Fragen über Möglichkeiten von Gegen-Erzählungen in öffentlichen Räumen sowie den Bedingungen dekolonialen Denkens. Nachdem sie in der Ausstellung „Bremen und die Kunst in der Kolonialzeit“ an der Kunsthalle Bremen involviert war, arbeitet sie gerade an einem Promotionsprojekt zu dem Themenfeld.

Kontakt: anujah.fernando@posteo.de

Gianpiero Favella

Diskurs und Qualität in der Hochschule
Möglichkeiten und Grenzen eines hegemonietheoretischen Analyserahmens.

Seit der Bologna-Reform ist zunehmend die Einführung von manageriellen Steuerungsinstrumenten an Hochschulen zu beobachten – vor allem bei der Evaluation von Forschung, Lehre und Verwaltung hinsichtlich des gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und ökonomischen Bedarfs –, deren Folgen bisher kaum erkundet sind. Frank-Olaf Radtke verweist mit darauf, dass „[m]it der Implementation der neuen Steuerungstechniken im Bildungsbereich […] auf mehreren Ebenen Folgeprobleme unterschiedlicher Art [entstehen; G.F.], deren empirische Beobachtung und Bewertung noch aussteht“ (Radtke, 2009, S.171). Im Ausgang der Lehre (re-)kombinieren sich widerstreitende Diskursstränge, Hochschuldidaktik auf der einen und Evaluation der Lehre auf der anderen Seite, deren Beziehung kontingent ausfällt (vgl. Pohlenz, 2014). Macht- und hegemonietheoretische Ansätze verweisen darauf, dass Bildungsreformen die Entstehung einer neoliberalen Hegemonie in der Bildungspolitik voraussetzen, „die wiederrum durch hegemoniale Transformationen ins akademische Feld zurückwirken“ (Maeße/Hamann, 2016, S.44). In dieser Hinsicht kann die Frage gestellt werden, wie diese ,hegemoniale Transformationʻ beobachtet werden kann. Hierfür ist die Praxis des Artikulierens bedeutsam, da sich in ihr die Deutungskämpfe um Begriffe, Gegenstände und Identitäten einschreiben. In Abgrenzung zum Diskurs begreift Ernesto Laclau das Diskursive als „das Ensemble gesellschaftlicher Sinnproduktion, das eine Gesellschaft als solche begründet. Hier geht es nicht darum, das Diskursive als Ebene oder eine Dimension des Sozialen aufzufassen, sondern als gleichbedeutend mit dem Sozialen als solchem“ (1981, S.176).
Der Beitrag fragt einerseits danach, inwieweit sich der hegemonietheoretische Ansatz als Analyserahmen für die Forschung der Evaluationspraxis in der Hochschule eignet – indem diese spezifische Praxis als Gegenstand begriffen wird –, um dies andererseits exemplarisch an einem Interview mit Akteure*innen aus der Evaluationspraxis in Hochschulen rekonstruktiv zu analysieren.

Gianpiero Favella

Gianpiero Favella hat Pädagogik, Philosophie und Rechtswissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Goethe Universität Frankfurt am Main studiert. Seit 05/2015 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Forschungsorientierung in der Studieneingangsphase“ (FideS) an der TU Kaiserslautern. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt in der Forschungsorientierung in der Studieneingangsphase.
E-Mail: gianpiero.favella@sowi.uni-kl.de

Janina Henkes

Performing Difference: Burn*out als männliche Er*schöpfung in der Leistungsgesellschaft? 
Ein Phänomen im Spannungsfeld zwischen Subjekt und Gesellschaft. 

 Das sogenannte Burnout-Syndrom ist eine Krankheitsbezeichnung, die sich – historisch betrachtet – in einem Feld zwischen Selbstoptimierungsimperativen und gesellschaftlichen Umbrüchen sowie Sozialabbau verorten lässt. Das Dissertationsprojekt „Die diskursive Konstruktion von Burnout: Eine diskursanalytische Untersuchung der medialen und künstlerischen Darstellungsweisen“ fragt u.a. nach diskursiven Konstruktionen, Darstellungsformen von Burnout und den damit verbundenen Umgangsstrategien in verschiedenen Diskursen.  
Das Korpusmaterial umfasst u.a. die medio-politische Diskursivierung von Einzelfällen verschiedenen biologischen Geschlechts. Hier werden Fälle von vermeintlichen Burnout-Patient*innen untersucht und verglichen. Der Geschlechterbias, das Genderdispositiv und die daraus abzuleitenden Subjektivierungsformen in Bezug auf die Dispositive Arbeit und Geschlecht>Doing Gender< und das >gender performance< Konzept systematisch untersucht.  
Auch im Diskurs über Burnout in der Literatur sind die Begriffe Entgrenzung und Flexibilisierung wichtige Chiffres. Der Kunstbetrieb als Arbeitswelt grenzt sich in der Darstellung von konventioneller Arbeit ab und produziert im Werk eine Selbstreferentialität. Bemerkenswert lässt sich dies exemplifizieren anhand des Romanbeispiels Liebe unter Fischen (Freund 2015), indem ein Schriftsteller ein Burnout erleidet, das sich in einer sog. Schreibblockade ausdrückt – also eine explizit für Künstler*innen entworfene Pathologisierungsform. Nachdem er eine junge attraktive Frau trifft, die als frohlockende Inspirationsquelle erscheint, ist seine depressive Verstimmung überwunden. In diesem Fall passiert eine Ästhetisierung der männlichen Arbeit und zudem lässt sich ein intersektioneller Bezug zur Berufsgruppenzugehörigkeit herstellen. 
Ich möchte mit der sozialwissenschaftlichen Perspektive als Bezugspunkt darlegen, anhand welcher Fiktionalisierungsmethoden ein Eskapismus von gesellschaftspolitischen Realitäten stattfindet und welche Subjektivierungsweisen greifen.  

Janina Henkes

Promotionskolleg Die Arbeit und ihre Subjekte. Mediale Diskursivierungen seit 1960., Universität Duisburg-Essen, Fakultät für Geisteswissenschaften. 
Dissertationstitel: Die diskursive Konstruktion von Burnout: Eine diskursanalytische Untersuchung der medialen und künstlerischen Darstellungsweisen 

Forschungsinteressen: moderne Philologie, Soziologie, Gender Forschung, Subjektivation, Diskursanalyse 

Bisherige Studien und Universitätstätigkeit: 
2006-2010: B.A. Langues et Littératures modernes, orientation germaniques. Université de Liège, Belgique. 
2009: Erasmus National University of Ireland Galway. English Literature, European Wommen Stdies. 
2010-2013: M.A. Angewandte Literaturwissenschaft. Freie Universität Berlin, Deutschland. 
2014 Wissenschaftliche Mitarbeit, Elfriede Jelinek Forschungszentrum, Universität Wien. 

janina.henkes@stud.uni-due.de 

Andreas Pacher

Strategic Ambiguity with Diplomatic Objects
The Case of Armenian Cross-Stones

Ambiguity enables different interpretations for multiple actors. In relations with others, diplomats and politicians can strategically use objects without clarifying their meaning. By enabling favorable interpretations for everyone involved, strategic ambiguity can open up political venues which otherwise would have remained shut due to predictable contestations. Other actors, however, may strive to establish a discourse which interprets an ambiguous act as a hostile signal. Objects create political orientations based on the meanings discursively attributed to them by specific actors. This research uses the perspective of symbolic interactionism to study how objects are strategically used in diplomacy and public diplomacy, both in a historical and contemporary perspective. It identifies parallels in how a variety of tangible or visible materials were utilized by diplomats in interstate relations with a higher or lesser degree of ambiguityincluding portraiture, state awards, flags, photographs, pipelines, and animals. This research then provides a case study with regards to the strategic use of cross-stones (orkhachkars’) by Armenian diasporas in various Eastern European host countries. It shows the relations to the political ties with Azerbaijan and Turkey, and how every actor involved attributed different meanings to the khachkars. The observations are based on theories of material culture, symbolic interactionism, and public diplomacy

Andreas Pacher

Mag. Andreas Pacher, M.A. LL.M, publiziert journalistisch und wissenschaftlich zu verschiedenen Themen der Diplomatieforschung. Er studierte zunächst die Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Nach einigen Jahren juristischer Tätigkeit absolvierte er ein Postgraduate in Internationale Beziehungen in Paris (SciencesPo) und in Shanghai (Fudan University). Er ist zudem Chefredakteur von Nouvelle Europe. 

Andreas Pacher writes journalistic and academic articles on various topics revolving around diplomacy and diplomatic theory. He originally studied Law at the University of Vienna (Austria). After a few years of legal work, he pursued a postgraduate in International Relations in Paris (SciencesPo) and in Shanghai (Fudan University). He is editor-in-chief of Nouvelle Europe. 

 

Franz Reiter

Negative Again? Die Anwendung von negative campaigning durch die „Liste Sebastian Kurz – die neue Volkspartei“ im Nationalratswahlkampf 2017   

Das Konzept des negative campaigning – eine Wahlkampfstrategie, bei der Akteur A einen Akteur B explizit kritisiert – hat zwar seit Mitte der 80er Jahre eine umfassende Theoretisierung (u.a. Garramone 1984; Ansolabehere und Iyengar 1994, 1995, 1999; Skaperdas 1995; Lau und Pomper 2004; Geer 2006; Nai und Walter 2015) erfahren, weist aber immer noch eine Vielzahl an Defiziten auf. Es liegt weder eine einheitliche Definition noch ein einheitliches Konzept zu negative campaigning vor. Bezogen auf österreichische Wahlkämpfe gibt es nur eine geringe Anzahl an empirischen Studien über negative campaigning. Genau hier setzt meine Masterarbeit an. Ich untersuche, inwiefern die „Liste Sebastian Kurz – die neue Volkspartei“, welche den Anspruch stellt, als neue politische Bewegung auf negative campaigning zu verzichten, diese Wahlkampfstrategie im Nationalratswahlkampf 2017 anwendet. Ich gehe von der Hypothese aus, dass die „Liste Kurz“ dennoch von negative campaigning als Wahlkampfstrategie Gebrauch macht. Als Methode verwende ich eine quantitative Inhaltsanalyse der medialen Berichterstattung in den letzten sechs Wochen vor der Nationalratswahl 2017. Die Relevanz der Masterarbeit ist zweiteilig: (1) Es ergeben sich Erkenntnisse über die Anwendung von negative campaigning durch die „Liste Sebastian Kurz – die neue Volkspartei. (2) Ich kann daraus Handlungsweisen für neue politische Bewegungen im Umgang mit negative campaigning ableiten.  

Franz Reiter

Franz Reiter  
franz.reiter@student.uibk.ac.at 

 Studienrichtung 
MA Europäische und Internationale Politik – Institut für Politikwissenschaft – Universität Innsbruck  

Forschungsinteressen
Politische Kommunikation  
Wahlkampf und Parteienwettbewerb 
Wahlverhalten und Wahlbeteiligung  

Berufserfahrung:  
Assistenz der Geschäftsführung bei den Tiroler Grünen (seit März 2014)  

Christiane Mayer

Social Media News Use
Modeling Motivations, News Engagement and Political Knowledge

Recent studies suggest that social media are becoming a vital news source. Yet, motivations for accessing news in socially moderated environments remain largely untapped. Given the role news media play in learning about politics, such news behaviors beg the question for its effects on political knowledge. Based on the uses and gratifications approach and cognitive mediation model, a mediated model of the effects of informational and relational motivations for using Facebook as news source is introduced. By distinguishing between consumptive and expressive news engagement, this model illustrates the process through which motivations relate to political discussion and knowledge. Drawing on survey data, results from regression analyses and structural equation modeling show that informational motivation predict consumptive news engagement, whereas relational motivation is related to expressive news behaviors. Consumptive news engagement is indirectly associated with political discussion, via expressive news engagement. Talking politics, in turn, is positively related to political knowledge. Consumptive news behaviors are further directly and positively related to knowledge about politics, while expressive news engagement is so negatively. Thus, the model presented delivers explanations for different knowledge levels acquired. Overall, results may suggest that different motivations trigger distinct cognitive actions. This study contributes to extant literature by outlining that motivations for and uses of Facebook for news matter in predicting political knowledge. Findings provide novel arguments for the positive role consumptive social media news use can play in political learning. Implications are discussed in light of prior work on information processing mechanisms and give directions for future research.

Christiane Mayer

Christiane Mayer (christiane.mayer@univie.ac.at) studierte Communication Science an der
Universität Wien. In ihrem Studium hat sie sich auf Medien- und Kommunikationsforschung spezialisiert. Ihre Forschungsinteressen umfassen die Gebiete digitale Medien und Politik. Sie
war bereits an zahlreichen Forschungsprojekten im universitären und privatwirtschaftlichen
Bereich beteiligt.

Lilly Valerie Kroth

Warum ist das Geheimnis gesellschaftskonstitutiv?
Eine Auseinandersetzung mit Geheimnis, Nichtwissen und ihren gesellschaftlichen Funktionen in Georg Simmels „Das Geheimnis und die geheime Gesellschaft“

Wie sehr Geheimhaltung einzelnen Personen wie auch der Öffentlichkeit und Gesellschaften schaden kann, hat der Missbrauch von Macht durch Wissen in der Geschichte gezeigt. Das Nicht-Offenlegen von Information kann ein drastisches Mittel darstellen, um Korruption und Ausschluss zu kultivieren und Wissen eigennützig zu verwenden. Transparenz ist vor allem in einer Gesellschaft, die stark durch Daten und Informationen reguliert wird, ein brisantes Thema. Das Geheimnis hat heute aus guten Gründen einen eher schlechten Ruf – ganz nach dem Motto „Wer nichts zu verheimlichen hat, hat auch nichts zu befürchten“ wächst Transparenz zu einem gesellschaftlichen Grundwert heran. 

Ein wichtiger Denker des Geheimnisses ist der Philosoph und Soziologe Georg Simmel [1858-1918], der in der Transparenzdebatte von heute immer noch vielfach zitiert wird. In seiner 1908 erschienenen Soziologie unterscheidet er Formen des Geheimnisses und beleuchtet ihren gesellschaftlichen Stellenwert in mikro- wie in makrosoziologischer Hinsicht. Anhand von Simmels Grundlagentext versuche ich der Frage „Warum sind Geheimnisse gesellschaftlich unvermeidbar und sogar wünschenswert?“ nachzugehen, Teilaspekte zu systematisieren und mögliche Parallelen zur heutigen Situation ziehen. Der zentrale  Begriff des Vertrauens als einem Zustand zwischen Wissen und Nichtwissen erstreckt sich für Simmel nicht nur auf den „kleinen“ Kreis einer privaten Sphäre, sondern auch auf den „großen“ Kreis einer Öffentlichkeit – ein Punkt, der ein starkes Gegengewicht zum „Transparenzdogma“ unserer Zeit bietet.

Lilly Valerie Kroth 

© Ina Aydogan

Studienrichtung: Philosophie 
Forschungsinteressen: Wirtschaftstheorie, Theorien des Öffentlichen, Ästhetik, Kunst

lilly.kroth@gmx.de